Mit dem Gründonnerstag beginnen die Osterfeiertage, für die Christen ist es der Tag, an dem Jesus Christus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feierte, bevor er verraten, festgenommen und gekreuzigt wurde. Nun soll genau dieses „Letzte Abendmahl“ in Mainz lebendig werden: Mit einer Straßenperformance an Gründonnerstag in der Mainzer Innenstadt. Unter dem Motto „Mahl ganz anders“ stellen lokale Akteure dann das berühmte Gemälde des Renaissance-Künstlers Leonardo da Vinco nach.

Eines der berühmtesten Gemälde überhaupt: Leonardo da Vincis Fresco "Das letzte Abendmahl" in Mailand. - Foto via Wikipedia, von Paris Orlando
Eines der berühmtesten Gemälde überhaupt: Leonardo da Vincis Fresco „Das letzte Abendmahl“ in Mailand. – Foto via Wikipedia, von Paris Orlando

Es war die Geburtsstunde des Abendmahls als Teil der christlichen Liturgie, und doch ist sein Tag so etwas wie das Stiefkind der Ostertage: Der Gründonnerstag ist kein Feiertag, sondern gilt als letzter Arbeitstag vor den eigentlichen Osterfeiertagen, die mit dem Karfreitag beginnen. Dabei ist der Gründonnerstag durchaus ein zentraler Tag in der Erzählung der Bibel: An jenem Tag feierte Jesus ein letztes Abendmahl mit seinen Jüngern – bevor ihn Judas verriet und Jesus verhaftet und gekreuzigt wurde.

Die Szene des Letzten Abendmahls hat von jeher Künstler inspiriert, eine der berühmtesten Darstellungen überhaupt: Das Gemälde von Leonardo da Vinci, geschaffen von 1494 bis 1497 im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza und realisiert an der Nordwand des Refektoriums des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand. Ein4es seiner vielen Besonderheiten: Das Gemälde zeigt die Jünger Jesu alle mitten in Aktion: „Einer, der gerade trinken wollte, aber den Becher auf seinem Platz stehen ließ und den Kopf dem Erzählenden zuwandte. Ein andrer, die Finger seiner Hände verschränkend und die Stirn runzelnd, wendet sich seinem Nachbarn zu“ – so beschrieb es Leonardo da Vinci selbst einmal.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Werbung

 

Da Vincis Abendmahl als Straßenperformance an sechs Stationen

Gestikulierend, redend, zuhörend – da Vinco zeigt die Szene in einer Lebendigkeit, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat. Dazu kommt die seltsame Darstellung der Figur links von Jesus Christus, die aussieht wie eine Frau, und die ein Jünger quasi mit seiner Hand köpft – eine Szene, die zahllose Mythen inspirierte: Sitzt hier Maria Magdalena neben Jesu? Und enthält das Gemälde geheime Zeichen an die Nachwelt, wie im Kinofilm „Der Da Vinco Code“ behauptet?

Darstellung von "Mahl ganz anders" 2024 in Magdeburg. - Foto: Evangelisch. de Claudius Grigat
Darstellung von „Mahl ganz anders“ 2024 in Magdeburg. – Foto: Evangelisch. de Claudius Grigat

Das legendäre Meisterwerk jedenfalls ist seit 2011 Vorlage für das Projekt „Mahl ganz anders“, ins Leben gerufen von dem evangelischen Publizistik-Portal Evangelisch.de. „Mahl ganz anders“ will auf den Gründonnerstag als besonderen Feiertag und auf das Letzte Abendmahl hinweisen, und tut dies seit 2014 mit einer Straßenperformance: Dreizehn Personen gehen dabei im Gänsemarsch durch die Straßen einer Stadt, an sechs verschiedenen Orten halten sie an und bauen einen langen Tisch auf. Er wird gedeckt, die Darstellenden nehmen Platz und beginnen zu essen – und Jesus kündigt an: „Einer von euch wird mich verraten!“

„Die Szene erstarrt und verwandelt sich langsam in das berühmte Mailänder Wandgemälde Leonardo da Vincis“, so heißt es in der Ankündigung: „Alle am Tisch fragen sich: Bin ich’s? Ein Ton wird immer lauter, bis schließlich keiner mehr die Spannung aushält. Alle verlassen die Szene, nur Jesus und Judas bleiben.“ Während der Aufführung verteilen weitere Akteure Postkarten mit dem Bild da Vincis an die Zuschauer und erklären, was vor sich geht – die Straßenperformance war bereits in Hamburg, Frankfurt am Main, Stuttgart, Kassel, hannover, Osnabrück und 2024 in Magdeburg zu Gast.

„Mahl ganz anders“ zum ersten Mal in Rheinland-Pfalz

In diesem Jahr kommt „Mahl ganz anders“ nun zum ersten Mal nach Rheinland-Pfalz, und zwar nach Mainz: Am 17. April 2025 könnt Ihr die Performace vom Letzten Abendmahl live in der Mainzer Innenstadt erleben. „Wie in jedem Jahr setzt sich die Gruppe aus engagierten Menschen von vor Ort und dem Team um evangelisch.de zusammen“, heißt es in der Ankündigung weiter. Erster Aufführungsort ist der Schillerplatz um 13.00 Uhr, danach geht es zum Neubrunnenplatz und zur Römerpassage, zum Gutenbergplatz und schließlich zum Fischtorplatz am Mainzer Rheinufer. Das Finale findet dann gegen 16.30 Uhr erneut am Schillerplatz statt.

Der österlich geschmückte Schillerplatz wird am Donnerstag Schauplatz von da Vincis "Letzem Abendmahl". - Foto: gik
Der österlich geschmückte Schillerplatz wird am Donnerstag Schauplatz von da Vincis „Letzem Abendmahl“. – Foto: gik

Die Idee, das berühmte Fresco von Leonardo da Vinci mit Menschen darzustellen, sei im übrigen nicht neu, betonen die Initiatoren der Aktion auf Evangelisch.de: „Sein Bild vom letzten Abendmahl ist quer durch die Pop-Kultur immer wieder von Menschengruppen nachgestellt worden.“ Das Projekt „Mahl ganz anders“ unterscheide sich lediglich dadurch, dass es als Inszenierung im öffentlichen Raum für den Gründonnerstag entwickelt wurde.

Die Initiatoren laden im Übrigen „ausdrücklich dazu ein, dieses kleine Straßentheater nachzumachen und auch abzuwandeln, wenn es geboten erscheint“ – eine Anleitung dazu haben sie auf Evangelisch.de veröffentlicht. Und sie weisen darauf hin: Die Szene stelle die sehr besondere Situation dar, nachdem Jesu den Verrat ankündigte – eine Situation voller Spannung und Unsicherheit. „Diese Spannung soll auch im Spiel deutlich werden, darum ist „Mahl ganz anders“ nicht lediglich ein Standbild, sondern es hat eine Choreografie.“

Info& auf Mainz&: Wer das selbst erleben möchte, hat am Gründonnerstag, den 17., April 2025 ab 13.00 Uhr die Chance dazu in der Innenstadt von Mainz, alle Infos dazu hier im Internet.

Die Stationen von „Mahl ganz anders“ am 17. April 2025 in Mainz:

  • Erster Aufführungsort ist der Schillerplatz um 13 Uhr
  • Neubrunnenplatz (ca. 13.50 Uhr)
  • Emmeranstraße, Ecke Pfandhausstraße (ca. 14.30 Uhr)
  • Gutenbergplatz (ca. 15 Uhr)
  • Rheinufer am Fischtorplatz (ca. 15:30 Uhr)
  • Finale, erneut am Schillerplatz (ca. 16.30 Uhr)