Es ist ein besonderes Klangerlebnis, wenn sich die Glocken der zahlreichen Mainzer Kirchen gemeinsam zum Geläut treffen. An diesem Samstag ist es wieder so weit: Um 16.30 Uhr startet in der Innenstadt zum fünften Mal ein „ökumenisches Glockengeläut“. Fast 50 Glocken werden dann die 800-jährige Glockengeschichte von Mainz hörbar machen. Parallel zum Geläut gibt es auch eine Glockenführung durch die Mainzer Innenstadt mit einem Experten.
Es war 2017, als die Kirchen von Mainz zum ersten Mal zu einem gemeinsamen ökumenischen Innstadtgeläut luden, 2023 wurde die Tradition erneut ins Leben gerufen. Das Ziel: die 800-jährige Glockengeschichte von Mainz hörbar machen, und so erklingen bei dem besonderen Anlass auch immer historische Glocken, etwa von St. Ignaz und von St. Stephan. Vorbild für das große Innenstadtgeläut waren nach Angaben des Bistums Mainz die Stadtgeläute von Frankfurt am Main und Speyer.
Mainz war immer schon eine Stadt, die von Kirchtürmen geprägt war: Um das Jahr 1700 läuteten in der Stadt rund 150 Glocken von Kirchen, Klöstern und Kapellen, weiß man im Bistum Mainz. Die Zahl reduzierte sich in den Jahrhunderten danach allerdings deutlich, in vielen Kriegen wurden Glocken zu Kanonen geschmolzen, vor allem aber der Zweite Weltkrieg dezimierte die Zahl der Glocken stark. Von den heute insgesamt 60 Glocken der Mainzer Innenstadt sind deshalb nur noch 20 historische Glocken erhalten.
Älteste Glocke erklingt in St. Quintin, tiefste in St. Peter
Die älteste Mainzer Glocke ist das „Lumpenglöckchen“ in St. Quintin, das um Jahr 1250 gegossen wurde. Die größte und tontiefste Glocke in Mainz hängt nicht etwa im Mainzer Dom, sondern in St. Peter: die so genannte „Heilands-Glocke“ aus dem Jahr 1757. Die bekannteste tiefe Glocke von Mainz, die eine Gänsehaut im Magen erzeugt, ist aber wohl die große Martinusglocke des Doms St. Martin.
Die große Glocke des Mainzer Doms erklang zuletzt eindrucksvoll 2018 beim Trauerzug für den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann in der Mainzer Innenstadt, als die Martinusglocke als einzige den Sarg des verstorbenen Bischof von Mainz zum Dom begleitet. „Jubelt Menschen oder zittert, wenn mein Zuruf euch erschüttert: Nur das Erste, das Erhabene künd‘ ich euch, Siegesbotschaft, Friedenskunde, Großer Männer Todesstunde“, heißt es in der Inschrift der Glocke, die 1809 gegossen wurde.
Einen besonderen Stellenwert nimmt in Mainz zudem das große Glockenspiel der evangelischen Christuskirche ein. Die Kuppelkirche auf der Kaiserstraße wurde am Am 31. Oktober 1954 nach ihrem Wiederaufbau wieder eingeweiht, und das mit einem besonderen Geschenk: Die Stadt Mainz stiftete der Christuskirche ein Glockenspiel mit 25 Glocken, das täglich einen Choral, also ein bekanntes Kirchenlied spielt, und zwar jeweils um 7.45 Uhr, um 12.00 und um 18.00 Uhr – welche genau, könnt Ihr hier im Internet nachlesen.
Fast 50 Glocken von 12 Kirchtürmen in Mainz
Überhaupt hat Glockengeläut für viele Menschen eine besondere Wirkung. Vor der Verbreitung der Uhren schlugen sie die Stunde, bis heute rufen sie zu Gottesdienst und Andacht – sie verkünden aber auch Gefahr, Krieg und Tod. Am kommenden Samstag müsst Ihr solcherlei nicht fürchten: Das Innenstadtgeläut ist dem friedlichen Miteinander und der Glockenkunst gewidmet. Los geht es um 16.30 Uhr mit den Glocken von St. Peter und der Christuskirche.
Von zwölf Kirchtürmen folgen dann insgesamt Läuterunden, wer das mit sachverständiger Kommentierung erleben möchte, kommt zum „Glockenrundgang“ mit dem früheren Glockensachverständige des Bistums Mainz, Günter Schneider. Treffpunkt ist um 16.20 Uhr am Ernst-Ludwig-Platz vor dem antiken römischen Dativius-Victor-Bogen. Die Führung endet gegen 17.00 Uhr am Höfchen, dann ist auch das Geläut vorbei.
Info& auf Mainz&: Großes ökumenisches Innenstadtgeläut in Mainz am Samstag, den 18. Mai 2024, von 16.30 Uhr bis 17.00 Uhr. Mehr zu den Glocken des Mainzer Doms zum Beispiel könnt Ihr hier bei Wikipedia nachlesen. Mehr zum Glockenspiel der Christuskirche findet Ihr hier im Internet.