Bis zur Corona-Pandemie protestierten sie jeden Montag im Terminal 1 am Frankfurter Flughafen, doch seit zwei Jahren herrschte Ruhe. Nun ist der Fluglärm-Protest zurück: Am kommenden Samstag rufen luftverkehrskritische Initiativen zum bundesweiten Protesttag auf. Auch die Mainzer BI ruft zur Aktion am Frankfurter Flughafen auf: Am Samstag, den 17. September 2022, kehrt der Protest ins Terminal 1 zurück, im Mittelpunkt steht hier die Forderung nach einem ausgeweiteten Nachtflugverbot.
Die Corona-Pandemie ließ den Flugverkehr einbrechen wie nie zuvor, viele Fluglärm-geplagten Mainzer konnten zwei Jahre lang aufatmen: Der Lärmteppich über Mainz war deutlich reduziert. In der Luftfahrtbranche zweifelte man schon, der Einbruch könne wenigstens in Teilen dauerhaft sein, doch weit gefehlt: Mit dem Sommer 2022 kehrte die Flugbegeisterung mit voller Wucht zurück. Der Frankfurter Fraport-Chef Stefan Schulte bekannte sogar: Er habe mit einer so schnellen Erholung der Branche nicht gerechnet.
Doch mit den Fliegern kam auch der Fluglärm: Gerade in den vergangenen Wochen dröhnte es zeitweise ununterbrochen am Himmel über Mainz, und die Maschinen schienen niedrig zu fliegen wie nie. Nun schlagen Bürgerinitiativen, die sich seit Jahren gegen den Fluglärm und seine Folgen engagieren Alarm: Der von der Politik vertretene Kurs in Sachen Flugverkehr sei „ein langfristig existenzgefährdender Irrweg“, kritisierte Carl Ahlgrimm, Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF). „Keiner von uns will das Fliegen, gerade auf sehr weiten Strecken, grundsätzlich verbieten“, betonte Ahlgrimm. Es brauche aber „einen völlig veränderten Umgang mit diesem Verkehrsträger im Allgemeinen und mit der werbewirksam in Szene gesetzten ‚Lust am Fliegen‘ im Besonderen.“
„Lärm macht krank“, unterstreicht auch die Mainzer Initiative Klima-,Umwelt- u. Lärmschutz im Luftverkehr (IKUL), das sei inzwischen hinreichend wissenschaftlich belegt, und werde auch von der Politik nicht mehr bestritten. „Die Gesundheitsschäden des Luftverkehrs durch Lärm und Staub sind seit Jahrzehnten wissenschaftlich belegt und in vielen Untersuchungen nachgewiesen“, betonte IKUL-Vorsitzender Jochen Schrauth: „Fluglärm – vor allem nachts – verursacht Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Psyche und eine Reihe von Folgeerkrankungen.“
Doch geschehen sei praktisch nichts, die Anpassung des Lärmschutzgesetzes werde seit Jahren von der Politik verhindert, kritisiert die IKUL. „Immer noch dürfen Flughafenbetreiber ihre Nachbarn schon morgens um 5.00 Uhr mit Landeanflügen aus dem Schlaf reißen und abends bis nach 24.00 Uhr am Einschlafen hindern“, kritisiert die In9itative. Immer noch fänden in den Nachtrandstunden zwischen 22.00 Uhr und 23.00 Uhr und zwischen 05.00 Uhr und 06.00 Uhr die meisten und damit auch die lautesten Flugbewegungen pro Stunde statt.
Dabei habe das Bundesverwaltungsgericht zum Schutz der Nachtruhe der Bevölkerung für die Nachtrandstunden einen allmählich abschwellenden und in den Morgenstunden langsam anschwellenden Flugverkehr vorgeschrieben, betonen die Fluglärmgegner weiter, und kritisieren: „Fraport hat sich bislang über diese Rechtsprechung hinweggesetzt.“ Gleichzeitig habe sich keine einzige Luftverkehrsbehörde für zuständig erklärt oder erkennbar um die Umsetzung des Gerichtsbeschlusses gekümmert.
„Es reicht! Die Politik hat bislang versagt“, kritisiert die IKUL deshalb, und fordert nun nachdrücklich: Es brauche eine Ausweitung des Nachtflugverbots am Frankfurter Flughafen auf die Zweit von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr morgens. Derzeit gilt das Nachtflugverbot in Frankfurt nur für die Kernnacht zwischen 23.00 Uhr und 5.00 Uhr morgens. Für die Ausweitung wollen die Fluglärm-Gegner am, Samstag, den 17. September 2022 nun lautstark streiten, und zwar wieder im Terminal 1 zwischen 12.00 Uhr und 13.00 Uhr.
Teilnehmer sind dabei nicht nur die Mainzer IKUL, sondern auch das Bündnis der Bürgerinitiativen gegen Fluglärm sowie die Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF). „Wir fordern die Umsetzung der im Koalitionsprogramm formulierten gesetzlichen Maßnahmen gegen den Fluglärm und zum Schutz der Nachtruhe“, betont Schrauth weiter: „Ebenso fordern wir endlich die Verlagerung der Kurzstreckenflüge auf die Schiene.“ Die Ampel-Bundesregierung sei jedoch – wie alle anderen davor – „scheinbar weder willens noch in der Lage, die überflüssigen und extrem klimaschädlichen Kurzstreckenflüge zu verbieten“, kritisiert die IKUL. Dabei ließen sich damit allein in Frankfurt pro Jahr rund 60.000 Flugbewegungen einsparen.
„Wir fordern Klimaschutz im Luftverkehr, Schluss mit dem Lärmterror in den Nachtrandstunden, ein striktes Nachtflugverbot zwischen 22.00 und 6.00 Uhr sowie Kurzstreckenflüge auf die Schiene“, betonte Schrauth. Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm ruft zudem zu bundesweiten zeitgleichen Aktionen an allen Flughäfen in Deutschland, aber auch in Fußgängerzonen oder anderen Orten auf.
„Nachtflug- und Kurzstreckenverbot sind die einfachsten Mittel, die klima- und gesundheitsschädlichen Folgen umgehend erkennbar zu reduzieren“, heißt es in einer im Juni verabschiedeten Resolution: „Es sind Maßnahmen, die auf breite Unterstützung in der Bevölkerung treffen und sowohl für Nutzer wie Betreiber des Luftverkehrs zumutbar und schnell umsetzbar sind.“ Die dramatische Veränderung des Klimas erlaubten es niemandem, notwendige, sofortige und zumutbare Schritte zu verweigern, dies gelte auch für den Verkehrssektor.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Protesttag am Samstag, den 17. September 2022 und dem Aufruf der Mainzer BI findet Ihr hier im Internet. Die Kundgebung am Frankfurter Flughafen findet von 12.00 Uhr bis 13.00 Uhr im Terminal 1 statt. Die gesamte Resolution könnt Ihr hier im Internet nachlesen.