2019 wurde es ins Leben gerufen, sein Ziel: ein exzellentes Musikprogramm jenseits des Mainstreams. Vom 3. bis 6. August 2023 dürfen sich Daheimgebliebene nun wieder auf ein sehr eigenständiges Festival freuen: Das „Hinterhof Open Air“ setzt auf „außergewöhnliche Künstler und Genres, die sich von der Masse abheben“, wie es vom Veranstalter Mainzplus Citymarketing heißt. Erstmals findet das Festival nicht im Hinterhof, sondern Indoor statt. Der Grund: Die Ticketverkäufe bleiben hinter den Erwartungen zurück.

Kulturgarten im Mainzer KUZ. - Foto: Mainzplus
Kulturgarten im Mainzer KUZ. – Foto: Mainzplus

Für gewöhnlich findet das „Hinterhof Open Air“, wie sein Name es schon sagt, im Innenhof des Mainzer Kulturzentrums KUZ statt, nicht so in diesem Jahr: „In Abstimmung mit unseren Künstlern und Agenturen vom ‚Hinterhof Open Air‘ haben wir uns entschieden, das Festival in diesem Jahr vom KUZ Innenhof in die Werkhalle zu verlegen“, teilten die Mainzplus-Geschäftsführer Katja Mailahn und Marc André Glöckner am Freitag mit. Die Besucher dürften sich „wie gewohnt“ auf eine besondere Atmosphäre und hochklassige Konzerte freuen.

Der Grund ist allerdings ein Ernster: Die Ticketverkäufe bleiben offensichtlich hinter den Erwartungen und gewohnten Absatzmengen zurück. „Wir spüren in diesem Jahr, genau wie unsere Mitbewerber, eine gewisse Zurückhaltung bei den Ticketverkäufen“, räumten die Mainzplus-Geschäftsführer ein. Das betreffe im Übrigen auch die große Konzertreihe von „Summer in the City“: Trotz hochkarätiger Künstler und Namen wie Johnny Depp mit den „Hollywood Vampires“, Eros Ramazotti oder Clueso kamen bislang „nur“ rund 45.000 zahlende Besucher zu den Konzerten – deutlich weniger als in früheren Jahren.

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Konzertbranche und Kleinkunstszene: Spürbare Einbußen

Tatsächlich leidet die Konzert- und Kleinkunstszene noch immer unter den Nachwehen der Corona-Pandemie: Schon 2022 standen selbst bekannte Comedians oder Musikbands reihenweise vor halbleeren Sälen und bangten um Ticketverkäufe und Einnahmen. Während Großkonzerte und Festivals meist gut besucht waren, litten gerade kleinere Bühnen und regionale Künstler unter einem wahren Besucherschwund. Gründe waren eine Häufung von Nachholterminen nach dem Ende der Besucherbeschränkungen, aber auch weiterhin eine Zurückhaltung bei vielen Besuchern, denen vielfach die Corona-Lockerungen zu früh kamen, und die sich eben nicht einem Ansteckungsrisiko aussetzen wollten.

Leerer Innenhof des Kulturzentrums KUZ während einer Schließungsphase. - Foto: gik
Leerer Innenhof des Kulturzentrums KUZ während einer Schließungsphase. – Foto: gik

Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs und erst Recht im Winter 2022-2023 machten hingegen den Menschen in Deutschland die galoppierende Inflation und die sprunghaft gestiegenen Energiekosten zu schaffen: Deutschland hat noch immer eine Inflation von mehr als 6 Prozent, deutlich mehr, als viele andere Länder in Europa. Die Folge: Selbst Familien aus der Mittelschicht schränken Restaurantbesuche oder eben auch Ticketkäufe bei Kulturevents massiv ein. Das spürten schon in der Fastnachtskampagne 2023 die Mainzer Vereine: Auch hier blieben die Ticketverkäufe deutlich hinter früheren Jahren zurück.

Viele Narren besuchten statt wie früher vier oder fünf Sitzungen, jetzt nur noch zwei Fastnachtsveranstaltungen, um ein Beispiel zu nennen. Eine ganze Reihe von Vereinen mussten gar einzelne Sitzungen absagen – darunter auch so renommierte Vereine wie die Mombacher Bohnebeitel oder der MCV: Der Kartenverkauf lief zu schleppend. Als Gründe galten auch hier eine Corona-Welle in den Wintermonaten Januar und Februar – und die durch die Inflation gestiegenen Verzehr-Preise bei gleichzeitiger eigener Geldknappheit.

Negativtrend beim Kartenverkauf: Branche leidet unter Inflation

Der Negativtrend setzt sich nun auch in diesem Sommer fort: Selbst das renommierte Großfestival Rock am Ring verkaufte deutlich weniger Karten als in den Vorjahren – auch hier waren die Ticketpreise gestiegen. Ebenso bei „Summer in the City“: Bei den noch ausstehenden Konzerten auf der neuen Bühne am Rhein kosten die Tickets jeweils um die 50,- Euro.

Kulturgarten im KUZ-Innenhof in der Corona-Pandemie - nun geht es eben Indoor weiter. - Foto: Mainzplus
Kulturgarten im KUZ-Innenhof in der Corona-Pandemie – nun geht es eben Indoor weiter. – Foto: Mainzplus

Beim „Hinterhof Open Air“ kosten die Karten nun um die 30,- Euro, geboten werden drei Konzerte mit außergewöhnlichen Künstlern: So gibt sich am Donnerstag, dem 3. August, die südfarikanische Singer/Songwriterin Alice Phoebe Lou die Ehre. Lou lebt seit zehn Jahren in ihrer Wahlheimat Berlin und „begeistert mit einem Mix aus Indie, Electronic und Jazz“, so der Ankündigungstext. „Mit ihrer Setlist, welche Songs aus ihren letzten beiden Alben ‚Child’s Play‘ und ‚Glow‘, sowie ihre neue Single ‚Shelter‘ enthält, möchte sie das Publikum zum Tanzen bringen“, so der Text weiter.

Am Samstag, den 5. August, ist dann der Singer/Songwriter Charlie Cunningham zu Gast. „Mit mehr als einer halben Milliarde Streams hat Charlie Cunningham sich zu einem echten, fast ‚unbemerkten‘ Erfolgskünstler entwickelt, der in seinem Heimatland Großbritannien bereits als Headliner in Londons berühmter Queen Elizabeth Hall auftreten konnte“, schreiben die Organisatoren.

Und schließlich dürfen sich die Mainzer am 6. August auf Thees Uhlmann freuen, bekannt als Sänger der Hamburger Band Tompte. Uhlmann kommt solo zum „Hinterhof Open Air“ und hat sein jüngstes Album „Junkies und Scientologen“ im Gepäck, das „einen durchschlagenden Erfolg feierte.“ Der Titel liefere bereits die Antithese „zu einst spröder Solo-Schlichtheit“ seines ersten Albums, das „selbstbetitelt“ hieß, das zweite nannte sich dann schlicht „#2“. „Fans dürfen sich auf pointierte Texte und eine grandiose Live-Show freuen“, heißt es weiter.

Info& auf Mainz&: Alle Infos, Anfangszeiten und natürlich Tickets zu den Konzerten findet Ihr hier auf der Internetseite des KUZ Mainz.