Die Staus in der Mainzer Innenstadt sind zurück, und das liegt maßgeblich an der Baustelle auf der Alicenbrücke. Während der Herbstferien hatte die Stadt Mainz hier wegen des Umbaus der Straßenbahngleise die Verkehrsführung auf gerade einmal eine Spur in Richtung Innenstadt verringert, das Ergebnis: Kilometerlange Staus und erhebliches Verkehrschaos. Dazu kommen neuerdings massive Staus auf dem Mainzer Ring vor dem Autobahnkreuz Mainz-Süd – obwohl die Baustelle dort Geschichte ist. Die Mainzer FDP fordert deshalb weiter ein professionelles Baustellenmanagement und kritisiert: Auch nach über einem Jahr habe sich in dieser Hinsicht nichts getan. Einzig gute Nachricht: Ab Montag soll es besser werden am Hauptbahnhof.

Die Baustelle auf der Alicenbrücke sorgte in den Herbstferien erneut für massive Staus und Behinderungen. - Foto: gik
Die Baustelle auf der Alicenbrücke sorgte in den Herbstferien erneut für massive Staus und Behinderungen. – Foto: gik

Hauptgrund für das Baustellenchaos rund um den Mainzer Hauptbahnhof ist der Bau einer Straßenbahn-Querspange von der Alicenbrücke durch die Binger Straße in Richtung Münsterplatz und Schillerstraße seit Juni 2024. Die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) verspricht sich von dem „Bypass“ eine Fahrtzeitverkürzung in die Innenstadt sowie eine dringend erforderliche Entlastung für den ÖPNV-Knotenpunkt Hauptbahnhof. Der Bau der gerade einmal 300 Meter langen Strecke bringt aber seither erhebliche Verkehrsprobleme und teils massive Rückstaus mit sich – das wurde noch einmal mehr, seitdem seit Mai auch noch die Alicenbrücke über den Hauptbahnhof zur Großbaustelle wurde.

Bis mindestens Ende Oktober können deshalb keine Straßenbahnen über den wichtigen Verkehrsknotenpunkt fahren, kurz vor den Herbstferien startete dann auch noch der Umbau für die Straßenbahnweiche in Richtung Binger Straße. Damit ging an dieser Stelle im Mainzer Straßenverkehr mal wieder nichts mehr: Trotz Herbstferien bildeten sich lange Staus in Richtung Innenstadt, zweitweise brach der Verkehrs gar wegen Unfällen ganz zusammen. Dazu kommen neuerdings massive Staus auf dem Mainzer Ring, seit dem Ende der Baustelle am Autobahnkreuz Mainz-Süd und der Reduzierung um eine Fahrspur bilden sich dort nun wieder lange Staus im Berufsverkehr.

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FDP fordert weiter professionelles Baustellenmanagement

Die FDP hatte deshalb Anfang Oktober im Mainzer Stadtrat noch einmal scharfe Kritik am Baustellenmanagement der grünen Verkehrsdezernentin geübt. Ein ganzes Jahr nach dem Aufkommen der Debatte im Sommer 2024 habe sich in Mainz immer noch nichts getan, sei ein professionelles Baustellenmanagement weiter nicht in Sicht, klagte die FDP-Fraktionsvorsitz4ende Susanne Glahn: „Ein übergreifendes Konzept, das Handel, Gastronomie und Anwohner wirksam unterstützt, existiert noch immer nicht.“ Mainz brauche „endlich Strukturen, die Planung, Koordination und Kommunikation verbessern.“, forderte Glahn: „Unsere Stadt muss hier ins 21. Jahrhundert aufschließen.“

Die FDP-Stadtratsfraktion fordert weiter ein professionelles Baustellenmanagement für Mainz und wirft der Stadt Untätigkeit vor. - Foto: gik
Die FDP-Stadtratsfraktion fordert weiter ein professionelles Baustellenmanagement für Mainz und wirft der Stadt Untätigkeit vor. – Foto: gik

Bereits zur Stadtratssitzung am 3. September 2024 hatte die FDP einen Antrag zur die Einführung eines modernen und effizienten Baustellenmanagements für Mainz eingebracht. Vorgesehen gewesen seien unter anderem eine Analyse des aktuellen Baustellenmanagements, die Berücksichtigung von Best-Practice-Beispielen anderer Städte und Forschungseinrichtungen, der verstärkte Einsatz digitaler Tools zur Verkehrslenkung, Ressourcenoptimierung und Bürgerkommunikation, sowie die Berücksichtigung von Lärm- und Emissionsreduktion, erinnerte Glahn nun noch einmal.

Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) hatte den Antrag damals jedoch für unzulässig erklärt, der Vorschlag greife angeblich in die Verwaltungshoheit ein. „Wir lassen nicht locker“, betonte FDP-Verkehrsexperte David Dietz nun. Gerade die Großbaustellen am Gutenbergmuseum oder am Binger Schlag würden die Mainzer noch viele Jahre lang begleiten. „Ohne professionelles Baustellenmarketing sind Handel und Gastronomie akut gefährdet“, warnte Dietz, das zeigten auch aktuelle Zahlen.

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IHK-Umfrage: Mehr als 80% Kundenrückgang und Umsatzeinbußen

Dietz verwies dabei auf eine IHK-Umfrage, nach der 86 Prozent der Händler in Mainz von massiven Einbußen durch Baustellen berichten, jeder sechste Betrieb sehe sich in seiner Existenz bedroht. Die Umfrage hatte bereits im September 2024 stattgefunden, die Ergebnisse waren dramatisch: 81 Prozent der Betriebe stellten demnach einen Kundenrückgang durch die Baumaßnahmen der Stadt Mainz an den Zufahrtsstraßen zur Innenstadt fest, 83 Prozent gaben an, von Umsatzeinbußen betroffen zu sein. 17 Prozent meldeten gar, die negativen Auswirkungen seien existenzbedrohend.

Kundenschwund und Umsatzrückgang: Einzelhandel und Gewerbe sehen erhebliche negative Auswirkungen durch das Baustellenchaos in Mainz. – Foto: gik
Kundenschwund und Umsatzrückgang: Einzelhandel und Gewerbe sehen erhebliche negative Auswirkungen durch das Baustellenchaos in Mainz. – Foto: gik

Befragt worden waren dabei nur Betriebe aus dem Postleitzahlenbereich 55116, also dem innersten Altstadtkern von Mainz mit Fußgängerzonen und Einkaufszentren. Auch bei diesen Geschäften lag die Erreichbarkeit mit dem Auto mit 96 Prozent weit vorne auf Platz 1. 82,7 Prozent gaben an, die Erreichbarkeit mit dem Pkw sei für ihr Unternehmen „sehr wichtig“, für weitere 13,3 Prozent war es immerhin noch „wichtig“. Der Vorsitzende des IHK-Handelsausschusses, Jan Sebastian, forderte damals, die Stadt müsse nun „alle Hebel in Bewegung setzen, damit Kundinnen und Kunden – vor allem aus dem Umland von Mainz – nicht auf andere Städte oder Einkaufszentren ausweichen.“

Passiert sei das nicht, kritisierte nun die FDP: Einzelne Aktionen wie saisonale Events seien zwar positiv, könnten aber die grundlegenden Probleme nicht lösen, kritisierte Dietz. Die FDP begrüße daher ausdrücklich den Vorschlag von IHK und Innenstadtverbänden, die Verantwortung für ein gebündeltes Baustellenmarketing beim City Marketing Mainz anzusiedeln. Zudem brauche es bessere Kommunikation, etwa durch großflächige Info-Kampagnen, sowie Verkehrslösungen via LED-Leitsystemen oder attraktiven Park-and-Ride-Angeboten.

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Straßenbahn 52: Bis Frühjahr 2026 Baustelle und Ersatzverkehr

Ab kommenden Montag, dem 27. Oktober, soll sich die Lage nun wieder entspannen: Der Gleisbau für den Anschluss der Gleise der neuen Straßenbahnstrecke durch die Binger Straße am Alicenplatz werde dann beendet sein, dem Verkehrs sollen dann wieder zwei Fahrspuren stadteinwärts zur Verfügung stehen. Ab 4.00 Uhr sollen zudem wieder alle Buslinien an den Haltestellen Hauptbahnhof und Hauptbahnhof West an ihren regulären Haltepositionen halten.

Großba8ustelle in Zahlbach: Der Umbau der Haltestellen soll sich noch bis Frühjahr 2026 hinziehen. - Foto: gik
Großba8ustelle in Zahlbach: Der Umbau der Haltestellen soll sich noch bis Frühjahr 2026 hinziehen. – Foto: gik

Vom und zum Lerchenberg und zur Hochschule Mainz sollen nach den Herbstferien auch wieder die Straßenbahnen der Linien 51, 53 und 59 regulär im Einsatz sein. Die Straßenbahnen der Linie 52 zwischen Hauptbahnhof und Bretzenheim/Bahnstraße fallen aber weiter aus und werden durch Ersatzbusse ersetzt. Auf auf diesem Abschnitt nach Bretzenheim gingen „die umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten an den Haltestellen weiter“, teilte die Mainzer Mobilität mit – und das wird noch Monate dauern: Das Ende der Arbeiten ist erst für den Frühjahr 2026 geplant.

Dann, im Frühjahr 2026, soll es auch noch einmal „zu kleineren Sperrpausen“ auf der Alicenbrücke kommen, da in diesem Zeitraum der Fahrleitungsbau erfolgen soll. Die Baustelle „Binger Straße“ samt Anschluss an die Alicenbrücke sollte eigentlich Ender 2025 fertig sein, das verzögerte sich aber mehrfach – unter anderem wegen archäologischen Ausgrabungen in der Binger Straße.

Info& auf Mainz&: Die ganzen Ergebnisse der IHK-Umfrage zur Auswirkung der Baustellen an den Mainzer Zufahrtsstraßen auf den Einzelhandel in Mainz könnt Ihr ausführlich noch einmal hier bei Mainz& nachlesen – es lohnt sich, die Ergebnisse zur Kenntnis zu nehmen.