Die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) will auf die Anwohner mit Problemen in Bretzenheim entlang der neuen Mainzelbahnstrecke zugehen. „Wir sind im Kontakt mit den Anwohnern“, betonte MVG-Sprecher Michael Theurer im Gespräch mit Mainz&: „Wir werden das untersuchen.“ Mainz& hatte am Dienstag von einem Treffen von Mainzelbahn-Nachbarn in Bretzenheim berichtet, die über massive Probleme mit der neuen Strecke klagen: Erschütterungen im ganzen Haus, Risse in den Wänden, klirrende Gläser – von einem „permanenten Donnergrollen“ war die Rede. Theurer sagte nun, die MVG werde diese Probleme „intern mit unserem Gutachter besprechen“, dann werde man „auf die Anwohner zugehen.“
Die neue Mainzelbahn auf der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Lerchenberg war am 11. Dezember gestartet, seither kämpft die MVG noch mit allerlei Problemen: Ampelanlagen funktionieren nicht richtig, Autofahrer ignorieren Kreuzungen. 21 Minuten sollte die Fahrt vom Hauptbahnhof auf den Lerchenberg eigentlich dauern, in der Realität haben die Bahnen noch immer erhebliche Verspätung. „Wir arbeiten dran, dass es weniger wird“, sagte Theurer. Zu Beginn hätten die Bahnen durchschnittlich zehn Minuten Verspätung gehabt, jetzt seien es nur noch vier bis fünf Minuten. Es gebe „ein paar Stellen, wo wir nicht so schnell fahren dürfen“, erklärte der Sprecher, immerhin liege jetzt die Erlaubnis vor, die Brücke über die Koblenzer Straße zügiger passieren zu dürfen.
„Natürlich gibt es Sachen, die nachgearbeitet werden müssen“, sagte Theurer weiter, „wir gehen die nach und nach an und werden versuchen, die zu bearbeiten.“ Doch es sei irrig zu glauben, „wenn man ein halbes Jahr mehr Zeit gehabt hätte, dann wären die Probleme nicht aufgetaucht.“ Nacharbeiten müsse man die Strecke „so oder so, egal ob jetzt oder in einem halben Jahr.“ Und natürlich habe die MVG den Fahrplanwechsel als Startdatum im Blick gehabt, das sei das angepeilte Datum gewesen.
„Fakt ist: Bahn und Schienensystem müssen sich aufeinander einschwingen“, betonte Theurer, eine Strecke müsse sich unter Belastung „einspielen“. Das gelte auch für Merkmale wie die Rasengleise, die etwa am Ostergraben kommen sollen: Der Rasen komme oben auf den derzeitigen Schotter, der müsse sich aber erst einmal setzen, erklärte Theurer. Deshalb sei das Aufbringen des Rasens für Frühjahr geplant. Und was die quietschenden Gleise in der Wendeschleife am Lerchenberg angehe, dort werde nun „von Hand nachgeschmiert“, deshalb sei das Problem erledigt.
Zu dem Vorwurf, die neuen Variobahnen würden nicht rund auf den Schienen laufen, wollte Theurer nichts sagen, ebensowenig zu der Frage, warum alte Bahnen nach Wahrnehmung der Anwohner womöglich runder laufen als die neuen Bahnen. Auch zu der Forderung der Anwohner, die Bahnen auf Tempo 30 zu reduzieren, bis die Vorwürfe geklärt sind, wollte Theurer nicht eingehen: „Wir machen keine Aussagen dazu, bevor wir nicht mit unseren Experten gesprochen haben“, sagte er. Die MVG halte aber alle vorgegebenen Richtwerte und Vorgaben ein, zudem betonte er: „Wir halten natürlich die Vorgaben aus der Planfeststellung ein.“ Dass man eine Straßenbahn aber höre, das sei normal, fügte er hinzu: „Es hat niemand je behauptet, man würde eine Straßenbahn nicht hören.“
Info& auf Mainz&: Im Ausgangsartikel Wackelnde Betten, klirrende Schalen – Probleme mit der Mainzelbahn könnt Ihr die Klagen der Anwohner noch einmal nachlesen.
Eine Anmerkung in eigener Sache: Ausnahmsweise haben wir die Reaktion der Gegenseite – in diesem Fall der MVG – nicht vor Veröffentlichung des ersten Artikels eingeholt. Das hatte persönliche Gründe: Wir haben seit einer Woche eine schimmelnde Haustür und reagieren hochgradig allergisch auf Schimmel… Das hat einfach verhindert, dass wir hier normal arbeiten konnten, ein Aufenthalt im Büro ist derzeit nämlich nur mit geöffneten Fenstern möglich…. Trotzdem fanden wir die Berichte von immerhin mehr als 20 (!) Anwohnern so substanziell, dass wir sie nicht länger verschieben konnten – zumal sich in dieser Woche sowohl die MVG als auch die oppositionelle CDU mit dem Thema befassen: Am Freitag lädt die CDU zu einer Pressekonferenz in Sachen Mainzelbahn. Wir sind gespannt. Aber auch künftig gilt: Bei Mainz& kommen ALLE Seiten zu Wort.