Was für ein Mittwoch – das dürften sich die Kollegen der Feuerwehr Mainz heute gesagt haben: Der Mittwoch bescherte ihnen Großeinsätze in Dauerschleife. Es fing an mit einem Gefahrstoffeinsatz beim Landeskriminalamt in Mainz am frühen Morgen, ging weiter mit einem herrenlosen Boot auf dem Rhein und einem zweiten Gefahrstoffeinsatz im LKA. Dann blieb auch noch ein ICE im Bereich der Wormser Straße liegen, eine verletzte Person musste geborgen werden. Und schließlich behindert der anhaltende Ausfall des Festnetzes und gleichzeitig des Mobilfunknetzes im Kreis Mainz-Bingen die Lage der Rettungskräfte: Der Notruf war praktisch den ganzen Tag gestört.

Roboterfahrzeug Teodor bei einem Einsatz mit einem giftigen Stoff beie ienr Vorführung in der Tiefgarage des Landeskriminalamtes in Mainz im Jahr 2016. - Foto: gik
Roboterfahrzeug Teodor bei einem Einsatz mit einem giftigen Stoff beie ienr Vorführung in der Tiefgarage des Landeskriminalamtes in Mainz im Jahr 2016. – Foto: gik

Es begann mit eine Notruf um 6.45 Uhr, und zwar aus ungewöhnlicher Richtung: Die Polizei Mainz rief nun ihrerseits um Hilfe. In der Tiefgarage des Polizeipräsidiums Mainz lief aus einem Technikraum mit Gefahrenzeichen für Säuren und Laugen eine Flüssigkeit unter der Tür heraus. Ein Haustechniker kontrollierte daraufhin den Raum, und sah eine Flüssigkeit aus einer Anlage tropfen – daraufhin alarmierte er um 6.45 Uhr die Feuerwehr. Die räumte erst einmal den Gefahrenbereich und erkundete mit Schutzanzügen und unter Atemschutz die Lage.

Dabei stellte sich heraus: Gelagert waren hier je rund 50 Liter Natronlauge und Schwefelsäure – und bei der Verbindung zu einer Pumpe war es zu einem Leck gekommen. die Feuerwehr konnte das leck zügig abdichten und führte Messungen durch, um weitere Gefahren auszuschließen. Wegen des aufwändigen Einsatzes – unter anderem 21 Einsatzkräfte und 7 Fahrzeuge von beiden Wachen der Berufsfeuerwehr – musste die Moltkestraße zeitweise für den Verkehr gesperrt werden. Die Einsatzfähigkeit der Polizei sei davon aber nicht betroffen gewesen, heißt es im Bericht der Feuerwehr weiter.

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Gefahrstoffaustritt im LKA, herrenloses Boot auf dem Rhein

Die Einsatzkräfte mussten aber nach Abschluss der Einsatzmaßnahmen dekontaminiert werden, die Einsatzstelle wird ebenfalls fachgerecht gereinigt. Die Ermittlungen zur Ursache des Schadens werden in enger Abstimmung mit einer Fachfirma durch die Kriminaldirektion Mainz geführt. Doch damit war der Gefahrstoffeinsatz noch nicht beendet: Um 11.25 Uhr mussten die Kräfte erneut anrücken – im Keller des Landeskriminalamtes, das ebenfalls im Komplex in der Moltkestraße untergebracht ist, kam es erneut zum Austritt eines Gefahrstoffes – welches genau, teilte die Feuerwehr dieses Mal nicht mit.

Boot der Mainzer Feuerwehr auf dem Rhein. - Foto: Michael Ehresmann/ Stadt Mainz
Boot der Mainzer Feuerwehr auf dem Rhein. – Foto: Michael Ehresmann/ Stadt Mainz

Auch der zweite Austritt wurde durch die Feuerwehr unterbunden, der ausgetretene Stoff mit Chemikalienbinder gebunden. Unterstützt wurden die Kräfte der Berufsfeuerwehr dieses Mal durch die Freiwillige Feuerwehr Mainz-Stadt sowie die Werkfeuerwehr Schott – aus guten Gründen: Zeitgleich liefen nämlich weitere Notrufe ein. Gegen 10.44 Uhr hatten nämlich aufmerksame Passanten ein führerloses Boot auf dem Rhein vor den Mainzer Ufern im Bereich zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Kaiserbrücke gesichtet.

Das treibende Boot wurde bis zum Eintreffen der Feuerwehr durch ein ziviles Boot gesichert, berichtet die Feuerwehr weiter. Der Verbleib der Bootsbesatzung war zunächst unklar und so wurden Suchmaßnahmen auf dem Rhein eingeleitet. Parallel zu den Suchmaßnahmen konnte durch die Polizei der Halter des Bootes ausfindig gemacht werden: Es handelte sich um ein Beiboot eines Rheinfrachters, das sich wohl losgerissen hatte. Nachdem die Vollständigkeit der Schiffsbesatzung durch den Kapitän bestätigt wurde, konnte der Einsatz der Feuerwehr beendet werden.

ICE in Wormser Straße liegen geblieben, Zaun aufgeschnitten

Noch während die Kollegen auf dem Rhein nach den Personen suchten und der Gefahrstoffeinsatz anlief, wurde die Einheit der Feuerwache 1 um 11.32 Uhr zu einer brennenden Thuja-Hecke nach Bretzenheim alarmiert.  Kurze Zeit später folgte dann ein weiterer Großeinsatz: Wegen eines technischen Defekts blieb ein ICE im Bereich der Wormser Straße in Höhe Dr.-Friedrich-Kirchhoff-Straße liegen. Der Zug war mit 144 Passagieren besetzt, als das Zugsicherungssystem eine Zwangsbremsung einleitete – eine Person stürzte dabei und verletzte sich.

Zugausfälle am Mittwoch: Ein ICE blieb kurzzeitig an der Wormser Straße liegen und blockierte den Zugverkehr. - Foto: gik
Zugausfälle am Mittwoch: Ein ICE blieb kurzzeitig an der Wormser Straße liegen und blockierte den Zugverkehr. – Foto: gik

Um den Verletzten aus dem Zug in einen bereitstehenden Rettungswagen transportieren zu können, öffnete die Feuerwehr mit einem Motortrennschleifer ein Zaunsegment – so konnte die Person vom Rettungsdienst und einer Notärztin medizinisch versorgt und anschließend in eine Mainzer Klinik transportiert werden. Die Zugstrecke zwischen den Haltestellen Römisches Theater und Weisenau wurde in beide Richtungen gesperrt – noch während der Rettungsmaßnahme stellte sich dann heraus: Der Zug war wieder fahrbereit, eine Evakuierung der 144 Reisenden nicht erforderlich. Die Feuerwehr musste allerdings das Zaunsegment wieder einbauen und provisorisch verschließen.

Ausfall von Telefon, Handynetzten und Notrufen in Mainz-Bingen

Gleichzeitig aber waren die Rettungsdienste den ganzen Tag über selbst kaum erreichbar: Am Morgen war bei Baggerarbeiten ein Knotenpunkt bei einem Hauptstrangs von Glasfaserleitungen zerstört worden – die Folge. Komplettausfall von Festnetz, Internet und gleichzeitig auch des Mobilfunknetzes fast im ganzen Landkreis Mainz-Bingen. Betroffen sind die komplette Verbandsgemeinde Bodenheim (Bodenheim, Gau-Bischofsheim, Harxheim, Lörzweiler, Nackenheim) sowie Teile der Verbandsgemeinde Rhein-Selz (Oppenheim, Nierstein, Schwabsburg, Dienheim, Dexheim, Mommenheim).

Um in einem Schadensfall die Alarmierung des Rettungsdienstes, der Polizei und der Feuerwehr sicher zu stellen, wurden in den betroffenen Gemeinden die Gerätehäuser der Feuerwehren besetzt, die Bevölkerung wurde über WarnApps und lokale Radiosender über die Lage informiert. Die zwischenzeitlich verwaisten Wachen der Berufsfeuerwehr wurden durch die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Bretzenheim, Marienborn, Mombach und Gonsenheim besetzt. Insgesamt waren bei den verschiedenen Einsätzen 40 Einsatzfahrzeuge, 5 Boote und 170 Einsatzkräfte für die Bevölkerung unterwegs.

Info& auf Mainz&: Die Störungen in den Telefonnetzes sollte am Abend wieder behoben sein, teilte der Landkreis Mainz-Bingen mit – wir hoffen, das kommt auch so.