Die Straßenfastnacht hat noch gar nicht begonnen, da drängt es die Fastnachter dennoch vor die Tür: Am Wochenende spielt sich ein Teil der Kampagne schon mal auf den Straßen und Plätzen von Mainz ab. Los geht’s an diesem Samstag mit dem Kirschgartenfest der Mainzer Ranzengarde, gefolgt von der Freiluft-Narhalla am Sonntag von GCV, MCC und Prinzengarde. Und der MCVC stellt sich ins Schaufenster, der Club wird schließlich auch 125 Jahre alt.
Die Ranzengarde ist ja die „Mutter aller Garden“, ihr Gründer war der Mainzer Politiker und Unternehmer Johann Maria Kertell – und der lebte inmitten der Mainzer Altstadt. Zu seinen Ehren veranstaltet die Ranzengarde an diesem Samstag nun schon zum neunten Mal ihr traditionelles Kirschgartenfest in der Mainzer Altstadt. Kertells Gardegründung war eine Revolution, seine Truppe als Parodie auf die Preußen mit ihren „Langen Kerls“ gedacht – bei der Ranzengarde wurde zur Aufnahmebedingung ein Mindestgewicht von zwei Zentnern und ein Leibesumfang von mindestens sechs Fuß gemacht.
Der Erfolg der „dicken Kerls“ stellte sich sofort ein: „Ranzengarde war der Zauber, der alle mächtig anzog und alles andere, die Narrheit ausgenommen, in den Schatten stellte“, vermerkte die Chronik aus dem Gründungsjahr 1838. Seither kämpft die Ranzengarde gegen „Mucker und Philister“ – also gegen Griesgrame und Spaßverderber – und schützt die Stadt der Narren gegen alle Anfeindungen. „Gekämpft“ wird dabei mit Konfetti, Luftschlangen und natürlich dem Schlachtruf „Helau“ – wie die Preußen auf diese freche Parodie reagierten, ist unklar: Erfreut waren sie wohl nicht.
Ranzengarde: Kirschgartenfest mit Aufmarsch der Musikzüge
Vor neun Jahren beschloss die Ranzengarde, ihrem Gründer Kertell mit einem Fest zu seinen Ehren zu huldigen, und zwar in der Mainzer Altstadt, ganz in der Nähe seines Geburtsortes – das Kirschgartenfest war geboren. „Das Ziel war, die Mainzer Fastnacht wieder in die Altstadt zu holen, weil der Rosenmontagszug seit 1995 hier nicht mehr durchführt“, berichtet Generalfeldmarschall Thomas Thelen vergangenes Jahr gegenüber Mainz&.
Nun ist es wieder so weit: Am, 20 Januar lädt die Ranzengarde erneut zum Kirschgartenfest, ab 11.11 Uhr gibt es buntes Gardetreiben und jede Menge musikalische Aufmärsche: Denn die Ranzengarde bekommt beim Feiern regelmäßig Besuch von anderen Garden und Musikzügen. So musizieren zwischen 11.00 Uhr und 14.00 Uhr neben den Musikzügen der Ranzengarde selbst die Musikgruppen der Kasteler Jocus-Garde, der Lerchen, der Kleppergarde, der Rittergilde sowie die Mombacher Bohnegard.
Dazu wird mit einem Marsch der Musikzüge befreundeter Traditionsgarden durch die Augustinergasse zum Kirschgarten und anschließendem Platzkonzert Besuchern und Anwohnern der Altstadt eine „närrische Matinee“ geboten – Höhepunkt ist zwischen 13.00 Uhr und 14.00 Uhr. Und natürlich gibt es zu all dem auch „Weck, Worscht und Woi“ sowie eine Tombola, bei der man eine Mitfahrt auf dem Wagen der Ranzengarde im Rosenmontagszug gewinnen kann. Der Erlös des Losverkaufs kommt der „Stiftung Mainzer Herz“ zugute, deren Gründer, Professor Thomas Münzel in diesem Jahr von der Ranzengarde mit dem Ehrenpreis des „Ranzengardisten“ geehrt wurde.
Freiluft-Narhalla und elf närrisch geschmückte Schaufenster
Es ist nicht die einzige Freiluft-Party an diesem Wochenende: Am Sonntag laden der Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV), der Mainzer Carneval Club (MCC) sowie die Prinzengarde zur Freiluft-Narhalla auf dem Bischofsplatz. Ab 14.11 Uhr geben sich hier so beliebte Fastnachtsmusiker wie DobbelBock oder die Moritze, die Schnorreswackler und Amigos del Sol die Ehre – das Ganze ist sogar kostenlos. Dazu könnt Ihr Florian Sitte, Marcus Schwalbach und Christoph Seib mit Vorträgen erleben. Ein besonderes Highlight: GCV-Protokoller Erhard Grom legt noch einmal sein letztes Protokoll auf – es ist die letzte Saison des bekannten und beliebten Protokollers.
Verzichten müssen die Narren an diesem Wochenende allerdings aus Fastnachtsstar Oliver Mager: „Mich hat’s bedauerlicherweise voll erwischt“, gab der Sänger am Freitag auf seiner Facebookseite bekannt, seit Montag liege er nun schon flach – und an Auftreten sei dieses Wochenende nicht zu denken. „18 Auftritte musste ich schweren Herzens absagen“, schreibt Mager weiter, er hoffe, ab Dienstag wieder auf die Bühne zu können. „Rockt am Wochenende ordentlich die Narrhallen und tanzt auf den Nachsitzungen bis die Füße glühen“, riet Mager den Narren.
Wenn Ihr also an diesem Wochenende durch die Straßen der Mainzer Innenstadt geht, schaut einmal in den Schaufenstern ganz genau hin: Dort könnt Ihr womöglich den „Till“ des MCC erspähen, „Ernst Lustig“, „Angela Merkel“ oder Hildegard Bachmann – zu Ehren des 125. Geburtstag des MCC schmücken elf Geschäfte in der Innenstadt ihre Schaufenster mit den bekannten Gesichtern des MCC. Mit dabei ist auch der legendäre MCC-Präsident Jakob Wucher, der auch die Fernsehsitzung „Mainz, wie es singt und lacht“ mit begründete.
Die eigentliche Straßenfastnacht beginnt dann mit Weiberfastnacht am Donnerstag vor dem Rosenmontag – dann rollen Umzüge durch Mainz und seine Vororte.
Info& auf Mainz&: Bis Aschermittwoch sind die Ikonen der MCC-Fastnacht in den Schaufenstern zu bestaunen, Ihr habt also genug Zeit, alle zu finden. Wer genau wissen will, wo er suchen muss, bitte sehr – bei der Aktion machen mit diese elf Geschäfte mit:
- Butterflygarden, Große Langgasse 12
- Café Stivale, Augustinerstraße 46
- Frohnhäuser, Stadthausstraße 8
- Juwelier Willenberg, Schillerplatz
- Laufzeit, Eppichmauergasse 6-8
- MainzStore / Mainz Plus, Markt 17
- Salamander, Am Markt 2-6
- Vom Fass, Pfandhausstraße 8
- Helen Bender Brautmode, Gaustraße 53
- Tinten Center Drechsler, Mombacher Str. 81
- Strampelwicht, Gaustraße 57
