Ausgerechnet im 70. Jubiläumsjahr stürzt die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ bei den Einschaltquoten ab: Nur 3,85 Millionen Zuschauer schalteten bei der „Mutter aller Fernsehsitzungen“ am Freitagabend ein, wie der Branchendienst DWDL berichtet: Das waren über 860.000 weniger als noch im vergangenen Jahr – und ein neuer Tiefstwert in der Geschichte der Übertragungen. Womöglich trug dazu auch der „Blackout“ zu Beginn der Sendung bei – Grund sei „ein Signalausfall auf der Sendeleitung“ gewesen, teilte der SWR am Samstag auf Mainz&-Anfrage mit.

Schreckmoment bei „Mainz bleibt Mainz“ am Freitagabend: Um 20.39 Uhr wurde auf einmal der Bildschirm schwarz, die legendäre Fernsehsitzung hatte einen Blackout. Zu sehen war über 26 Sekunden hinweg: nichts – lediglich das ARD-Logo schimmerte noch schwach oben rechts in der Ecke. Eine Erklärung gab es am Freitagabend von Seiten des SWR nicht, am Samstag teilte der Fernsehsender auf Mainz&-Anfrage mit: Grund sei „ein Signalausfall auf der Sendeleitung“ gewesen, dies habe zu 30 Sekunden Bild- und Tonausfall geführt – das geschah mitten im Vortrag des „Till“.
Das Signal sei „am Ausgang des Übertragungswagens („Ü-Wagen“) noch vorhanden“ gewesen, danach aber den Dienstleister für die Glasfaserverbindung nicht mehr erreicht. „Der Defekt trat unerwartet auf und war nicht vorhersehbar“, betonte der SWR zudem. Im Schaltraum des SWR in Baden-Baden sei „auf den vorhandenen Havarie-Weg, eine sogenannte SNG („Satellite News Gathering“), umgeschaltet und bis zum Ende der Sendung genutzt“ worden. Komplett störungsfrei verlief die Sendung auch danach nicht: Immer wieder waren kurze Aussetzer im Bild auszumachen.
„Mainz bleibt Mainz“ im Jubiläumsjahr im Quotentief
Womöglich trug der „Blackout“ auch dazu bei, dass Zuschauer verloren gingen, Tatsache ist jedenfalls: Ausgerechnet in ihrem 70. Jubiläumsjahr sackten die Einschaltquoten in den Keller. Lediglich 3,89 Millionen Euro Zuschauer schalteten laut Branchendienst DWDL bei „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ ein. Das waren nicht nur mehr als 860.000 weniger als 2024, sondern auch „ein neuer Tiefstwert in der Geschichte der Übertragungen“, wie es bei DWDL heißt. Bis 2021 waren noch mehr als fünf Millionen mit dabei, bis 2018 mehrfach über sechs Millionen.

Schon 2024 hatten die Quotenmesser eigentlich einen neuen Tiefstwert bei der Zuschauerzahlen der legendären Fernsehsitzung gemessen, damals waren es allerdings noch 4,58 Millionen Zuschauer mit dabei, als das ZDF die Fernsehfastnacht ausrichtete. 2019 schalteten noch 5,81 Millionen ein, in den Jahren davor mehrfach mehr als 6 Millionen Euro. Damit stürzt die „Mutter aller Fernsehsitzungen“ in eine Krise. Zu den Gründen schwieg sich der SWR am Samstag aus, im Netz hatte es allerdings am Freitag Kritik gehagelt: Viele Kommentatoren kritisierten die politischen Beiträge als höchst einseitig und als zu stark „rot-grün“ ausgerichtet, von „politischen Hassreden“ war gar die Rede.
Besonders die zahlreichen Seitenhiebe gegen die AfD nervten viele Zuschauer: Das habe „mit Karneval nichts zu tun“ und sei auch keine Satire, fanden viele – die politische Ausrichtung der Mainzer Fastnacht scheint immer weniger bekannt zu sein. Besonders kritisch wurde der Auftritt von Kabarettist Lars Reichow gesehen: „Das war unterste Schublade“, schimpften Zuschauer gleich reihenweise. „Die Gossenausdrücke ersetzen nicht ein fehlendes Sprachgefühl und die Fähigkeit, Kritikwürdiges auch geschliffen ironisch auszudrücken“, kommentierte ein Zuschauerin. „Das war nicht lustig, das war übergriffig und dumm“, kritisierte ein weiterer, langjähriger Beobachter: „Das war kein Karnevalsvortrag. Gott Jokus schämt sich.“
„Für eine Jubiläumssendung einfach zu schlecht“
Ja, auch lobende Kommentare für die Sendung gab es, und nicht wenige, der überwiegende Tenor aber war eher kritisch: „Für eine Jubiläumssendung einfach zu schlecht. Redner die ihre beste Zeit einmal hatten – von denen man sich aber nicht trennen kann/will“, lautete ein Urteil. Andere fanden, es sei generell zu viel Politik gewesen, wieder andere fanden die Beiträge langatmig. „Die Redakteure des SWR lassen einfach die vielen guten Akteure der kleineren Vereine liegen“, kritisierte ein Zuschauer, und ein anderer merkte an: „Ich frage mich, wie attraktiv die Sitzung für Leute außerhalb von Mainz ist.“ Offenbar nicht besonders: In der Liste der meistgesehenen Sendungen des Abends tauchte „Mainz bleibt Mainz“ nicht einmal unter den Top 5, sondern erst auf Platz 7 auf.

Besonders peinlich: Die meist gesehene Sendung des Abends war eine Folge von „Der Staatsanwalt“ um 20.15 Uhr im ZDF, also eine ganz reguläre Krimifolge: Diese wollten 5,57 Millionen Zuschauer sehen, ein Marktanteil von 21,9 Prozent. Selbst die im Anschluss gesendete Folge von SOKO Leipzig im ZDF hatte noch mehr Zuschauer als die Fernsehfastnacht. Der Eklat zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskij im Weißen Haus bescherte zudem der Tagessschau (5,4 Millionen) und dem Heute Journal (4,45 Millionen) hervorragende Einschaltquoten.
Dass die Menschen nun gar keine Lust auf Humor gehabt hätten, kann aber auch nicht der Grund für die schlechte Mainzer Quote gewesen sein: Rund 4,1 Millionen wollten um 22.30 Uhr die „Heute Show“ sehen, das sei sogar ein Jahresbestwert gewesen, analysierte DWDL: „Der Marktanteil lag bei hervorragenden 19,3 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden sogar 21,9 Prozent erzielt.“ In der jungen Altersgruppe sei die „Heute Show“ damit die meistgesehene Sendung am Freitag überhaupt gewesen. „Mainz bleibt Mainz“ wollten hingegen am Freitagabend lediglich 0,32 Millionen der 14- bis 49-Jährigen sehen.
Info& auf Mainz&: Mehr zum „Blackout“ der „Mainz bleibt Mainz“ sowie den Tonproblemen in der Sendung könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Der SWR weist darauf hin, ein „störungsfreier Mitschnitt“ von „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ sei in der ARD Mediathek verfügbar.