Kurz vor Weihnachten lädt die ÖDP Mainz noch einmal zu einer spannenden Lesung ein: Am Donnerstag, den 7. Dezember 2023, stellt Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein noch einmal ihr Buch „Flutkatastrophe Ahrtal – Chronik eines Staatsversagens“ vor. In der Kulturhalle in Mainz-Marienborn findet ab 19.30 Uhr eine Lesung aus dem Buch und ein Vortrag über die Hintergründe statt, im Anschluss ist Raum für Fragen und Diskussion.

Zerstörtes Hotel in Altenahr Ende Juli 2021. - Foto: gik
Zerstörtes Hotel in Altenahr Ende Juli 2021. – Foto: gik

Es war in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021, als sich eine gigantische Flutwelle das Ahrtal hinunter wälzte, und unfassbare Zerstörungen und Leid mit sich brachte. 9.000 Häuser und Scheunen wurden beschädigt, manche gar vollständig von den meterhohen Fluten weggerissen. 136 Menschen starben in den Fluten, eine Person davon wird bis heute vermisst. Die Menschen im Ahrtal erzählten danach einhellig eines: Gewarnt worden waren sie nicht.

Als Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein wenige Tage nach der Katastrophe im verwüsteten Dernau steht, fragt sie sich, wie das sein kann: Niemand schickt eine Warnung, niemand evakuiert – mitten in Deutschland, im 21. Jahrhundert. Zwei Jahre widmet sie der Aufklärung und kommt zum Schluss: „Es gibt nur ein Wort für das hier – Staats­versagen.“ Es ist ein Wort, das gleich zu Anfang im Ahrtal fällt, es ist aber auch ein Begriff, den renommierte Gutachter zwei Jahre später offiziell im Untersuchungsausschuss des Mainzer Landtags benutzen werden, um das Versagen in jener Flutnacht zu beschreiben.

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Chronik der Flutnacht: Wo waren die Verantwortlichen?

Zwei Jahre lang spürte der Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe im Ahrtal minutiös der Frage nach, was die verschiedenen staatlichen Ebenen in der Flutnacht taten, was die handelnden Personen dachten, wo sie sich aufhielten und was sie unternahmen, um Menschenleben zu retten – oder vielmehr: Was sie nicht taten. Denn die Vernehmungen der Zeugen zeichneten ein zutiefst erschreckendes Bild: eine Chronik des Versagens von staatlichen Stellen und Ämtern, in denen Dienst nach Vorschrift wichtiger war, als Leben zu retten.

Das Buch "Flutkatastrophe Ahrtal - Chronik eines Staatsversagens" spürt der politischen Verantwortung für die Toten der Flutnacht nach. - Foto: gik
Das Buch „Flutkatastrophe Ahrtal – Chronik eines Staatsversagens“ spürt der politischen Verantwortung für die Toten der Flutnacht nach. – Foto: gik

Genau dies zeigt das Buch „Flutkatastrophe Ahrtal“: Es zeichnet nach, was über die Vorgänge in der Flutnacht bekannt ist, wo sich führend Politiker wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) oder der damalige Landrat Jürgen Pföhler (CDU) aufhielten. Es spürt damit als erstes Buch überhaupt der Frage der politischen Verantwortung nach – es zeigt auch überforderte Krisenstäbe und hilflose Helfer, fehlgeschlagene Warnsysteme und eben Politiker, denen Image wichtiger war als Handeln.

Das Buch geht aber auch der Frage nach, was sich im Katastrophenschutz grundlegend ändern muss, damit sich so ein Versagen wie am 14. Juli 2021 nie wiederholt. Es beschreibt Strukturen des Katastrophenschutzes, beleuchtet die Frage von Warnungen vor Unwettern und von Hierarchien, die Handeln unterbinden anstatt es zu fördern. Und es berichtet auch von jenen Männern und Frauen, die in jener Flutnacht Heldenhaftes leisteten und hunderten Menschen das Leben retteten.

Konsequenz aus Krimi: Quo vadis Katastrophenschutz?

Und es fordert: Der Katastrophenschutz in Deutschland braucht einen Neustart – eine eigene Zeitenwende. Gerade angesichts von zunehmenden Wetterextremen braucht Deutschland einen Katastrophenschutz, der professionell aufgestellt ist, mit Hauptamtlichen an wichtigen Schni6ttstellen und hervorragender Vorbereitung in allen Landekreisen und Städten, das Buch zeigt auch Beispiele auf, wie es besser gehen kann – Beispiele aus Österreich und aus Wuppertal.

Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein bei einer Lesung aus ihrem Buch Anfang Oktober in Sinzig. - Foto: Aschauer
Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein bei einer Lesung aus ihrem Buch Anfang Oktober in Sinzig. – Foto: Aschauer

Denn das Ahrtal ist überall, und Tornados oder Fluten toben inzwischen durch viele Gegenden. Die politische Chronik aus der Flutnacht im Ahrtal, sie ist ein veritabler Polit-Krimi – doch die Konsequenzen daraus sind bis heute gering. Viele Katastrophenschützer sagen bis heute: Würde eine Katastrophe wie in jener Flutnacht heute wieder passieren – wir wären genauso schlecht vorbereitet wie 2021.

Info& auf Mainz&: Die Lesung aus dem Buch „Flutkatastrophe Ahrtal – Chronik eines Staatsversagens“ mit der Journalistin Gisela Kirschstein findet am Donnerstag, den 07.12.2023, um 19.30 Uhr in der Kulturhalle Marienborn statt, Adresse: An der Kirschhecke 25. Der Eintritt ist frei. Das Buch selbst ist im FAZ Buchverlag erschienen und für 24,- Euro zu haben (ISBN 978-3-96251-149-4) – in jeder Buchhandlung oder hier im Internet. Seit Kurzem ist das Buch auch als E-Book zu haben, für 16.99 Euro (ISBN: 978-3-96251-188-3).