Sie machte Schlagzeilen als Weinkönigin Rheinhessens und gleich danach mit ihren ausdrucksstarken Rotweinen: Eva Pauser aus Flonheim ist eine der herausragenden Jungwinzerinnen Rheinhessens. Für den Blog der Great Wine Capitals hat Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein die inzwischen 33 Jahre alte Mutter eines kleinen Pausers besucht und sich erneut verzaubern lassen von einer charmanten Gastgeberin, toller Architektur und natürlich den immer noch wunderbaren Rotweinen. Das Lesestück zum Wochenende für Euch!
Weingläser und Snack stehen schon bereit, als ich in Pauser’s Vinothek in Flonheim im Herzen Rheinhessens eintreffe. Doch die Augen sind noch viel zu beschäftigt die Schönheit der Umgebung einzusaugen: Die großzügige Couchlandschaft unter dem leuchtend rot-grünen Gemälde, die warmen Holztöne der Theke, den Blick in den Barriquekeller und den anderen aus dem Fenster über die Weinberge Rheinhessens. „Schade, dass man Wein nicht streicheln kann…“ steht auf der Fassade des neuen Kellers. Nun, bei Pauser’s kommen sie dem ziemlich nahe.
„Der erste Architekt wollte uns Türmchen und Sprossenfenster verkaufen“, sagt Eva Pauser, und lacht, „ich wollte mehr das Schlichte, etwas Echtes, kein Schickimicki.“ Nun steht am Rande von Flonheim ein hochmodernes Ensemble von Gebäuden mit klaren Linien und Elementen mit verrostetem Stahl, einem modern-gemütlichen Innenleben und einem Weinkeller, der mit der Schwerkraft arbeitet. „Wir haben den Keller so gebaut, dass eine Frau in ihm arbeiten kann ohne große Kräfte einsetzen zu müssen“, sagt Eva. Pauser’s Quartier nennen sie es – und gewannen damit den Great Wine Capital Best of Wine Tourism Award 2017 in der Kategorie Architektur & Gärten.
„Das Weingut wurde eigentlich immer von Frauen geleitet“, erzählt Eva. Es ist eine dieser typischen Rheinhessen-Geschichten von Hidden Champions und bodenständigen Meistern. Großmutter Amanda Pauser war eine der ersten Winzerinnen der Region, in den 1960ern begann sie mit dem Flaschenwein-Direktverkauf. 1978 gehörte ihr Sohn Friedrich zu den Top-Ten-Winzern in Deutschland, wirklich bekannt ist das nicht.
„Er hat es nie nach außen getragen“, sagt Eva, „mit 16, 17 Jahren habe ich deshalb gesagt: Wir müssen Gas geben und das nach außen tragen.“ Und das hat sie: 2005 wurde Eva Weinkönigin von Rheinhessen, eine der ersten, die das Erscheinungsbild vom biederen Grüßmädchen zur modernen Weinfachfrau revolutionierte. „Ich wollte zeigen, dass ich nicht nur Dekoration bin, sondern auch was im Kopf habe“, sagt sie: „Ich habe lieber eine Stunde mehr an meiner Rede gearbeitet als vorm Spiegel zu stehen.“ Ihren eigenen Kopf – Eva Pauser hatte ihn immer schon.
Winzerin wollte sie werden, schon mit 16 Jahren, machte erst einmal eine Ausbildung als Industriekauffrau bei einer großen Kellerei in Bingen, danach ihren Weinbautechniker in Bad Kreuznach. Aber was ihr Leben änderte, war ein Arbeitstrip nach Kalifornien, ins Nappa Valley: „Ich kam als eine andere Eva zurück“, erzählt sie: „Viel selbstbewusster – und mit Rotweinlust in der Nase.“
Seitdem haben ihre Syrahs, Merlots und Cabernets Ruhm und Preise eingesammelt, obwohl doch den schweren Roten so gar keine Chancen in Rheinhessen eingeräumt wurden. „Das wächst hier nie“, sagten die Alten, Eva ließ sich nicht beirren. „Ich wusste, dass wir hier die Böden und das Klima dafür haben“, betont sie. Schwere Lehm-Löß-Verwitterungsböden mit Sandstein haben sie hier in Flonheim, dazu jede Menge Sonnenstunden. „Brottrocken“, sagt Eva.
Bodenständigkeit und Pioniergeist, hier haben sie beides. Vater Friedrich pflanzte Chardonnay und Sauvignon Blancs noch mit Ausnahmegenehmigung. Bis heute stehen Vater und Tochter gemeinsam im Keller – er für die Weißen, sie für die Roten. „Ich liebe das“, sagt Eva, „da kann uns nichts trennen.“ Das Wissen der Alten über Weinberge und Weinmachen, da höre sie immer ganz andächtig zu – um es dann mit modernen Ideen zu fusionieren.
Nun ist sie 33 Jahre alt und Mutter des kleinen Vincent – wo soll die Reise noch hingehen? „Zu den Sternen“, lacht Eva – und zeigt auf das Weinetikett. „Es wird weniger Gold geben auf den neuen Etiketten, und wir werden unsere Qualitätsstufen nach Sternen benennen.“ Capella, Vega and Sirius, den hellsten Stern für die höchste Stufe, kombiniert mit natürlichen Farben. „Wir arbeiten ja mit dem lieben Gott, unsere Werkstatt liegt unter freiem Himmel“, sagt Eva, „das passt.“ Himmel und Erde – bei Pauser’s in Flonheim haben sie ein Meeting.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Weingut Pauser findet Ihr hier im Internet. Wieso Mainz& über die Great Wine Capitals bloggt und was es mit den GWC-Awards auf sich hat, das könnt Ihr hier lesen. Infos zur Great Wine Capital Mainz sowie die Blog-Geschichten auf Deutsch hier entlang bitte! Wer die Original-Englischen-Geschichten lesen will – bitteschön, die gibt es hier auf dem offiziellen Great Wine Capitals Blog. Und hier könnt Ihr lesen, wie Mainz& den Blogger-Wettbewerb gewann – die Siegerreportage findet Ihr hier: Mit dem Oldtimerbus….