Der Sommer so heiß, die Stadt glüht – da käme eine kleine Abkühlung durch eine kühlen Schluck Wasser gerade recht. Doch im Gegensatz zu anderen Ländern sind öffentliche Trinkwasserstellen in Deutschland weiter rar. Die Freien Wähler fordern nun, mehr öffentliche Trinkbrunnen zu errichten: Der Bedarf sei da, doch ein Landes-Förderprogramm werde nur wenig genutzt, klagen sie: In drei Jahren seien lediglich 30 neue Brunnen entstanden. Klar ist: In Mainz wird es vorerst keine Trinkwasserbrunnen geben, die Stadtverwaltung lehnte das jüngst ab – Gründe seien Hygiene und hoher Aufwand.

Wasser sorgt in heißen Sommermonaten in Städten für wichtige Abkühlung. - Foto: gik
Wasser sorgt in heißen Sommermonaten in Städten für wichtige Abkühlung. – Foto: gik

Hitzesommer nehmen in Deutschland rapide zu, Klimaforscher prophezeien: Gerade die Städte werden in Zukunft zu wahren Hitze-Hotspots. Die Forscher raten auch, es brauche mehr Wasser im öffentlichen Raum, das gilt sowohl für Brunnen zur Abkühlung des Stadtklimas, aber auch für öffentliche Trinkwasserspender. Die Bundesregierung beschloss gar vergangene Woche einen Gesetzesentwurf, nach dem Trinkwasser aus dem Leitungsnetz künftig an möglichst vielen öffentlichen Orten frei verfügbar sein muss.

Die Stadt Mainz lehnt indes das Errichten von Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet ab, dabei hatte noch im August 2019 der Mainzer Stadtrat auf Antrag der SPD beschlossen, zehn öffentliche Wasserspender auf den Weg zu bringen. Anlass war damals der Start eines Landes-Förderprogramms: 100 öffentliche Trinkwasserbrunnen wollte die damalige Umweltminister Ulrike Höfken (Grüne) mit dem Programm auf den Weg bringen, pro Kommunen sind zwei Brunnen förderfähig, jeweils mit 4.000 Euro.

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Die Freien Wähler im Mainzer Landtag wollten nun wissen, was aus dem Programm geworden ist, die Bilanz ist ernüchternd: Knapp 30 Trinkwasserbrunnen seien bislang erst gefördert worden, sagte nun der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler, Stephan Wefelscheid, und mahnte: „Damit das Ziel noch erreicht wird, müssen die Kommunen schnell handeln – denn das Förderprogramm läuft möglicherweise zum Ende des Jahres aus.“

Die Freien Wähler Stephan Wefelscheid (vorne) und Christian Altmaier mit einem stillgelegten Trinkwasserbrunnen in Koblenz. - Foto: Freie Wähler
Die Freien Wähler Stephan Wefelscheid (vorne) und Christian Altmaier mit einem stillgelegten Trinkwasserbrunnen in Koblenz. – Foto: Freie Wähler

Wefelscheid forderte, es brauche mehr öffentliche Trinkbrunnen in den Städten. Geeignete Orte dafür gebe es genügend: „Sie könnten nicht nur in belebten Innenstädten, sondern auch an den zahlreichen touristischen Attraktionen, stark frequentierten Plätzen sowie beliebten Rad- und Wanderwegen entstehen“, sagte Wefelscheid weiter. Von der Landesregierung wolle er nun wissen, wie viele Anträge zum Förderprogramm im Jahr 2022 gestellt wurden, und wie das Land die Initiative der Bundesregierung unterstütze. Von den Brunnen profitierten „Mensch und Umwelt gleichermaßen, schließlich wird durch Leitungswasser aus Trinkbrunnen kein Verpackungsmüll produziert“, betonte der Politiker.

Aus der Landeshauptstadt Mainz jedenfalls gab es keinen Antrag für neue Trinkwasserbrunnen – im Gegenteil: Die einzige, bisher existierende Wassersäule auf dem Rebstockplatz zwischen dem Mainzer Markt und dem Brand-Zentrum wurde inzwischen ebenfalls außer Betrieb genommen, damit gibt es in Mainz keinen einzigen öffentlichen Trinkwasserbrunnen mehr.

 

„Diese Anlage war sehr störanfällig“, teilte die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) Ende Juli auf Anfrage der CDU im Mainzer Stadtrat mit: „Die aus hygienischer Sicht erforderlichen Vorkehrungen zum Betrieb von Trinkwasserbrunnen führen mitunter zu einem auch ökologischen bedenklichen Fakt.“ Denn je nach Standort der Anlage sei „aufgrund der Länge von Anschlussleitungen eine Zwangsspülung des Brunnens notwendig sowie ein zusätzlicher Kanalanschluss“, so Steinkrüger weiter.

Der Trinkwasserbrunnen am Rebstockplatz in Mainz, der einzige bislang, ist nicht mehr in Betrieb. - Foto: gik
Der Trinkwasserbrunnen am Rebstockplatz in Mainz, der einzige bislang, ist nicht mehr in Betrieb. – Foto: gik

Damit aber habe umgerechnet für jeden Liter Trinkwasser, der an einem solchen Brunnen entnommen würde, „nach ersten Berechnungen der Mainzer Netze GmbH bis zu 22 Liter Trinkwasser gespült und in den Kanal geleitet werden müssen“, teilte die Dezernentin weiter mit. Die Suche nach neuen, geeigneten Standorten gestalte sich deshalb als schwierig. Trinkwasserbrunnen seien „nur an wenigen Stellen mit sehr hohem Nachfragepotenzial bzw. einer kontinuierlich hohen Nutzung sinnvoll zu betreiben.“

Für das Aufstellen solcher Brunnen sieht die Stadt Mainz offenbar in erster Linie Probleme und Hürden: Zunächst müsse ein passender Standort gefunden werden, die Anforderungen an einen ordnungsgemäßen Betrieb seien zudem hoch, heißt es in der Antwort weiter: So müsse die Trinkwasserqualität sichergestellt und regelmäßig überprüft werden, ebenso der ständige Vor- und Nachlauf sowie die Sicherung vor Frost und Vandalismus.

 

Wasser an heißen Tagen, das bot die Brunnensäule in einer Nebengasse des Mainzer Marktplatzes. - Foto: gik
Wasser an heißen Tagen, das bot die Brunnensäule in einer Nebengasse des Mainzer Marktplatzes. – Foto: gik

„Weiterhin muss der Betreiber einer solchen Anlage die Brunnenanlage jederzeit in einem hygienisch einwandfreien Zustand vorhalten, da beim Trinkwasser strengste hygienische Vorschriften zu beachten sind“, heißt es weiter. Dies sei nur durch eine häufige Kontrolle der Anlagen zu gewährleisten. Für Anschaffung und Montage rechneten die Mainzer Netze als Betreiber der öffentlichen Trinkwasserversorgung denn auch mit mindestens 10.000 Euro – abhängig vom jeweiligen Standort eine solchen Trinkwasserbrunnens. Bei einem ungünstigen Standort könne dies auch mehr werden.

Bei den Mainzer Netzen heißt es auf Mainz&-Anfrage: Eine Aufstellung weiterer Trinkwasserbrunnen sei derzeit nicht geplant und werde auch derzeit nicht geprüft. Der Brunnen am Rebstockplatz werde nicht weiter betrieben. Bei der Stadt Mainz heißt es weiter, man prüfe „im Rahmen der Erarbeitung eines zukünftigen Konzepts zur Anpassung an den Klimawandel unterschiedliche Möglichkeiten, um die Versorgung der Bürger mit Trinkwasser insbesondere an häufiger werdenden Hitzetagen zu unterstützen.“

 

Karte der Refill-Anbieter in Mainz. - Grafik: Refill, Screenshot: gik
Karte der Refill-Anbieter in Mainz. – Grafik: Refill, Screenshot: gik

Ansonsten verweist die Stadt als Alternative auf das Projekt Refill: Dies sei in Mainz „bereits in der Fläche etabliert und wächst kontinuierlich.“ Bei der ehrenamtlichen Aktion „Refill“ bieten vor allem Einzelhändler und Gastronomiebetriebe Besuchern an, eigene Trinkwasserflaschen kostenlos mit Leitungswasser aufzufüllen. Nach Angaben der Stadt waren 2019 im Mainzer Stadtgebiet 36 Refillstationen verzeichnet – 2020 seien es allein 30 Standorte in den Stadtteilen Altstadt und Neustadt gewesen. Wie viele es heute sind, teilte die Stadt nicht mit.

Öffentliche Gebäude bieten die Refill-Möglichkeit aber nicht an, in den Mainzer Stadtteilen finden sich solche Möglichkeiten zudem kaum. Der Nachteil dabei: Der Nutzer muss eine eigene Flasche dabei haben, und sich in ein Geschäft oder ein Restaurant begeben. Erkennbar sind die Anbieter an einem Aufkleber am Eingang. Und: Der Service funktioniert natürlich auch nur während der Öffnungszeiten der Einrichtung.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Aktion Refill und den Standorten bundesweit findet ihr hier im Internet. Mehr zum Landes-Förderprogramm „100 Trinkwasserbrunnen für Rheinland-Pfalz“ findet Ihr hier im Internet. Unseren Artikel „Mehr Trinkwasserbrunnen für Mainz“ aus dem Jahr 2019 könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.