Die große Hitze über dem Rhein-Main-Gebiet hat nun auch Auswirkungen auf die Ozonwerte – ja, das gibt es noch. Am Mittwoch gab es erstmals seit drei Jahren wieder eine Ozonwarnung für Mainz: Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt wurden am Mittag Ozonwerte von mehr als 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen, und zwar in Mainz und in Worms. Am Vortag hatte es eine solche Warnung bereits für Speyer gegeben. Ozon ist ein Reizgas, das Reizungen von Augen und Schleimhäuten, aber auch Husten, Kopfschmerzen und Atembeschwerden bis hin zu Lungenproblemen auslösen kann.

Die intensive Hitze der vergangenen Tage hat nicht nur Auswirkungen auf Schweiß und Schlappheit, viele Menschen merken derzeit auch, dass ihre Augen jucken oder tränen, Schleimhäute gereizt sind oder sie sogar Probleme beim Atmen bekommen. Eine Allergie ist das meist nicht, Auslöser könnte in vielen Fällen das Reizgas Ozon in Verbindung mit sogenanntem „Sommersmog“ sein – einer erhöhten Konzentration von Schadstoffen in der Luft. Rote Sonnenuntergänge sind übrigens ein Zeichen für viele Schadstoffe in der Luft – so schön sie auch sind.
Ältere werden sich noch erinnern: Ozonwarnungen gab es früher deutlich häufiger, vor allem im Supersommer 2003 kamen die permanent vor. „Seit 1995 hat die Zahl der Stunden mit Ozonwerten über 180 beziehungsweise 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft deutlich abgenommen“, heißt es beim Bundesumweltamt. Der Grund: Verglichen mit dem Jahr 1990 seien die Emissionen der Ozonvorläuferstoffe – also Stickstoffoxide und flüchtige organische Verbindungen ohne Methan – in Deutschland bis 2022 um 67 Prozent beziehungsweise 74 Prozent zurückgegangen.
Ozon: Abgebaut durch Autogase, Hauptursache: Industrie
Die Ozonkonzentration wird an rund 260 Messstationen in Deutschland überwacht, interessant dabei auch: Die Ozonkonzentration ist an ländlichen Messstationen oft niedriger als in Städten, denn Stickstoffmonoxid (NO) reagiert mit Ozon und baut es dabei ab – Stickstoffmonoxid aber ist in Autoabgasen enthalten. Der Abbau senkt die Ozonbelastung in Innenstädten, erklärt man beim Bundesumweltamt. Eine wichtige Quelle für den Ausstoß von Ozon-Vorläuferstoffen stellt besonders der Kraftwerksbereich dar, hier werden „Stickstoffoxide und aus der Anwendung von Lacken und Lösungsmitteln flüchtige organische Verbindungen emittiert“, so die Erklärung der Experten.

In Mainz wird Ozon vor allem an den Messstationen in der Rheinallee und in Mainz-Mombach gemessen – und es ist denn auch die Industrie-nahe Station in Mombach, an der der Ozonwert am Mittwoch eine kritische Schwelle erreichte: Um 13.00 Uhr wurde in Mombach eine Konzentration von 184 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gemessen. Seit 2010 gibt es zum Schutz der menschlichen Gesundheit für Ozon einen europaweit einheitlichen Zielwert: 120 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) als 8-Stunden-Mittel sollten nicht öfter als 25-mal pro Kalenderjahr, gemittelt über drei Jahre, überschritten werden.
Ab einem Stundenmittelwert von 180 Mikrogramm wird die Bevölkerung über die Medien informiert, ab 240 Mikrogramm wird eine offizielle Warnung herausgegeben. Der Grund: Ozon ist ein starkes Reizgas, das Atemwege reizt, zu Kopfschmerzen führen und sogar die Lungen schädigen kann. Die häufigste Reaktion sind Reizungen der Schleimhäute und Brennen der Augen, viele Menschen husten unvermittelt oder leiden an Kopfschmerzen. „Diese Reizungen sind von der körperlichen Aktivität weitgehend unabhängig, ihr Ausmaß wird primär durch die Aufenthaltsdauer in der ozonbelasteten Luft bestimmt“, betont das Bundesumweltamt.
Ozon über 180 Myk: Bitte KEIN Sport oder Aktivität im Freien!
Ab einem Wert von 180 raten Mediziner deshalb dringend von Sport oder intensiver Betätigungen im Freien ab. Vor allem von besonderen sportlichen Ausdauerleistungen in den Nachmittagsstunden wird dringend abgeraten. Denn wird Ozon tief und häufig eingeatmet – etwa bei körperlicher Aktivität – kann es „verstärkt bis in die tiefen Lungenabschnitte gelangen und dort durch seine hohe Reaktionsbereitschaft Gewebe schädigen und entzündliche Prozesse auslösen“, warnen die Experten: „Vor allem nach reger körperlicher Aktivität im Freien wurde bei Schulkindern und Erwachsenen eine verminderte Lungenfunktion nachgewiesen.“
Diese Beeinträchtigungen normalisierten sich im Allgemeinen zwar spätestens nach 48 Stunden wieder, aber im Lungengewebe können sich entzündliche Reaktionen bilden, die teilweise wieder zurückgehen. Die Reizwirkungen seien „im Sinne einer Vorschädigung des Lungengewebes zu verstehen, durch die sowohl eine Sensibilisierung durch chemische oder biologische Allergene ermöglicht als auch die Auslösung von allergischen Symptomen begünstigt werden kann.“ Im Klartext: Wer auf Ozon reagiert, der kann durch die Schädigung des Lungengewebes auch empfindlicher für Allergien werden – oder sensibler auf chemische Allergene reagieren. Schätzungen zufolge reagieren etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung besonders empfindlich auf Ozon.
Übrigens: Die Hitze soll sich ab Mittwochabend in heftigen Gewittern entladen, ab heute Nacht und am Donnerstag kann es deswegen zu Starkregen, Hagel und allgemeine zu Unwettern kommen, also passt bitte auf Euch auf! Konkrete Warnungen für Mainz und Rhein-Main gibt es aber noch nicht, bislang toben die Gewitter eher im Raum Köln oder weiter südlich.
Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen zum Thema Ozon, seiner Entstehung und den Gesundheitsgefahren lest Ihr hier beim Umweltbundesamt. Die aktuellen Luftschadstoffwerte könnt Ihr übrigens auch selbst nachschauen – hier im ZIMENN-Messsystem des Landes.