Der Frust über die Absage des Mainzer Rosenmontagszuges ist groß, doch in der Narrenhochburg Mainz gilt weiter die Devise: Die Fastnacht als Fest kann man gar nicht absagen – die stehe schließlich wie Weihnachten und Ostern fest im Kalender. Doch wie sie 2022 stattfinden kann, das steht weiter in den Corona-Sternen: Experten prophezeien eine neue Omikron-Welle im Januar. Die Mainzer CDU schlägt nun eine erweiterte Fastnachtsmesse in der Mainzer Innenstadt vor: Ein Volksfest mit Fastnachtsstimmung und mit Abstand könne „ein bisschen Fastnachtsgefühl auch ohne Rosenmontagszug ermöglichen“ und gleichzeitig den Schaustellern helfen, sagte Kreischef Thomas Gerster.

Buntes Rosenmontagstreiben auf der LU - das gab's zuletzt 2020. - Foto: gik
Buntes Rosenmontagstreiben auf der LU – das gab’s zuletzt 2020. – Foto: gik

Am Montagabend hatte der Mainzer Carneval Verein (MCV) als Veranstalter der Straßenfastnacht in Mainz die Absage des Mainzer Rosenmontagszuges verkündet – die Bedingungen der Corona-Pandemie machten schlicht eine Veranstaltung mit 500.000 Zuschauern in der Mainzer Innenstadt nicht möglich. Zwar sinken die Corona-Inzidenzen derzeit deutlich, Experten sagen aber eine neue Corona-Welle durch die neue Omikron-Variante voraus – und zwar genau Mitte Januar, also dann, wenn die Mainzer Fastnachtskampagne gerade so richtig Fahrt aufnehmen würde.

Für die Fastnachtshochburg Mainz ist das Aus für den Rosenmontagszug ausgesprochen bitter: Schon zum zweiten Mal hintereinander fällt der Höhepunkt der Mainzer Fastnachtskampagne aus, das gab es zuletzt im Zweiten Weltkrieg vor 70 Jahren. Überraschend kam die Entscheidung indes nicht: In den vergangenen Wochen hatten bereits immer mehr Städte und Vereine ihre Fastnachtsaktivitäten inklusive Umzügen gestrichen, darunter Koblenz oder Ludwigshafen.

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Rheinhessenumzug 2016 in Mainz: Bunter Trubel vor dem Staatstheater. - Foto: gik
Rheinhessenumzug 2016 in Mainz: Bunter Trubel vor dem Staatstheater. – Foto: gik

In Köln wurde zwar inzwischen die Sitzungsfastnacht abgesagt, eine Entscheidung über die Straßenfastnacht ist hier aber noch nicht getroffen – offenbar hoffen die Karnevalisten in Köln noch auf Entspannung Ende Februar, schließlich fällt Rosenmontag erst auf den 28. Februar. In der Fastnachtshochburg Düsseldorf beschloss man hingegen, den Rosenmontagszug in den Mai zu verlegen – in Mainz hat man damit schon Erfahrung: 2016 war der Mainzer Rosenmontagszug wegen Orkantief Ruzicka abgesagt worden, die Narren riefen kurzerhand einen „Rheinhessenumzug“ als Ersatz ins Leben. 180.000 Zuschauer feierten am 8. Mai 2016 bei strahlendem Sonnenschein eine fröhliche Straßenparty – echte Fastnacht war das aber nicht.

Für 2022 ist das indes keine Option, und das nicht nur wegen Unsicherheiten in Sachen Corona und der Tatsache, dass im Frühling eben keine Fastnacht zu feiern ist. Nein, im Mai 2022 wird es ohnehin einen Umzug in Mainz geben: Vom 20. bis 22. Mai wird in Mainz der 75. Geburtstag des Bundeslandes gefeiert – und fester Bestandteil des Rheinland-Pfalz-Tages ist jedes Jahr ein großer Festumzug, der wohl im Jubiläumsjahr ein bisschen größer ausfallen dürfte.

Die Fastnacht rettet das indes nicht: Die Absage der Fastnachtsveranstaltungen ist für viele Vereine einen erneuten finanziellen Rückschlag, dazu leidet die soziale Komponente der Fastnacht. Gerade die Garden sorgen sonst mit Nachwuchsarbeit und Jugendbetreuung für Zusammenhalt und soziales Miteinander, nun bleiben vielfach Proben und Zusammenkünfte wegen Corona auf der Strecke. Und werde das Brauchtum Fastnacht nicht gepflegt, dann sterbe es allmählich, warnte jüngst auch der neue MCC-Präsident Florian Sitte.

Garden, Konfetti und Helau - der Rosenmontag 2020 in Mainz. - Foto: gik
Garden, Konfetti und Helau – der Rosenmontag 2020 in Mainz. – Foto: gik

Der Ausfall sei „sehr schmerzlich“, der Stadtvorstand könne aber „die Absage absolut nachvollziehen, wir tragen diese Entscheidung mit“, sagte am Donnerstag Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Der Rosenmontag werde fehlen, die Fastnacht an sich damit aber keineswegs abgesagt, betonte Ebling zugleich. „Ich bin sicher, dass aus den Vereinen wieder Geistesblitze erwachsen werden, damit wir Saalfastnacht dann mit neuen Formaten erleben können“, sagte der OB aber auch: „Und vielleicht kommt der erfindungsreiche MCV ja auf ein paar alternative Ideen, mit denen wir das Brauchtum Fastnacht feiern können.“

Tatsächlich hatte bereits die ausgefallene Präsenz-Kampagne 2021 der Mainzer Fastnacht jede Menge neue Ideen und digitale Formate beschert, viele werden nun wohl 2022 eine Neuauflage erleben: Streamung, DisTanz und andere digitale Formate sind bereits wieder in der Vorbereitung, „Fastnacht goes Internet“ dürfte auch 2022 wieder die Devise heißen.

Das große Riesenrad am Dom am Rosenmontag 2017:; Neuauflage einer großen Fastnachtsmesse 2022?
Das große Riesenrad am Dom am Rosenmontag 2017:; Neuauflage einer großen Fastnachtsmesse 2022?

Die Mainzer CDU schlägt nun zudem eine erweiterte Fastnachtsmesse in der Stadt als kleinen Ausgleich vor: „Man sollte – sofern keine weitere Verschärfung der Infektionslage eintritt – die Chance nutzen, dass in diesem Jahr keine Hunderttausende in die Stadt strömen, um den Menschen mit einem attraktiven Volksfest eine Fastnachtsstimmung mit Abstand zu ermöglichen“, sagte CDU-Kreischef Thomas Gerster. So könne auch den Schaustellern, die nun seit Beginn der Pandemie unter massiven Einbußen zu leiden hätten, geholfen werden.

Viele Menschen erinnerten sich noch an die große Fastnachtsmesse, die sich vom Rhein durch die ganze Stadt zog, sagte Gerster weiter – das könne man doch wiederaufleben lassen. Eine solche Messe lasse sich zudem Corona-konform durchführen, betonte Gerster: Schließlich hätten der 11.11. und der Weihnachtsmarkt gezeigt, „dass die Menschen in der Lage sind, im Freien verantwortungsbewusst zu feiern ohne dass es zu massiven Neuinfektionen kommt.“ Tatsächlich hatten noch am 11.11. 7.500 Mainzer Narren den Fastnachtsauftakt auf dem Mainzer Schillerplatz gefeiert – unter 2G-Regeln. Eine Infektionswelle habe das nicht ausgelöst, teilte das das Mainzer Gesundheitsamt mit. Auch die stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende und Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz betonte, die Schausteller zeigten beim Weihnachtsmarkt ein hohes Verantwortungsbewusstsein, sie selbst stehe der Idee, eine solche Messe unter den gleichen Bedingungen durchzuführen, positiv gegenüber.

Eine erweiterte Fastnachtsmesse könne zudem „den Menschen ein bisschen Fastnachtsgefühl auch ohne Rosenmontagszug ermöglichen“, sagte Gerster weiter – etwa mit einem fastnachtlichen Rahmenprogramm mit Musikgruppen der Garden oder Gardeballetts. „Es ist doch besser, man trifft sich im Freien auf der Kerb, als in engen Privaträumen“, sagte Gerster. Der MCV hatte zudem schon 2021 überlegt, Motivwagen in der Mainzer Innenstadt aufzustellen, und narren daran vorbeiflanieren zu lassen – womöglich erlebt die 2021 nicht umgesetzte Idee nun eine Wiederauflage.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Absage des Mainzer Rosenmontagszuges lest Ihr hier bei Mainz&, mehr zur Empfehlung der Absage von Fastnachtsveranstaltungen durch die Mainzer Fastnacht eG gibt es hier bei Mainz&. Wie der Rheinhessenumzug 2016 war, könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.

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