Die Fassadengitter am Mainzer Rathaus sind so unsicher, dass sie auf der Stelle abgebaut werden müssen – das teilte die Stadtverwaltung am späten Dienstagnachmittag mit. Bei einer Begehung des Rathauses habe sich „der Verdacht ergeben, dass die Fassadengitter am Rathaus nicht mehr standsicher sind“, teilte die Verwaltung mit. Ein darauf in Auftrag gegebenes Gutachten habe ergeben: Die Konstruktion der Gitter weise „erhebliche Mängel“ auf – es sei „Gefahr im Verzug“. Bereits am Mittwoch werde deshalb mit der Demontage der Gitter begonnen. Damit ist ein prägender Teil der Rathausfassade nicht mehr verkehrssicher.
Bereits am Samstag hatte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) während des laufenden Umzugs der Stadtverwaltung aus dem Mainzer Rathaus durchblicken lassen, die Aufhängung der Gitter sei so marode, dass man sie demontieren müsse. Bekannt war das der Verwaltung da allerdings schon eine ganze Woche lang: Am 11. November sei der Verwaltung das Gutachten zur Beurteilung der Standsicherheit der „Verschattungsgitter“ am Rathaus Mainz vorgelegt worden, teilte die Stadt am Dienstag, den 19. November mit.
Das Gutachten sei in Auftrag gegeben worden, weil bei einer Begehung des Rathauses erhebliche Zweifel aufgekommen waren, ob die Verankerung der Gitter in der Fassade noch sicher sei – Ebling hatte dazu gesagt, die Gitter „wackelten“ in ihrer Verankerung, bei starkem Wind könne das eine Gefahr darstellen. Das Gutachten kam nun zu dem Schluss: „Aufgrund erheblicher Mängel ist die Konstruktion nicht standsicher. Eine Ertüchtigung vor Ort ist ausgeschlossen“, so schreibt es die Stadtverwaltung in ihrer Pressemitteilung. Somit sei „Gefahr im Verzug.“
Daher werde nun „unverzüglich die Demontage aller Sonnenschutzgitter am Rathausgebäude vorgenommen“, das sei die einzige Möglichkeit, die Gefahr umgehend zu beseitigen. Die Demontage der Verschattungsgitter sollte am Mittwochmorgen beginnen, die Baustelle auf der Rheinuferseite eingerichtete werden, die Demontage selbst in Höhe der Hausdruckerei starten. Für die derzeit noch im Rathaus arbeitenden Personen bestehe keinerlei Gefahr, betonte die Stadt: „Sie können Ihren Arbeiten im Gebäude in gewohnter Weise nachgehen.“
Das Mainzer Rathaus wird derzeit leergeräumt, seit Ende vergangener Woche läuft der Umzug der Stadtverwaltung in das neue Stadthaus an der Großen Bleiche. Der zweite Teil des Umzugs steht am kommenden Wochenende an. Das vom dänischen Architekten Arne Jacobsen erbaute Rathaus am Rhein ist stark marode und dringend sanierungsbedürftig, der Umbau soll im kommenden Jahr beginnen – die Details sind allerdings noch unklar. Der Bau weist erhebliche Probleme wie Wasser im Keller, ein undichtes Dach und eine marode Fassade auf. Seit Januar 2018 sichern zudem bereits Fangnetze die Fassade für den Fall herabfallender Fassadensteine – schon im Herbst 2017 hatte ein Architekt gewarnt, der Beton unter den Fassadensteinen sei korrodiert, alle Fensterverankerungen seien marode.
Der Experte hatte Mehrkosten von 3,9 Millionen Euro für den Austausch der Natursteinfassade sowie von 3,3 Millionen Euro für die Sanierung der Gitterfassade veranschlagt. Über die Rathaussanierung wird seit vielen Jahren in Mainz heftig gestritten, zuletzt hatten die Freien Wähler erneut gefordert, mit einem Bürgerentscheid zu klären, ob die Mainzer die Sanierung des denkmalgeschützten Baus wirklich wollten. Die CDU-Opposition argwöhnt, die Sanierung werde erheblich teurer als versprochen – Experten schätzten die Kosten auf 150 Millionen Euro statt der versprochenen 75 Millionen Euro.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Bauzustand des Mainzer Rathauses aus Expertensicht lest Ihr hier bei Mainz&, alles zum Umzug der Stadtverwaltung und wie es mit dem Rathaus weiter geht, steht hier bei Mainz&.