Der Garten ist eine grüne Indoor-Oase, genau dort, wo früher Weinfässer rollten und Trauben gepresst wurden. Orangen und Zitronen hängen von den Bäumen, die Luft ist voller Sonnenlicht. Keine Frage: Der Ingelheimer Winzerkeller ist eines der Gebäude, die den Besucher zum Staunen bringen. In einer alten Winzergenossenschaft entstand mitten in der Rotweinstadt ein neues Weinkulturzentrum samt Vinothek, Restaurant und eigenem Weinberg hinter dem Haus. Kein Wunder, dass der Winzerkeller prompt den Best of Wine Tourism Award der Great Wine Capitals gewann – und das auch gleich auf der internationalen Ebene.

Katharina Ferch auf der Terrasse des alten Kelterhauses, heute der Winzerkeller Ingelheim. - Foto: gik
Katharina Ferch auf der Terrasse des alten Kelterhauses, heute der Winzerkeller Ingelheim. – Foto: gik

„Das Kelterhaus wurde 1904 gebaut, in nur einem Jahr“, erzählt Katharina Ferch von der – Ingelheimer Kultur und Marketing GmbH (IKuM). Die alten Kacheln des Kelterhauses sind noch an den Wänden zu sehen, alte Fotographien zeigen, wie sie einst hier arbeiteten. Stolze Männer in altmodischen Anzügen, Arbeiter in einfacher Arbeitskluft, sie alle posieren für den Fotografen. Die alte Kelterhalle ist heute ein imposanter Indoor-Garten, zur Linken schließt sich ein edles Restaurant an, zur Rechten die Vinothek mit der Tourist-Information.

In den vergangenen Jahren ist sich die kleine Stadt im Schatten von Mainz zunehmend ihrer Geschichte bewusst geworden: Von hier aus, nur wenige Meter entfernt, regierte Karl der Große vor gut 1200 Jahren die Welt, seine Kaiserpfalz ist heute ein beliebter Touristenmagnet. Seit der Zeit Karls des Großen bauen sie hier in Ingelheim jene Reben an, für deren tiefroten Weine die Stadt heute berühmt ist: Rotweinstadt nennt sich Ingelheim selbstbewusst, der Ort ist eine Rotweinenklave mitten im Weißweinland Rheinhessen.

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Spektakulärer Indoor-Garten des Ingelheimer Weinkellers. - Foto: gik
Spektakulärer Indoor-Garten des Ingelheimer Weinkellers. – Foto: gik

Der Winzerkeller Ingelheim war bis vor knapp zehn Jahren eine Genossenschaft, gegründet 1904 für die vielen kleinen Winzer mit ihre, oft kleinen Grundbesitz an Weinbergen. Die Genossenschaft bot Hilfe beim Bewirtschaften und bei der Vermarktung der Weine, das verschaffte Einkommen und Überleben. „Viele waren Winzer im Nebenerwerb“, sagt Ferch.

300 Winzer waren in zu Hochzeiten Mitglied der Genossenschaft, nach dem Zweiten Weltkrieg sanken die Mitgliederzahlen, als immer mehr Nebenerwerbswinzer ihre Weinberge aufgaben, um in der Industrie im Rhein-Main-Gebiet zu arbeiten – nicht zuletzt beim Ingelheimer Pharmakonzern Boehringer. 2011 löste sich die Winzergenossenschaft auf, ganze drei oder vier aktive Winzer hatte es zuletzt noch gegeben.

Die Stadt Ingelheim kaufte das Anwesen als perfekten Ort für eine zentrale Vinothek. „Es gab schon immer ein Restaurant hier, und einen Tanzboden“, sagt Ferch, „viele Ingelheimer haben hier ihre erste Tanzstunde erlebt.“ Die studierte Kulturwissenschaftlerin leitet die Abteilung Marketing und Kommunikation der IKuM, sie ist zentral für den neuen Weinkeller zuständig.

Katharina Ferch in der Vinothek des Ingelheimer Winzerkellers. - Foto: gik
Katharina Ferch in der Vinothek des Ingelheimer Winzerkellers. – Foto: gik

„Die Idee für eine zentrale Vinothek gab es schon lange“, sagt Ferch. Einen gemeinsamen Ort, die Ingelheimer Winzer zu treffen, ihre Produkte zu verkosten, Weinkultur zu erleben – das wurde nun hier realisiert. Direkt neben dem Eingang hält die Tourist Informationen Tipps und Broschüren bereit, der Raum öffnet sich weiter zur Vinothek, wo die Weinflaschen in modernen Eisenregalen entlang der alten Steinwände warten.

24 Winzer und eine Brennerei wurden hier Teilhaber, um die Vinothek gemeinsam zu stemmen. Rund 50 Weine können Besucher hier verkosten, vor der Tür wartet eine Terrasse mit einem Blick bis hinüber in den hessischen Rheingau – zu Füßen ein frisch gepflanzter Demonstrations-Weinberg, auf dem allerdings nur Tafeltrauben wachsen.

Spektakulär auch die Architektur in den Kellern im Untergeschoss. - Foto: gik
Spektakulär auch die Architektur in den Kellern im Untergeschoss. – Foto: gik

Drei Jahre und rund zehn Millionen Euro brauchte es für die Verwandlung des alten Kelterhauses, 2020 gab es prompt den Best of Wine Tourism Award der Great Wine Capitals. Im Untergeschoss erstreckt sich ein wunderschöner alter Gewölbekeller, ein atmosphärischer Raum für Hochzeiten, Meetings oder Weinproben. Die mussten in der Coronazeit natürlich ebenso pausieren wie das Restaurant und die Vinothek, letztere ist inzwischen wieder eröffnet, das Restaurant soll in Kürze folgen.

Ganz hinten im Keller finden sich noch rund ein Dutzend alter Betontanks in die Wände eingebaut, Überbleibsel der alten Weinkeller. „Wir richten diesen Teil gerade für Führungen in die Weinhistorie her“, sagt Ferch. Auch ein Ingelheimer Filmmusikfestival soll hier einmal stattfinden – der Winzerkeller soll zum neuen Hotspot für Wein und Kultur werden.

Info& auf Mainz&: Den Winzerkeller Ingelheim findet Ihr hier im Internet mit allen aktuellen Informationen. Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein ist gleichzeitig auch die Bloggerin der Great Wine Capital Mainz und porträtiert die Preisträger des jeweiligen Jahres für den offiziellen GWC-Blog – den findet Ihr hier. Auf Deutsch stehen die Artikel dann auf dem Blog der Great Wine Capital Mainz, genau hier. Wie es dazu kam, das erzählen wir Euch in diesem Mainz&-Artikel.

 

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