Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Mainz und Rheinhessen wird künftig von zwei Frauen geführt: Neue Hauptgeschäftsführerin wird zum 1. Juli 2024 die Koblenzerin Karina Szwede, stellvertretenden Hauptgeschäftsführerin die gerade 33 Jahre junge Lisa Haus. Damit regelt die IHK die Nachfolge des Ende Juni ausscheidenden Günter Jertz und stellt sich für die Zukunft neu auf: Das neue Führungsduo bringt umfassende Kenntnisse in Sachen Außenwirtschaft, Fachkräftesicherung und Entrepreneurship mit.

Der bisherige IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz legt sein Amt Ende Juni 2024 nieder. - Foto: IHK Rheinhessen
Der bisherige IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz legt sein Amt Ende Juni 2024 nieder. – Foto: IHK Rheinhessen

Der bisherige Hauptgeschäftsführer Günter Jertz hatte im vergangene September sein Ausscheiden aus dem Amt angekündigt: Der 63 Jahre alte gelernte Journalist hatte die 225 Jahre alte IHK in der Landeshauptstadt Mainz insgesamt 20 Jahre geführt. Die IHK Mainz-Rheinhessen repräsentiert rund 42.000 Unternehmen in Rheinhessen, Jertz hatte zuvor zehn Jahre lang als Geschäftsführer für die Bereiche International, Start-up-Förderung sowie Innovation in der IHK gearbeitet, ab der Jahresmitte 2024 will er sich intensiver in Mainz einbringen und etwa dem Marketing des Themas Gutenberg widmen.

„Mit Günter Jertz verlässt ein sehr respektierter und versierter Hauptgeschäftsführer die IHK, deren Erfolg er maßgeblich mitgestaltet hat“, lobte der damalige IHK-Präsident Peter Hähner im September 2023. Jertz habe die Philosophie der IHK als Dienstleisterin für ihre Mitgliedsunternehmen geprägt, die IHK mit Digitalisierungsangeboten zeitgemäß modernisiert und die duale Ausbildung mit neuen Veranstaltungsformaten und über den Ausbau der Social-Media-Kanäle forciert und sichtbarer gemacht. Zudem habe Jertz ein Personalentwicklungskonzept etabliert, das die Institution „weiblicher und jünger gemacht“ habe.

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Erstmals seit 225 Jahren zwei Frauen an der Spitze der IHK

Und genau so stellt sich die IHK nun auch für Jertz Nachfolge auf: An der Spitze der wichtigen Wirtschaftsvertretung stehen ab dem 1. Juli 2024 zwei Frauen. Die IHK-Vollversammlung beschloss in ihrer Sitzung am Dienstag, die 52 Jahre alte Karina Szwede zur neuen Hauptgeschäftsführerin, und die 33 Jahre junge Lisa Haus zur stellvertretenden Hauptgeschäftsführerin zu berufen. Damit wird die 225 Jahre alte Institution erstmals in ihrer Geschichte von zwei Frauen geführt. Für die Berufungen hatte sich das IHK-Präsidium in einem moderierten Auswahlprozess geschlossen ausgesprochen.

Die neue Spitze der IHK Rheinhessen mit Vorgänger Günter Jertz (ganz links): Karina Szwede (2. von links) und Lisa Haus (ganz rechts). 2. von rechts: IHK-Präsidetn Marcus Walden. - Foto: IHK/ Alexander Sell
Die neue Spitze der IHK Rheinhessen mit Vorgänger Günter Jertz (ganz links): Karina Szwede (2. von links) und Lisa Haus (ganz rechts). 2. von rechts: IHK-Präsidetn Marcus Walden. – Foto: IHK/ Alexander Sell

„Unsere neue Spitze im Hauptamt hat sich in einem starken Bewerberfeld durchgesetzt“, betonte der ebenfalls neue IHK-Präsident Marcus Walden. Die IHK sei mit dem neuen Duo „bestens aufgestellt, um die Wirtschaft unserer Region durch die aktuellen und künftigen Herausforderungen zu führen“, lobte auch Jertz seine Nachfolgerinnen. Besonders die neue Chefin an der Spitze bringt viel Auslandserfahrungen mit, was im stark Export-orientierten Rheinland-Pfalz ein großer Vorteil sein dürfte.

Karina Szwede kommt aus Koblenz, wo sie bei der dortigen IHK bisher als stellvertretende Hauptgeschäftsführerin und Geschäftsführerin für Unternehmensservice und Personal tätig war. Szwede ist ebenfalls Sprecherin International für die Industrie- und Handelskammern in Rheinland-Pfalz. Die gebürtige Ludwigshafenerin studierte Jura an der Universität Mannheim und absolvierte ihr Referendariat in Rheinland-Pfalz, 1998 startete sie ihre berufliche Karriere bei der Auslandshandelskammer in Polen. Es folgten weitere Stationen in leitenden Funktionen bei der DIHK Berlin sowie der Auslandshandelskammer Slowakei.

Expertin für Außenwirtschaft tritt Erbe in schwierigen Zeiten an

In der IHK Koblenz war Szwede seit 2010 in verschiedenen Bereichen von der Außenwirtschaft bis zur Standortpolitik tätig, seit 2018 als Geschäftsführerin für den Bereich Unternehmensservice und Personal und seit 2019 als stellvertretende Hauptgeschäftsführerin. „Karina Szwede hat das Dienstleistungsangebot der IHK Koblenz wesentlich geprägt, neue Formate eingeführt und neue Ausschüsse initiiert, so zuletzt den zweiten IHK-Unternehmerinnenausschuss bundesweit“, lobt man in Mainz. Szwede sei auf Landes- und Bundesebene sowie über ihre Kontakte in die Auslandshandelskammern bestens vernetzt. „Ihre fachliche Kompetenz, ihre Erfahrung auf internationalem Parkett und ihr souveränes Auftreten haben die Findungskommission überzeugt“, heißt es weiter.

Karina Szwede bei der IHK Koblenz. - Foto: IHK Koblenz
Karina Szwede bei der IHK Koblenz. – Foto: IHK Koblenz

Szwede selbst dankte der Vollversammlung für das ihr entgegengebrachte Vertrauen und betonte, sie freue sich auf die Zusammenarbeit Mitarbeitern sowie dem Ehrenamt. „Gerade in Zeiten der Transformation und der Krisen ist es unerlässlich, die IHK für Rheinhessen weiterhin als moderne Dienstleisterin und Interessenvertreterin zu positionieren“, betonte Szwede: „Gemeinsam und zuversichtlich die Zukunftsthemen der Region voranzutreiben ist mir ein sehr großes Anliegen.“

Die neue Spitze tritt ihr Erbe in ausgesprochen schwierigen Zeiten an: Die Wirtschaft lahmt, viele Unternehmen schauen pessimistisch in die Zukunft, die Investitionstätigkeit ist zurückhaltend. Deutschland entwickelt sich wirtschaftlich immer weiter zum Schlusslicht unter den EU-Ländern. Krisen und wachsende Bürokratie, der anhaltende Fachkräftemangel und die weiterhin hohen Energie- und Rohstoffkosten ließen den Frust in den Unternehmen über die schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen „spürbar wachsen“, warnte Ende Februar die IHK Rheinhessen noch in ihrer Konjunkturumfrage.

Haus: Fachkräfte, Entrepreneurship und Startup-Ökosysteme

Bei der Bewältigung der Krisen soll nun auch Lisa Haus helfen: Seit 2014 ist die Rheinhessin in der IHK Rheinhessen in unterschiedlichen Positionen tätig, seit Oktober 2021 verantwortet sie als Geschäftsführerin die Bereiche Berufsbildung und Unternehmensservice, und ist Rheinland-Pfalz-weit für das Thema Fachkräftesicherung zuständig. Haus studierte Politikwissenschaften, Anglistik und Bildungswissenschaften und arbeitete während ihres Studiums für die Deutsche Flugsicherung im Bereich Unternehmenskommunikation.

Steigt von der IHK-Geschäftsführerin zur stellvertretenden Hauptgeschäftsführerin auf: Lisa Haus. - Foto: IHK Rheinhessen
Steigt von der IHK-Geschäftsführerin zur stellvertretenden Hauptgeschäftsführerin auf: Lisa Haus. – Foto: IHK Rheinhessen

An der Hochschule Mainz sowie an der Hochschule Fresenius hat sie zudem Lehraufträge zu den Themen Entrepreneurship, Businessplanning und Startup-Ökosysteme inne. „Seit zehn Jahren darf ich in der IHK gemeinsam mit einem engagierten Ehrenamt und einem starken Team die Entwicklung unserer Wirtschaftsregion mitgestalten“, sagte die stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführerin nun: „Für mich ist es eine Chance und Ehre, diesen Einsatz in die Zukunft zu tragen – und dafür meine Erfahrungen und neue, kreative Ideen zusammenzubringen.“

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