Schockierende Nachricht aus dem Ahrtal: Der Ex-Karnevalsprinz von Ahrweiler, Mathias Rudolphi, ist tot. Der Unternehmer aus Unkelbach starb am Wochenende völlig überraschend im Alter von 71 Jahren. Bestürzung und Trauer sind riesig, auch in Mainz: Rudolphi war als “Karnevalsprinz des Ahrtals” mehrfach in Mainz zu Gast, unter anderem beim SSC Song Contest des Gonsenheimer Carnevals-Vereins, beim Kirschgartenfest der Ranzengarde und beim Ordensempfang der Jägergarde 2022. Rudolphi war der Erfinder des Flutordens, damit sammelte der Besitzer mehrere Edeka-Märkte Spenden für von der Flutkatstrophe gebeutelte Karnevalsvereine im Ahrtal.
“Mitten aus dem Leben gerissen – wir sind sehr bestürzt und tief betroffen”, heißt es in einer Todesanzeige der Ahrweiler Karnevals-Gesellschaft 1863 e.V.: “Im Alter von 71 Jahren verstarb plötzlich und unerwartet unser Senator und ehemaliger Prinz Mathias Rudolphi.” Die Nachricht löste Schockwellen aus, die bis weit nach Mainz reichen, die Bestürzung ist riesig: Rudolphi war erfolgreicher Unternehmer, Karnevalsprinz von Ahrweiler während der Flutkatastrophe und ein zutiefst sozialer und herzensguter Mensch.
Geboren wurde Mathias Rudolphi 1952 in Paderborn, doch seine Liebe und seine Bestimmung fand er im Ahrtal: 1989 heiratete er seine Frau Elvira, 1990 eröffneten die beiden ihren ersten Edeka-Markt in Ahrweiler. 30 Jahre später nannten die Rudolphis drei Edeka-Märkte mit insgesamt rund 200 Mitarbeitern ihr eigen und gehörten, wie der Bonner General-Anzeiger schreibt, zu den wichtigsten Unternehmern in Deutschland.
Ahrweiler Karnevalsprinz in Pandemiezeiten und Flutkatastrophe
Am 15. November 2019 erfüllte sich ein Traum für Rudolphi: Als Prinz Mathias I. wurde er von der Ahrweiler Karnevalsgesellschaft 1863 zum Karnevalsprinz von Ahrweiler ausgerufen. In einem Jahr 30-jähriges Jubiläum seines Edeka-Marktes zu feiern, Opa zu werden und Karnevalsprinz zu sein – “schöner kann es nicht werden”, schwärmte Rudolphi damals. Was Mathias I. nicht ahnte: Er sollte der wohl am längsten amtierende Karnevalsprinz der Ahrweiler Geschichte werden – er blieb es bis zum Herbst 2022.
Denn erst kam 2020 die Corona-Pandemie und dann, im Juli 2021, die Flutkatastrophe im Ahrtal, die auch die Karnevalsvereine im Tal massiv schädigte: Die gigantische Flutwelle riss auch Vereinsheime und Karnevalswagen mit sich, vernichtete Kostüme, Gardeunformen und Karnevalszubehör. “Eines Tages stand ein kleines Mädchen neben mir und sagte: ‘Hallo Prinz, ich kann für Dich nicht mehr tanzen – ich habe keine Schühchen und kein Kleidchen mehr'”, erzählt Prinz Mathias I. kurz vor dem 11.11.2021 in einem Interview Mainz&.
Den Satz des kleinen Mädchens konnte Rudolphi nicht vergessen, am nächsten Tag skizzierte er den “Flut-Orden”, der einen Karnevalsclown mit Kappe zeigt, der eine Maurerkelle und Steine hält – gedacht, als Hoffnungszeichen für den Wiederaufbau im Ahrtal. Mit dem Flutorden sammelte Rudolphi Spenden für die von der Flut gebeutelten Karnevalsvereine, weit mehr als 15.000 Euro kamen zusammen – es war eine Aktion, die ungemein typisch für den Unternehmer war. “Er war die Stimme der betroffenen Vereine”, sagt Bernd Frank von der Mainzer Jägergarde – auf seinem Ordensempfang hatte Rudolphi im Januar 2022 seinen ersten Auftritt in Mainz.
“Mathias hinterlässt eine große Lücke”
“Er war ein echt emotionaler und großzügiger Mensch”, berichtet Frank. Der Ordensempfang der Jägergarde fand Corona-bedingt 2022 auf dem Freigelände des Kleingartenvereins in Mainz-Bretzenheim statt. “Als er im Vereinsheim sah, dass es da nur einen uralten Herd und keine Spülmaschine gab sagte er spontan: Das geht so nicht – und hielt Wort”, berichtet Frank weiter: “Bei seinem nächsten Besuch in Mainz stiftete er dem Verein eine neue Spülmaschine und einen neuen Herd. Mathias hinterlässt eine große Lücke.”
Hinschauen, anpacken, helfen – das war typisch für den Unternehmer, der mit großer Lebensfreude und einem noch größeren Herzen unermüdlich zu helfen suchte. Als ihm der Gonsenheimer Carnevals-Verein beim ersten SSC Song Contest Anfang Februar 2022 einen Scheck in Höhe von 11.111 Euro überreichte, zeigte sich Rudolphi tief gerührt: “Das ist unglaublich“, sagte er tief bewegt, „mit allem hab‘ ich gerechnet, aber damit nicht.“ Die Unterstützung aus der Narrenhochburg Mainz für das Ahrtal sei enorm, sagte Rudolphi einmal gegenüber Mainz& – viel größer als aus Köln, das bewegte ihn tief.
Mit seiner Herzlichkeit und Großzügigkeit passte Rudolphi in der Tat gut in die Mainzer Fastnacht, mehrfach kam er wieder: zum SSC Song Contest des GCV im Februar 2022, oder zum Kirschgartenfest der Mainzer Ranzengarde im Januar 2023. Beim Rheinland-Pfalz-Tag in Mainz im Mai 2022 durfte Rudolphi gar das Fest gemeinsam mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) miteröffnen, und feierte und schunkelte im Anschluss auf dem Schillerplatz begeistert mit – aus dem Paderborner war längst ein echter Rheinländer geworden.
Als “Vollblutkarnevalist” würdigte ihn denn auch sein Karnevalsverein: “Durch Pandemie und Flut dauerte seine Regentschaft ungwollt bis 2022. Diese Zeit wusste er als sozial engagierter Mensch zu nutzen”, heißt es in deren Nachruf: Der Karneval und die AKG haben ihm viel zu verdanken. Danke Mathias, und ein letztes stilles Ahrweiler Alaaf für Dich!”
Mathias Rudolphi hinterlässt neben seiner Frau Elvira drei erwachsene Kindern. Auch wir bei Mainz& trauern um einen großzügigen und wunderbaren Menschen, der wie kaum ein zweiter mit seinem großen Herzen viele Menschen bewegte und mitriss, nicht gleichgültig zuzusehen, sondern sich für andere zu engagieren. Ruhe in Frieden, lieber Mathias – auch wir haben einen Freund verloren.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Flutorden könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Und zum Gedenken an Mathias Rudolphi haben wir eine kleine Fotogalerie zusammengestellt von seinen Besuchen in Mainz.