Die Mainzer Jägergarde ruft einen eigenen Fastnachtspreis ins Leben: Die Jägergarde werde ab der kommenden Kampagne den „Mainzer Hirsch“ vergeben, kündigte ihr Generalfeldmarschall Bernd Frank am Dienstagabend beim Ordensempfang an. Aber die Ein-Mann-Garde wäre nicht die Jägergarde, wenn ihr neuer Preis keinen Hintersinn hätte: „Wir machen einen Anti-Orden“, kündigte Frank an, der mit seiner Garde im 9. Jahr seines Bestehens den 38. Ordensempfang feierte. Für den „Mainzer Hirsch“ kann man sich selbst bewerben – nur Ernst nehmen darf man sich dabei nicht.

Sammelt jede Kampagne jede Menge Orden auf der Brust: Bernd Frank,. Generalfeldmarschall der Meenzer Jägergarde. - Foto: gik
Sammelt jede Kampagne jede Menge Orden auf der Brust: Bernd Frank,. Generalfeldmarschall der Meenzer Jägergarde. – Foto: gik

Es war im Jahr 2014, als der Grafiker, DJ und Autoschrauber Bernd Frank seine ganz persönliche Garde ins Leben rief: Die „Meenzer Jägergarde“ entstand aus Franks Sammelleidenschaft des Kultgetränks Jägermeister, entwickelt hat sie sich zu einem nicht mehr wegzudenkenden Element der Mainzer Fastnachtsszene: „41 Vereine glauben tatsächlich, dass die Jägergarde ein Verein ist, und sind hier heute anwesend“, staunte der Gastgeber, und bekannte: „Ich bin sehr dankbar, dass die Mainzer Fastnacht so einen Kokolores mitmacht und wirklich ernst nimmt.“

Was Ernst, und was Satire ist – bei der Mainzer Jägergarde ist beides von jeher eng miteinander verwoben. Das fängt schon bei der Mitgliedschaft an: Generalfeldmarschall, Nachwuchsförderer, Frauenbeauftragter – alles muss Bernd Frank alleine machen. Selbst Schuld, könnte man sagen: Der 2,04 Meter große Hüne verhängte gleich nach der Gründung seiner Garde einen Aufnahmestopp und zieht seither als Ein-Mann-Garde durch die Fastnacht.

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Trommlercorps der Jägergarde eröffnet 38. Ordensempfang

Trotzdem steht das „Wir“ bei der Jägergarde im Vordergrund, in diesem Jahr wurde gar ein Trommlercorps gegründet – einziges Mitglied bisher: Bernd Frank. Einen Ausbilder habe man indes noch nicht, berichtete der Gardechef, droht jedoch an: „Wenn jemand den Mut hat, ‚uns‘ einzuladen, werden ‚wir‘ kommen – und trommeln.“ Tatsächlich nimmt der Generalfeldmarschall Einladungen zu Ordensempfängen, Sitzungen oder anderen Fastnachtsveranstaltungen durchaus Ernst – die Jägergarde sei schließlich die einzige Garde, die jedes Mal vollständig antreten und sogar auch noch im perfekten Gleichschritt marschieren könne, betont Frank.

Ordensempfang der Meenzer Jägergarde (links) mit Tanzmariechen Jasmin und Klepperbub Franz Winkler. - Foto: gik
Ordensempfang der Meenzer Jägergarde (links) mit Tanzmariechen Jasmin und Klepperbub Franz Winkler. – Foto: gik

Tatsächlich marschierte dann in der Corona-Pandemie die Jägergarde auf einmal unverhofft vorneweg: „Wir hatten die letzten Pandemiejahren wirklich eine Aufgabe“, berichtete Frank den versammelten Gästen – schließlich machten die Kontaktbeschränkungen während der Pandemiejahre das Vereinsleben schwer. Nicht so bei der Jägergarde: „Wir konnten ‚uns‘ komplett treffen“, berichtete Frank erleichtert – mehr noch: als Ein-Mann-Umzug absolvierte die Jägergarde 2021 ganz allein den Neujahrsumzug der Mainzer Garden, und selbst ein Ordensempfang fand statt.

2022 fand das Treffen unter freiem Himmel auf einem Gartengrundstück – und damit Corona-konform – statt, 2021 gab es dann statt einem Ordensempfang gleich 33 Stück: Jeder Gast bekam einzeln den Jägergarde-Orden überreicht, und zwar kontaktfrei und in einem Mainzer Hinterhof. „Deshalb ist es heute der 38. Ordensempfang“, betonte Frank – für das 9. Jahr des Bestehens dürfte das ein ziemlich einmaliger Rekord sein.

 

Einen historischen Rekord stellte die Jägergarde auch im Vorjahr auf: Alle Mitglieder der Garde bekamen auf einen Schlag den Mainzer Stadtorden verliehen – und das, obwohl der Ordensempfänger eigentlich durch ein Mitglied der eigenen Garde vorgeschlagen werden muss… Für die Ein-Mann-Garde ein unlösbares Problem, gelöst wurde es durch ein in der Geschichte der Mainzer Fastnacht einmaliges Volks-Fastnachtsbegehren, bei dem Unterschriften für die Verleihung des Stadtordens an Bernd Frank gesammelt wurden.

Tanzmariechen Jasmin Wolfert in Aktion. - Foto: gik
Tanzmariechen Jasmin Wolfert in Aktion. – Foto: gik

Geehrt wurde Frank denn auch dafür, dass seine Ein-Mann-Garde sich als voll akzeptierte Garde in Mainz etabliert hat, während sie gleichzeitig das Gardewesen auf die Schippe nimmt. Und genau so soll es nach dem einstimmigen Beschluss der Garde auch weiter gehen: „Wir machen einen Anti-Orden“, kündigte Frank an, „und wer ihn trägt zeigt: Ich kann über mich selber lachen – und das ist in der Fastnacht einfach wichtig.“

Ab der kommenden Kampagne werde die Mainzer Jägergarde nämlich den „Mainzer Hirsch“ vergeben, und zwar immer zum Ordensempfang, verkündete Frank. Für den Orden müsse man sich selbst bewerben – normalerweise ein absolutes No-Go in der Fastnacht -, und man müsse selbst eine Begründung einreichen, die möglichst unsinnig ausfallen solle. Als Beispiel nannte Frank Ideen wie „Ich kann rückwärts die Treppe runtergehen und mich nur zweimal überschlagen“ oder „ich bin über die Brücke gegangen, und mir wurde der Hut in den Rhein geweht.“

 

„Mainzer Hirsch“ als Anti-Orden für Selbstbewerber

„Es geht darum, dass sich der Ordensempfänger selber mal ein bisschen auf den Arm nimmt und sich selbst nicht so wichtig nimmt“, begründete Frank seine Aktion, denn das fehle in der Mainzer Fastnacht doch derzeit ziemlich: „Dass die Leute einfach mal über sich selbst lachen.“ Tatsächlich greift Frank damit aber zugleich auf die historischen Anfänge der Fastnacht zurück, denn die Garden entstanden eigentlich als Persiflage aufs Militär – insbesondere die preußischen Truppen im 19. Jahrhundert.

Bernd Frank vor einer Fahne der Meenzer Jägergarde, die natürlich ein Hirsch ziert. - Foto: gik
Bernd Frank vor einer Fahne der Meenzer Jägergarde, die natürlich ein Hirsch ziert. – Foto: gik

Mit Perücken, Ladestöcken, Militärrängen und nicht zuletzt den vierfarbbunten Uniformen sollte das strenge Militärwesen auf die Schippe genommen worden – heute zählt Mainz allein weit mehr als ein Dutzend solcher Garden, von denen auch immer noch wieder neue gegründet werden. „Egal ob klein ob groß, egal ob vor Hundert Jahren gegründet oder letzten Donnerstag – letztendlich machen wir alle Fastnacht“, betonte Frank denn auch am Dienstag: „Jede ist die eine Farbe, die Fastnacht bunter macht, und daher sind wir heute alle gleich.“

Auch die Orden in der Fastnacht seien eigentlich eine Persiflage gewesen, betonte Frank – und genau daran knüpfe die Jägergarde nun an: „Es müsste doch eigentlich jetzt mal wieder einen Persiflage-Orden geben“, verkündete Frank. Bewerbungen für den „Mainzer Hirsch“ können denn auch bis zum 11.11.2023 eingereicht werden, und zwar auf der Homepage „mainzerhirsch.de“. Der Orden soll dreimal pro Jahr vergeben werden, über die Vergabe entscheidet natürlich eine Jury – aus Mitgliedern der Mainzer Jägergarde.

„Endlich Fastnacht“, sang da begeistert die Altrheingarde, die mit gleich mehreren Musikstücken den Ordensempfang stürmte, „bei uns wird jetzt gefeiert, getanzt und gelacht!“ Getanzt wurde allerdings in erster Linie von Tanzmariechen Jasmin Wolfert, die von der Husarengarde kommend zuvor einen schmissigen Tanz aufs Parkett gelegt hatte – als Ein-Frau-Tanzgruppe. Also dann: Die Kampagne 2023 läuft, und die Altrheingarde gab ein Versprechen ab, das hoffentlich wahr wird: „Nie mehr Rosenmontag, nie mehr Rosenmontag – ohne Euch!“

Info& auf Mainz&: Mehr zur Meenzer Jägergarde und dem Stadtorden lest Ihr hier bei Mainz&. Ein Porträt des Jägergarde-Gründers aus dem Jahr 2016 lest Ihr hier bei Mainz&. Ein Video der Altrheingarde findet Ihr hier auf unserem Facebook-Account, beide Videos könnt Ihr demnächst in unserem Mainz&-Youtube-Kanal ansehen. Viel Spaß!