„America, America, the land of the free and the home of the brave“ – so heißt es in der amerikanischen Nationalhymne, und ja, dies ist die Nacht, um patriotisch zu werden. Denn in den USA ist nichts weniger „at stake“ als: die Demokratie. Und nein, das ist keine Übertreibung: Rund zwei Drittel der Amerikaner sehen selbst die Demokratie in Gefahr. Jetzt gilt es also: Donald Trump oder Kamala Harris? Weltoffenheit, Chancen und Hoffnung auf Miteinander – oder Abschottung, Hass, Hetze und Autoritarismus? Mainz& beobachtet das Geschehen in dieser Schicksalsnacht – willkommen zu unserem Liveticker. Freut Euch auf schnelle Fakten zur Entwicklung, auf Hintergründe und schnelle und pointierte Analysen
Der Liveticker ist beendet!
Die Magic Wall von CNN
Es geht los. Die allerersten, winzig kleinen „Ergebnisse“ aus den Wahllokalen treffen ein. Und er hat sie im Griff, wie sonst niemand: John King, der legendäre Datenanalyst von CNN, mit seiner „Magic Wall“. Der Journalist kann mit Hilfe der interaktiven Wand auch in die kleinsten Counties schauen – und er kann die Daten erklären, wie sonst keiner. Führt Donald Trump in einem County in Kentucky? No „big deal“ für John King: „At the moment, Donald Trump is tracking Donald Trump 2020“, erklärt King gelassen: Gerade jagt Trump lediglich seine eigenen Ergebnisse von vor vier Jahren.
Wonach King WIRKLICH Ausschau hält, sind Ausreißer, ungewöhnliche Entwicklungen in den Wählerzahlen. Wenn eigentlich liberale Vororte zu Donald Trump kippen, oder ländliche Gebiete in Scharen Kamala Harris wählen – DAS sind die Hinweise, wie die Wahl ausgehen wird. John King spürt sie auf. Weswegen CNN heute Nacht eine unserer Hauptquellen ist.
Weitere Quellen: Die lange Wahlnacht im ZDF, vor allem mit dem hochgeschätzten Kollegen Elmar Theveßen. Der lag schon bei den Wahlen 2020 und mit vielen weiteren Analysen richtig und ist ein profunder Kenner der USA. Er lässt sich vor allem nicht von Stimmungen in Medien beeinflussen, sondern schaut selbst ganz genau hin.
Mitternacht, High Noon: Democracy at Stake
Heute Nacht gilt es: An diesem 5. November wählen die USA einen neuen Präsidenten: Donald Trump oder Kamala Harris – es ist die Wahl zwischen Wut und Hoffnung, zwischen Lügen und echter Chance, zwischen Isolationismus und Weltoffenheit, zwischen Autoritarismus und Demokratie. Diese Nacht wird eine Wegscheide für die westliche Demokratie, für die Zukunft der Ukraine, für die Frage, ob Diktatoren weiter Auftrieb bekommen.
Nein, das ist keine Übertreibung: Trump hat sich in diesem Wahlkampf als „lupenreiner Faschist“ erwiesen – sage nicht ich, sondern sagen ausgewiesene Experten wie Elmar Theveßen. Im Gegensatz zu vor acht Jahren, ist Trump nicht mehr umgeben von moderaten Republikanern, die alles Interesse haben, ihn „einzuhegen“. Inzwischen ists ein Umfeld stramm extremistisch, Getreuen von ihm haben einen 900 Seiten dicken Fahrplan geschrieben – das „Project 2025“. Warum das so gefährlich ist, haben wir ausführlich hier in unserer Analyse aufgeschrieben.
Wird Trump tatsächlich der Totengräber der Demokratie? Er hat es deutlich genug gesagt: „Diktator“ werde er sein, die Amerikaner „nur noch ein Mal wählen müssen“ (und dann nimmermehr), gegen „die Feinde im Inneren“ mit Militär und Waffengewalt bekämpfen. Hat er alles gesagt. Öffentlich, wiederholt, mehrfach – und mit Genuss. Und ja, das erinnert fatal an ein anderes Jahr: 1933.
Die Parallele zu 1933
Man muss ja extrem vorsichtig sein mit Vergleichen zur Nazi-Zeit. „Geschichte wiederholt sich nicht“, heißt ein Leitsatz in der geschichts-Wissenschaft, aber so ganz stimmt das eben nicht. Populismus, Nationalismus und Faschismus – sie alle ziehen sich mit denselben Methoden, denselben Strategien und tatsächlich oft sogar dem exakt selben Wording durch die Geschichte. Und deshalb sagt diese studierte Historikerin dieses Mal und zum ersten Mal überhaupt: Wie sich die Zeichen ähneln. Wer sich immer schon gefragt hat, wie die Deutschen 1933 Adolf Hitler und seine Nationalsozialisten wählen konnten – hier ist das Schema.
Da sagen reihenweise Wähler in den USA in Befragungen, „Ich mag den Mann zwar nicht, aber seine Politik“, „Er ist der einzige, der etwas fürs Volk tut“ – und dass „die Wirtschaft“ ihnen eben wichtiger sei, als was Donald Trump da immer so von sich gebe. Sein Hass, seine Hetze, seine wüsten Beleidigungen, seine haltlosen Lügen – sie werden einfach hingenommen. Seine Aussagen zur Demokratie? Wird schon nicht so schlimm werden, nicht wahr?
„Das Gefühl ist: Die Demokratie ist kaputt“, sagte heute Abend ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen in seinen Analysen, etwa im Heute Journal: &5 Prozent der US-Amerikaner wünschten sich „einen starken Mann – kombiniert mit Wirtschaftskompetenz“ Erinnert Euch das an was? Genau: Seit rund zehn Jahren unterminiert Donald Trump mit seinen Lügen und Fakenews systematisch den Glauben in die Institutionen der Demokratie. Sichere und freie Wahlen? Alles manipuliert. Sein „Sieg“ in 2020? Gestohlen. Wahlmaschinen und Briefwahl? Unzuverlässig.
Es ist genau dieselbe Leier, die vor 1933 die Nationalsozialisten spielten: Die schwache Demokratie, die unzuverlässig und korrupt ist, nicht „den Willen des Volkes“ widerspiegelt – und deshalb einen „starken Mann“ braucht, der „das Problem wieder fixed.“ Natürlich mit absoluter Macht und ohne diese „Schwafelbude“ von Parlament. Jemand, der „durchgreift“, Dinge wieder in Ordnung bringt. Die Sehnsucht danach wuchs nach der Weltwirtschaftskrise – ausgelöst durch den Börsencrash in New York 1929 – ins Unermessliche.
Die Folge: Der Aufstieg der NSDAP bei den Wahlern 1930, die Machtübernahme durch Adolf Hitler 1933. Und auch damals sagten Wähler reihenweise. „Ach, es wird schon nicht so schlimm werden. Der macht das mit den Juden schon nicht. Hauptsache, die Wirtschaft…“ Wer heute Donald Trump zuhört, wer „Project 2025“ liest, der sieht ganz genau: Doch, es wird so schlimm werden. Massendeportationen und Verfolgung des Gegners inklusive.
1.00 Uhr: Donald Trump gewinnt Kentucky, Kamala Harris Vermont
Die ersten Ergebnisse sind da: Die Auszählungen sind auf dem Weg, und CNN fühlt sich sicher genug, bereits die ersten Siege zu verkünden: Donald Trump holt Kentucky, Kamala Harris Vermont. Das ist noch eine Prognose, aber wenn CNN einen Sieger ausruft, müssen die Stimmen so eindeutig einen Sieger zeigen, dass ein Kippen in die andere Richtung nicht mehr möglich ist. Ansonsten heißt es: „Too close to call.“ Aktuell ist das in Indiana der Fall, dort führt Trump derzeit mit 60,3 zu 38,1 Prozent.
Georgia: Kamala Harris schneidet offenbar herausragend gut bei schwarzen Wählern ab, aber Trump insgesamt bei Wählern – das sagen „Early Exit Polls“, also Umfragen an Wahllokalen. Vor allem bei den Unabhängigen Wählern, die sich nicht automatisch einer Seite zugehörig fühlen, scheint Trump große Begeisterung auszulösen, heißt es bei CNN.
1.11 Uhr: Die magische Zahl von 270
Und in dieser Minute projiziert CNN, dass Donald Trump Indiana gewinnt – damit holt er bis jetzt 19 Wahlmännerstimmen, Harris steht bei 3. Trumpf führt auch in Virginia (deutlich) und in Florida – dort aber überraschend nur mit leichtem Vorsprung. 270 – das ist die magische Zahl der Nacht. Denn so viele Wahlmännerstimmen braucht der jeweilige Kandidat für einen Sieg im „Electoral College“ – der Wahlmännerversammlung, die den Präsidenten wählt.
Nach den derzeitigen Prognosen darf Harris mit 226 Wahlleuten rechnen, Trump käme sicher auf 219 – noch zu vergeben sind damit 93 Wahlmännerstimmen. Um die geht es jetzt. Alles oder nichts. Klar ist schon jetzt: Es ist Musik drin. The Race is on…
Erbarmen – die Hessen klauen den Mainzern die Freiheitsstaue!
Jaja, diese Hessen. Behaupten einfach, die berühmte Freiheitsstatue in New York stehe „auf hessischem Zement“. Kleine Nachhilfe, liebe Kollegen: Die Mainzer Freiheitsstatue steht de facto auf MAINZER Zement!
Denn: „Die berühmte Statue auf Liberty im Hafen von New York stünde nicht so sicher, ohne Portland-Zement aus Hessen“, schreiben die Kollegen von hr3: „Der besonders wasserfeste Zement wurde 1884 von der Firma Dyckerhoff zum Bau des Fundaments beigesteuert. Insgesamt umfasst der 46 Meter hohe Sockel der Freiheitsstatue 10.000 Kubikmeter Beton.“
Und die kommen woher? Richtig: Aus Mainz-Amöneburg. Und das gehörte bis 1945 zu Mainz – und damit zum späteren Rheinland-Pfalz. Hersteller war die noch heute existierende Firma Dyckerhoff: „Weil dies zu der Zeit der einzigste Beton weltweit war, der Wasser standhalten konnte“, weiß eine Leserin: „Und da die Lady ziemlich nah am Wasser steht, wurde er in Fässern übern großen Teich transportiert.“
Und ein weiterer Leser klärt auf: „Rheinland-Pfalz gibt es erst seit 1946. Amöneburg gehörte nie dazu, da es bis 1945 zu Mainz gehörte und Mainz gehörte bis 1945 zum Volksstaat Hessen/Rheinhessen. Davor war es das Großherzogtum Hessen. Den Artikel solltet ihr vielleicht nochmal korrigieren.“ Finden wir auch. Und feiern Miss Liberty auf MAINZER Fundament 😉
01.30 Uhr: Es rasselt erste Ergebnisse
Mal eine gute Nachricht für Kamala Harris: Die Demokratin führt derzeit in North Carolina mit 68 Prozent vor Trump mit 30,8 Prozent. Das ist deshalb so wichtig, weil North Carolina einer der „Swing States“ ist. Die brauchen Harris oder Trump dringend für einen Sieg im Rennen um die Präsidentschaft. Eine Entscheidung ist das nicht; Dort sind erst zwei Prozent der Stimmen ausgezählt. Dennoch könnte es ein Zeichen dafür sein, dass die Mobilisierung bei den Demokraten enorm hoch ist – was Beobachter schon den ganzen Tag erzählen.
Im Gegenzug führt Trump im anderen wichtigen Swing State Georgia derzeit mit 60,6 Prozent vor 38,9 Prozent für Harris. Aber auch hier gilt: Zu früh für eine Entscheidung, West Virginia ist bereits an Trump gegangen, in Virginia hingegen liegt Harris vorn. Im wichtigen Swing State North Carolina hingegen liegt wieder Harris mit 67,5 Prozent deutlich vor Trump mit 31,4 Prozent – zum jetzigen Zeitpunkt.
Und: Ab 2.00 Uhr geht’s richtig los mit ersten Ergebnissen – dann schließen die Wahllokale in weiteren 16 Staaten im Ostern der USA.
01.40 Uhr: Bombendrohungen gegen Wahllokale
Übrigens: Die Angriffe gegen die Demokratie sind keine Erfindung – und sie gehen auch am Wahltag selbst weiter. Schon vor zwei Stunde und gerade wieder berichten Korrespondenten: Es gibt Bombendrohungen gegen Wahllokale. Manche mussten gar für ein oder zwei Stunden geschlossen werden. Offizielle berichteten, die Bombendrohungen seien „von einem Email-Server aus Russland gekommen“, berichtete ZDF-Korrespondent Theveßen. Ja, auch Russland mischt im US-Wahlkampf eifrig mit. Wie auch schon bei den deutschen Landtagswahlen in diesem Jahr – BSW und AfD lassen grüßen.
„Ich wollte kein Heuchler sein“ – Die Flüsterfraktion der Republikaner
Es gibt sie noch, die seriösen, anständigen und klugen Republikaner in den USA. Hier ist einer davon: Geoff Duncan, Republikaner, Ex-Vize-Gouverneur Georgia, und einer der Hauptakteure, die sich 2020 Donald Trump in den Weg stellten, als der die Georgianer aufforderte: „Bringt mir 12.000 Stimmen“ – für den Sieg. Geoff Duncan sagte Nein, er hat bitter dafür bezahlt, mit Morddrohungen und dem (bisherigen) Ende seiner politischen Karriere. Warum? „Ich wollte nicht so ein Heuchler sein“, sagt er im Heute Journal-Interview.
Jetzt macht er Wahlkampf für Kamala Harris – übrigens keineswegs als einziger Republikaner -, und berichtet von der „Flüstererfraktion“ bei den Republikanern: das sind die Republikaner, die hinter vorgehaltener Hand sagen: „Es ist toll, was Du tust. Ich werde dasselbe tun – aber es ist nicht populär, das laut zu sagen.“
„Wir sind uns heute bewusst, wie schlimm es werden kann“, sagt Duncan, und er ist überzeugt: „Die Mehrheit der Amerikaner wird nicht zulassen, dass Donald Trump uns wieder dahin führt“ – gemeint ist der Sturm aufs Kapitol am 6. Januar. „Es steht viel auf dem Spiel“, sagt Duncan. Ein absolut sehenswertes Interview – genau hier zu finden.
2.00 Uhr: It’s getting complicated – Es geht in die erste heiße Phase
Es steht 90 zu 27 – und langsam wird es kompliziert. Im Minutentakt laufen jetzt die ersten Wahlergebnisse auf der Magic Wall bei CNN ein, man kommt kaum noch hinterher. Donald Trump holt weitere Staaten wie Alabama und Oklahoma, Harris gewinnt Massachussetts, Maryland und auch den District of Columbia – die Hauptstadt Washington geht ebenfalls an die Demokratin. No surprise here.
Damit steht es jetzt 90 Wahlmännerstimmen für Trump und 27 für Harris – oh, wait: Die Nachrichtenagentur AP zählt bereits 95 Stimmen für Trump und 35 für Harris. Also ein demokratischer Durchmarsch wird es schon einmal nicht. Aber: Die großen demokratischen Staaten kommen noch – in Kalifornien ist es jetzt erst 17.15 Uhr. Und ein Fun Fact am Rande: Ausgerechnet das tief konservative Texas ist gerade hart umkämpft – Harris führte zeitweise mit 60,9 Prozent, „Wird nicht so bleiben“, warnt John King. Schade 😉
In diesen Staaten ist die Wahl schon entschieden – ein Dank an die Kollegen vom Focus! Ein Swing State ist noch nicht dabei, das sind jetzt erst einmal die sicheren Siege. Es bleibt spannend…
Trump (90 Wahlleute):
- Kentucky (8)
- Indiana (11)
- West Virginia (4)
- Alabama (9)
- Florida (30)
- Missouri (10)
- Oklahoma (7)
- Tennessee (11)
Harris (27 Wahlleute):
- Vermont (3)
- District of Columbia (3)
- Maryland (10)
- Massachusetts (11)
02.30 Uhr: Donald Trump sammelt weiter Wahlmännerstimmen
Donald Trump sammelt weitere Staaten ein, gerade hat er laut Arkansas eingesackt. Damit führt er jetzt mit 105 Stimmen zu 27 für Kamala Harris. Die aber führt im enorm wichtigen Swing State von Pennsylvania, und zwar mit deutlichen 71,2 Prozent vor Trump mit 27,8 Prozent. Aber Vorsicht: Auch hier ist erst ein Bruchteil der Stimmen ausgezählt. „Niemand weiß bisher, wohin das hier geht“, sagt CNN.
Harris führt auch in Michigan und in New Hampshire – und ganz knapp in Virginia: Hier beträgt ihr Vorsprung bisher ganze 30.000 Stimmen. Trump sieht dafür gut aus in Georgia und in Ohio. Aber gerade kommt eine wirklich spannende Nachricht auf CNN: Der Demokrat Josh Stein wird neuer Gouverneur von North Carolina – und in dem Staat führt Harris bisher knapp.
Und: In der Region rund um die wichtige Universität Ann Arbor in Michigan führt Harris derzeit mit satten 60,4 Prozent vor Trump mit 36,9 Prozent – es ist, wie vorhergesagt: Die Jungen, die Studenten, die Frauen – sie könnten die Wahl entscheiden.
Edit: Minuten später führt Trump in South Carolina… Ich geh‘ jetzt erst mal was essen. Und zünde eine Kerze an. Man sagt ja, Halloween-Kürbisse verscheuchen böse Geister der Untoten. Ein Versuch ist es Wert. In einer Viertelstunde schließen die Wahllokale im Midwest.
3.00 Uhr: John King sucht immer noch Überraschungen
Gerade haben die Wahllokale in großen Staaten in der Mitte des Landes geschlossen. Texas ist durch, Trump hat den erzkonservativen Staat natürlich klar gewonnen. Trump gewinnt zudem North Dakota, South Dakota und Wyoming, er führt zudem in wichtigen Staaten wie North Carolina und Georgia – und sein Vorsprung steigt. Dafür schrumpft er in Virginia. Fun Fact am Rande: In Lehigh County, dem Bezirk, über den Donald Trump einfach mal behauptet hatte, Einwanderer würden die Haustiere der Nachbarn essen – führt Kamala Harris tim großem Vorsprung. Bekommt Trump dafür heute die Quittung?
Kamala Harris gewinnt hingegen Delaware und führt in Michigan, New Hampshire, Nebraska und Kansas – und vor allem im enorm wichtigen Swing State Pennsylvania. Damit steht es aktuell 154 Wahlmännerstimmen für Trump und lediglich 30 für Harris. „Sollte das die Demokraten beunruhigen?“ fragt John King, und sagt klar: „No.“ Denn: Die meisten „blauen“ Staaten fehlen noch. „Everybody take a deep breath“ – einmal tief Luft holen. Guter Rat.
John King sucht derweil weiter nach Überraschungen – und findet keine. In Michigan führt Harris zwar mit satten acht Prozentpunkten Vorsprung, aber das werde nicht so bleiben, warnt King: „Am Ende wird es sehr knapp werden.“ Gerade schaut er erneut tief in die Studentengegenden, die sich um die Uni von Ann Arbor ziehen. „Wenn diese Studentengegend am Ende der Nacht nicht Blau ist, zeigt Euch das etwas richtig Großes“, sagt er. Und führt trocken hinzu: „Diese Karte wird sich sehr ändern in der nagen Zukunft – oder wir haben die überraschendsten Wahlen meines Lebens.“ Und das will was heißen.
5.00 Uhr: Erbitterte Schlacht um die Swing States
Das Rennen um die Präsidentschaft wird inzwischen zu einer erbitterten Schlacht um die Swing States – und die Karte färbt sich zunehmend Rot. Gerade haben die Wahllokale in Kalifornien geschlossen – Kamala Harris gewinnt de Staat klar. Das bringt sie ein großes Stück nach vorne, trotzdem kommt die Vizepräsidentin gerade einmal auf 145 Wahlmännerstimmern – während Donald Trump inzwischen auf 211 kommt.
Und das Rennen um die Swing States wird enger und enger. In Arizona liefern sich beide ein Kopf an Kopf-Rennen – gerade einmal 2.900 Stimmen machen hier gerade den Unterschied. In Michigan führt Harris noch, aber nur noch mit 51,3 Prozent zu 46,9 Prozent – hier sind aber erst ein Drittel der Stimmen ausgezählt. Doch gerade in den wichtigen Swing States im Norden hat Donald Trump massiv aufgeholt.
In Pennsylvania führt er inzwischen mit 50,7 Prozent zu 48 Prozent – verliert Harris diesen Staat mit seinen 19 Stimmen, war’s das wahrscheinlich. Denn Trump führt auch in Georgia, allerdings nur mit 136.000 Stimmen – und er führt inzwischen im wichtigen Wisconsin, dort sind aber auch erst 59 Prozent ausgezählt. Ganze 50.000 Stimmen beträgt der Vorsprung derzeit. In North Carolina hat Trump hingegen eine geradezu komfortablen Vorsprung von 148.000 Stimmen.
John King wühlt noch immer im Kleingedruckten – und das ist gut so: Denn dort steht, dass etwa in den Battleground States von North Carolina und Georgia noch immer große Mengen an demokratischen Stimmen ausstehen. Die großen blauen Kreise auf der Karte zeigen: Es sind gerade die liberalen Vororte die mit de Auszählen noch nicht fertig sind – und dort liegen viele Stimmen, viele demokratische Stimmen. Und so warnt John King noch immer: „We’re not done.“
Aber: Die Luft wird dünner by the minute, wenn Harris noch gewinnen soll, wäre jetzt ein Erfolg mal dringend nötig. Prompt kommt die Nachricht, dass Harris Oregon und Washington holt – das bringt sie auf mittlerweile 153 Stimmen. Aber das Momentum liegt klar bei Trump. „Sie bleibt hinter den Erwartungen zurück“, erklärt King, „er hat Aufwind sie nicht“ Und so räumt auch der Datenexperte ein: „Die Karte sieht jetzt mehr aus wie 2016 als wie 2020.“ 2016 – das war das Jahr, als Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde.
Fazit: Too close to call – Entschieden wird morgen. Oder so.
Die Wahlnacht neigt sich dem Ende zu – und entschieden ist noch immer nichts, Dass zu so später Stunde – fast Mitternacht im Osten der USA, fast 6.00 Uhr unserer Zeit – noch immer fast alle Swing States nicht entschieden sind, ist wahrlich etwas Besonderes. 2020 kippten einige dieser Staaten noch auf den letzten Metern, niemand weiß, ob ob das nicht auch noch passiert. Und dann ruft CNN Donald Trump in North Carolina zum Sieger aus – ein wichtiger Swing State.
Damit steht es jetzt 227 Wahlmänner-Stimmen für Trump und nur 153 für Harris. Trump kommt dem Sieg immer näher. Und in Mar-a-Lago fliegen bereits hochrangige Republikaner ein, um dem potenziellen Sieger ihre Aufwartung zu machen. War’s das also? Wird Donald Trump zu zweiten Mal als Präsident ins Weiße Haus einziehen? „Wir rechnen nicht damit, dass sich das heute noch entscheidet“, heißt es aus dem Harris-Lager. Denn viele Stimmen müssen noch immer ausgezählt werden – das Rennen ist weiter „too close to call.“
Aber: Gerade schickt sich Trump an, auch die „Blue Wall“ im Norden des Landes zu knacken – der Republikaner führt inzwischen in allen wichtigen Swing States wie Pennsylvania, Michigan, Wisconsin und Georgia. 230 Wahlmännerstimmen hat er jetzt sicher, Harris kommt auf 182. Noch hat sich keiner der beiden seinen Anhängern gezeigt, noch warten sie auf eine sichere Prognose des Ausgangs.
Doch schon jetzt kann man Bilanz ziehen: Offenbar war den Amerikanern doch ihr eigenes Portemonnaie wichtiger als die Demokratie, haben Lügen längere Beine als Zuversicht und Miteinander. Gefühlte Wahrheit schlägt Fakten – und was noch viel schlimmer ist: Rassismus, Hass und wilde Beleidigungen sind offenbar attraktiver als Hope, Chance und gemeinsame Zukunft. Sollte es so kommen, es wird Amerika weiter verändern – zum Schlechten. Und es erweist sich erneut die alte Weisheit von Bill Clinton als schlagend: „It’s the economy, stupid.“
Info& auf Mainz&: Wir beenden unseren Liveticker an dieser Stelle – Zeit für eine Mütze Schlaf. Unsere ausführliche Vorab-Analyse zu der Lage in den USA, zu beide Kandidaten und den Zustand der Demokratie lest Ihr hier auf Mainz&.