Die Farben: Rot. Die Stimmung: prächtig. Der Blick gen Himmel: Bang. Der Eröffnungstag beim großen Landesfest in Mainz war von Hineinfühlen, fragenden Blicken und schließlich ganz viel Glück geprägt. Pünktlich zur offiziellen Eröffnung sollte eigentlich ein Gewitter über Mainz niedergehen – es verspätete sich um gut zwei Stunden. Da wurde auf dem Schillerplatz längst ausgelassen gefeiert: Mit Fastnachtsmusik, Spielmannszug und einem dreifach donnernd kräftigen: „HELAAF!“

Party auf dem Schillerplatz zur Eröffnung. - Foto: gik
Party auf dem Schillerplatz zur Eröffnung. – Foto: gik

Es ist der insgesamt 36. Rheinland-Pfalz-Tag, die Stadt Mainz richtet ihn zum dritten Mal in ihrer Geschichte aus – es ist ein ganz besonderes Landesfest: Rheinland-Pfalz feiert seinen 75. Geburtstag. Der Landtag im frisch sanierten Deutschhaus hat deshalb seine Tore für Besucher weit geöffnet, die Ministerien im Regierungsviertel gewähren Einblicke in ihre Arbeit, viele Landesinstitutionen präsentieren sich.

Bereits ab dem Freitagnachmittag hatten die unzähligen Informationsstände in der Mainzer Innenstadt ihre Zelte aufgeschlossen: Von sozial über natürlich bis hin zu einsatzbereit, bewegt und kreativ finden die Besucher entlang von acht Themenbereichen informatives, spannendes und unterhaltsames. Auch viele Mainzer Einrichtungen haben sich Besonderes ausgedacht: Im Mainzer Dom fliegen Friedenstauben und lockt eine große Ausstellung – und gleich gegen über im Alten Dom zu Mainz wird man „Liebestoll“.

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Mitten zwischen den alten historischen Mauern der Ausgrabungen im Alten Dom zu Mainz, findet nämlich noch am Samstag und Sonntag eine multimediale Inszenierung unter dem Titel „Liebestoll“ statt: Sie geht – so die Ankündigung – „auf den Hammerstein’schen Ehestreit aus dem 11. Jahrhundert zurück“, die als „die schönste Romanze des Mittelalters“ gelte, heißt es bei der Evangelischen Kirche. Die Geschichte ranke sich um den Alten Dom, dabei spielen die beiden Liebenden Irmgard und Otto von Hammerstein die zentrale Rolle.

Der Spielmannszug aus Ahrweiler eröffnete die Eröffnung für den RLPTag2022 in Mainz. - Foto: gik
Der Spielmannszug aus Ahrweiler eröffnete die Eröffnung für den RLPTag2022 in Mainz. – Foto: gik

Für ihre Liebe setzten die beiden alles aufs Spiel und widersetzten sich der Zwangsscheidung durch Bischof Erkanbald – das ist genau der Bischof, dessen Grab 2019 bei den Ausgrabungen im Alten Dom gefunden wurde. Ein Chronist bezeichnete die beiden deshalb einst als „liebestoll“, genau das greift nun die Inszenierung auf: Die Inszenierung des Künstlers Parviz Mir-Ali katapultiert die Romanze vom Mittelalter multimedial ins Mainz des Jahres 2022, die Gäste werden mit Hilfe moderner Elektronik direkt ins Geschehen eingebunden – mehr dazu hier. Das Stück ist noch am Samstag von 11.00 bis 20.00 Uhr und am Sonntag von 11.00 bis 16.30 Uhr zu sehen, Infos dazu hier im Internet.

Die Wetteraussichten für das Wochenende sind derweil entspannt – am Eröffnungsfreitag war das ganz anders: Eine Unwetterfront rollte von West nach Ost über Deutschland, die Einsatzleitung des Rheinland-Pfalz-Tages warnte am Freitagnachmittag sogar vor der Anreise nach Mainz, weil sich im Kreis Mainz-Bingen ein schweres Gewitter zusammenbraute. Auch in Mainz gingen bei schwül-drückenden Temperaturen die Augen des Öfteren zum Himmel: Kommt was, oder kommt doch nichts?

 

Pünktlich zur Eröffnung um 18.00 Uhr auf dem Schillerplatz bliebe s dann erst einmal trocken: Ungestört und frenetisch gefeiert konnte der Spielmannszug aus Ahrweiler mit Einmarsch und karnevalistischen Klängen die Eröffnungsfeier einleiten. Dass ausgerechnet ein Musikzug aus dem Ahrtal diese Ehre hatte, war natürlich kein Zufall: Auch der Spielmannszug gehört zu den Vereinen, die von der Flut am 14. Juli 2021 schwer getroffen wurden.

Offizielle Eröffnung des Rheinland-Pfalz-Tages 2022. - Foto: gik
Offizielle Eröffnung des Rheinland-Pfalz-Tages 2022. – Foto: gik

Ahrtal-Prinz Mathias I. erinnerte denn auch daran, dass die Vereine weiter Hilfe brauchen – und verlieh den Honoratioren auf der Bühne flugs den von ihm ins Leben gerufenen Flutorden. Der Orden wurde als Hilfsaktion für die Karnevalsvereine im Ahrtal ins leben gerufen., und hat bereits Tausende Euro an Spenden für die schwer getroffenen Menschen gebracht – kaufen kann man ihn immer noch: Wo Ihr ihn bekommt, und wie Ihr helfen könnt, lest Ihr hier bei Mainz&.

Ordensverleihung, Spielmannszug – Ihr habt richtig gelesen: Auf dem Schillerplatz wurde am Freitag einfach mal ein Stückchen Fastnacht gefeiert. Mitten im Mai donnerte das „Helau“ über den Platz, flankiert von herzhaften „Alaafs“, dem Schlachtruf der Karnevalisten im Norden – und zur Eröffnung wurde daraus ein gemeinschaftliches „HELAAF!“ Im Westerwald gebe es ja ein Sprichwort, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering (SDPD): „Wer hart arbeiten kann, kann auch hart feiern“, sagte der gebürtige Westerwälder, und staunte: „Ihr in Mainz müsst fleißige Leute sein!“

„Wir feiern Demokratie und Freiheit und Solidarität“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zur Eröffnung und betonte, sie freue vor allem der Zusammenhang der Menschen in Krisenzeiten. Erinnert aber auch an den schrecklichen Krieg in der Ukraine: „Wir dürfen feiern, in dem Bewusstsein, dass es nicht allen gut geht, auch daran denken wir heute.“

Heizten auf der Bühne ein: Matthias und Andreas Bockius. - Foto: gik
Heizten auf der Bühne ein: Matthias und Andreas Bockius. – Foto: gik

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bekannte, wie gut es tue, wieder auf den Plätzen Feiern zu können. „Es ist ein bisschen, wie der 11.11.“, sagte Ebling, und dann fand die offizielle Eröffnung ausgerechnet um 18.11 Uhr statt. „Wir können es nicht lassen“, rief Ebling der Menge zu, „und das Gute ist: Wir haben es auch nicht verlernt zu Feiern.“

So war es dann auch: Die Schnorreswackler vom Gonsenheimer GCV, Die Moritze, die Humbas und vor allem die Brüder Andreas und Matthias Bockius aka DobbelBock heizten der Menge auf dem Schillerplatz so richtig ein – und als dann beim Auftritt von DobbelBock der Himmel doch noch seine Schleusen öffnete, da interessierte das kaum jemanden. Es wurde gerockt und getanzt, gefeiert und genossen. Nur die Technik maulte: Bei den RotRockRappern der Mainzer Prinzengarde hatte die Technik zu viel Wasser gezogen.

Für eine deutliche Störung sorgte der Platzregen vor allem beim SWR: Die eigentlich für 20.15 Uhr angesetzte Livesendung „75 Jahre Rheinland-Pfalz“ musste verschoben werden und ging erst in den Abendstunden mit vielen Interviews und Musikacts über die Bildschirme. Da wurde auf dem Bischofsplatz bei Rockland Radio längst ausgelassen gefeiert. Am Samstagabend steht dann das große SWR3 Open Air Konzert auf der Großen Bleiche auf dem Programm, der Sonntag steht ganz im Zeichen des Festumzuges – mehr dazu hier auf Mainz&.

Info& auf Mainz&: Mehr zum 75. Geburtstag des Landes Rheinland-Pfalz lest Ihr hier bei Mainz&. Das ganze Programm findet Ihr hier auf der Internetseite zum Rheinland-Pfalz-Tag. Videos und Livesendungen vom Rheinland-Pfalz-Tag, auch Auftritte der Fastnachtsgrößen, findet Ihr hier auf unserer Mainz&-Facebookseite. Schaut vorbei! Wie Ihr hin kommt (und wieder weg), Infos zu ÖPNV und Parken und dem Festshuttle, lest Ihr hier auf Mainz&. Und hier kommt unsere Fotogalerie von Tag 1: