Sechs Wochen nach dem Brand der Mainzer Rheingoldhalle steht nun fest: Die Schäden an dem Großen Saal des Gebäudes sind erheblich und größer als bislang bekannt. Am Dienstag präsentierte die Stadt die Ergebnisse der Schadensuntersuchungen, und da stellte sich heraus: Die gesamte Wandkonstruktion im Innenbereich entlang der Vorderseite der Halle wurde von Wasser und Löschschaum durchtränkt, Wände und Decken müssen erneuert. Auch das Parkett ist zumindest in Teilen durch Wasser beschädigt – und nun tauchte auch noch Asbest aus bislang unbekannter Quelle auf. Damit musste die Stadt verkünden: Bis Ende 2020 bleibt der Große Saal der Rheingoldhalle geschlossen, frühestens zum 1. Januar 2021 steht der Saal wieder zur Verfügung.

Die Feuerwehr rückte dem Brand der Rheingoldhalle mit großen Mengen Löschschaum zuleibe. - Foto: gik
Die Feuerwehr rückte dem Brand der Rheingoldhalle mit großen Mengen Wasser und Löschschaum zuleibe – das Ergebnis: Das Mauerwerk ist erheblich in Mitleidenschaft gezogen. – Foto: gik

Das ist eine Hiobsbotschaft für Stadt, Fastnachtsvereine und Veranstalter: Mitte Oktober dieses Jahres hatte die Rheingoldhalle eigentlich wieder in den Vollbetrieb gehen sollen. Stattdessen wird der große Saal erst mit mehr als einem Jahr Verzögerung wieder zur Verfügung stehen, teilte Bürgermeister Günter Beck (Grüne) am Dienstag in Mainz mit. Neue Deadline ist jetzt der 1. Januar 2021 – dann soll die Rheingoldhalle komplett runderneuert zur Verfügung stehen. Damit aber fällt der große Saal für die Fastnachtskampagne 2020 komplett aus, ebenso die Vorsaison Ende 2020.

Am 16. Mai hatte das Dach der Rheingoldhalle überraschend Feuer gefangen, in der Holzkonstruktion des umlaufenden Flachdachs breiteten sich die Flammen schnell aus – die Feuerwehr hatte große Mühe, an den Brandherd zu gelangen. Als Ursache machten die Ermittler schnell die Bauarbeiten am Großen Saal aus, die genaue Rekonstruktion des Hergangs steht aber immer noch nicht fest. Der Brand brach an einer Ecke des Daches auf Höhe eines Lichtschachtes und eines Kellnertreppenhauses aus und breitete sich von dort rasend schnell in der Flachdachkonstruktion aus.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Seit Herbst 2018 wird die 50 Jahre alte Rheingoldhalle grundlegend saniert, zum 14. Oktober sollte der Saal, der mehrere Tausend Besucher fasst, samt dem Foyer zum Rhein eigentlich wieder in Betrieb gehen. Doch bei dem Brand musste die Feuerwehr tonnenweise Löschschaum und Löschwasser einsetzen. Damit gelang es zwar, ein Übergreifen des Brandes auf den kleineren Gutenbergsaal zu verhindern. Doch entlang des Großen Saals wurde die gesamte Vorderfront der Rheingoldhalle zur Rheinstraße hin durch Wasser und Löschschaum in Mitleidenschaft gezogen. Die Statik sei nicht angegriffen worden, betonte Beck, doch die gesamte Wandkonstruktion im Innenbereich sei durchfeuchtet und müsse in mühsamer Kleinarbeit abgetragen werden.

Kurz nach dem Brand der Rheingoldhalle steht Wasser in den Nebenräumen des Großen Saals. - Foto: gik
Kurz nach dem Brand der Rheingoldhalle steht Wasser in den Nebenräumen des Großen Saals. Jetzt ist klar: Es verursachte erhebliche Schäden. – Foto: gik

Damit müssen Wände und Böden samt Estrich sowie Decken zum Teil abgerissen und erneuert werden, das alte Parkett der Halle, das eigentlich erhalten werden sollte, wurde zumindest am Rand auf einer Länge von 2,50 Metern erheblich beschädigt. „Der Parkettboden an der Seite ist sehr wellenförmig geworden“, sagte Beck. Wie der Boden in der Halle insgesamt aussieht, kann die Stadt noch nicht sagen, der gesamte Große Saal ist derzeit mit Gerüsten vollgestellt. Bis Ende Oktober werde es dauern, die Schäden des Brandes zu beseitigen, sagte Beck: „Sechs Monate sind weg, der ganze Zeitplan für die Sanierung ist zerschossen, das tut uns weh“, betonte der Dezernent: „Es war wirklich eine Katastrophe.“

Damit muss die Stadt nun fünf große Kongresse allein in diesem Jahr absagen, 2020 werden gar 70 Veranstaltungen ausfallen. Retten könne man davon vielleicht 20 bis 25, sagte August Moderer, Chef des Citymarketings Mainzplus. Man tue alles, den Kunden zu Ausweichquartieren zu verhelfen, in Mainz stünden dafür das Schloss, die Halle 45 – die ehemalige Phoenixhalle – sowie das neue KUZ bereit, auch den Frankfurter Hof will Mainzplus stärker für Veranstaltungen nutzen. Man sei in intensivem Kontakt mit den Kunden und versuche alles, ihnen zu helfen, betonte Moderer: „Die Gefahr ist immer, wenn jemand abwandert, dass er es woanders auch schön findet.“

Der Große Saal der Mainzer Rheingoldhalle ist wegen der Sanierungsarbeiten mit Gerüsten zugestellt. - Foto: gik
Der Große Saal der Mainzer Rheingoldhalle ist wegen der Sanierungsarbeiten mit Gerüsten zugestellt. – Foto: gik

Der Gutenbergsaal rette die Veranstaltungssaison, dazu überlege die Stadt derzeit, ob ein Zelt im Innenhof des Mainzer Schlosses eine Lösung sein könnte. Die meisten Kongressveranstalter wollten jedoch feste Räumlichkeiten, sagte die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU), unter den Absagen litten auch Hotels und Gastronomie in Mainz. Nach Angaben von Mainzplus gab es bereits größere Stornierungen auch in Hotels, nicht alle Hotelbetreiber hätten Verständnis für die Lage, sagte Moderer. Beck appellierte an die Mainzer, nun zusammenzustehen: „Wir werden Kreativität und Phantasie an den Tag legen, um das Schicksal gemeinsam zu meistern“, versprach er. Im kommenden Jahr würden die neuen Mainzer Bürgerhäuser in den Stadtteilen fertig, das werde ebenfalls helfen.

Zur Gesamtschadenssumme in Sachen Rheingoldhalle wollte sich Beck aber noch nicht äußern, die Schadensregulierung mit den Versicherungen laufe. „Die Deckung, das ist noch ein spannendes Abenteuer“, sagte Beck. Auch werde es schwierig, die Baustelle wieder in Gang zu bringen, denn Bauarbeiter und Baufirmen seien „jetzt erst mal weg.“ Die Firmen verhielten sich aber sehr kulant und hätten signalisiert, sie seien bereit, weiter zu machen, wenn es weiter geht, bedankte sich Beck.

Das Dach der Mainzer Rheingoldhalle, zwei tage nach dem Brand. - Foto: gik
Das Dach der Mainzer Rheingoldhalle, zwei tage nach dem Brand. – Foto: gik

Bis Ende 2020 will die Stadt nun mit einem straffen Zeitplan die Sanierungsarbeiten abschließen, und das gleich doppelt: Der eigentlich als zweiter Bauabschnitt gedachte Ausbau der alten Spielbankräume sowie des Kellergeschosses der Rheingoldhalle soll nun zeitgleich mit der Sanierung des Großen Saals erfolgen, die gesamte Rheingoldhalle zum 31.12.2020 fertig sein. Das sei notwendig, weil die Stadt sonst Fördergelder des Bundes in Höhe von 4,8 Millionen Euro verliere, räumte Beck ein: „Es ist alles fokussiert auf den 31.12.2020 – unter dem Vorbehalt des heutigen Kenntnisstandes.“

Denn noch immer lauern auf der Baustelle neue Fallen: Beim Aufräumen des Brandschutts tauchte plötzlich eine Kontamination mit Asbest in der Raumluft auf. „Wir wissen nicht, wo das herkommt“, sagte Beck, Untersuchungen vor Beginn der Sanierungsarbeiten hätten keinerlei Asbestvorkommen ergeben. Die neu aufgetauchte Kontamination könne nur durch die Feuerwehrarbeiten entstanden sein, womöglich durch das Aufreißen von Wandverkleidungen oder Dach. Woher das Asbest stammt, müssen nun Gutachter klären – auf die Stadt kommt nun zusätzlich die teure und aufwändige Entsorgung hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Brand der Rheingoldhalle lest Ihr hier bei Mainz&, über die Brandursache haben wir hier berichtet – und einen Eindruck von den Schäden auf dem Dach geben wir Euch in diesem Mainz&-Artikel.

 

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein