Die Mainzer Universität prägt heute das Bild von Mainz entscheidend mit, doch das war nicht immer so: Bis vor etwa zwanzig Jahren existierten Stadt und Uni eher getrennt nebeneinander her. Dabei leben heute viele Mainzer in der Stadt, die erst durch die Uni hierher fanden – vielleicht gehört Ihr ja auch dazu. Wenn Ihr jedenfalls nach 1946 an der Mainzer Gutenberg-Universität studiert habt, dann interessiert sich die Uni jetzt für Euch, genauer: für Eure Erinnerungen und Geschichten! Im Rahmen des Wissenschaftsmarkts am 12. und 13. September können Ex-Studis oder Beschäftigte ihre persönlichen Erinnerungsstücke der Universität leihweise überlassen – als Teil einer interaktiven Ausstellung der Alltagsgeschichte.
Wie lebte, studierte und arbeitete es sich seit 1946 auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz? Welche besonderen Ereignisse sind insbesondere ehemaligen Studierenden und Beschäftigten der Universität im Gedächtnis geblieben? Wie haben die Mainzer den Aufbau des Campus und seine Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg erlebt? Und wie hat die Universität die Stadt und ihre Menschen geprägt? Das sind die Fragen, die die Uni mit der ungewöhnlichen Ausstellung beantworten will.
Mobiliar und Mensakarten, Fotos, Plakate und Zeichnungen bis hin zur „mobilen Nachtwächterkontrolluhr“ – das sind Stücke, die die Uni selbst in ihren Universitätssammlungen aufgespürt hat. So bewahrt das Universitätsarchiv beispielsweise zwei Stühle samt dazugehörigem Tisch auf, die 1946 zur Erstausstattung der Seminarräume im „Forum“ gehörten. Otto Böcher, langjähriger Theologieprofessor an der Mainzer Universität, absolvierte auf diesen Stühlen bereits sein Studium.
Aus der Zeit der Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg stammen auch zahlreiche Erinnerungsstücke, die der spätere Kunsterzieher Hans Günter Weber gesammelt hat, und die dessen Sohn – selbst Wissenschaftler an der JGU – nun dem Uniarchiv übergeben möchte: Eine Bescheinigung über seinen Arbeitseinsatz beim Wiederaufbau des Hauptgebäudes, Mensamarken, Seminararbeiten, zahlreiche selbst angefertigte Skizzen und Gemälde, darunter auch eine Ansicht der Universitätsgebäude in der Umbau- und Wiederaufbauphase 1949.
Im Archiv gibt es aber auch Plakate studentischer Aktionsbündnisse oder ein T-Shirt des AStA, Geschirr aus der Mensa, Urkunden und Pokale von sportlichen Erfolgen. Ein besonderes Stück ist die „mobile Nachtwächterkontrolluhr“, mit der – man mag es kaum glauben – bis vor einigen Jahren die Kontrollgänge über den Campus dokumentiert wurden. Die Ethnografische Studiensammlung wiederum präsentiert die Reiseschreibmaschine samt Klapptisch, mit der die erste Sammlungskuratorin Erika Sulzmann in den 1950er Jahren die Forschungsergebnisse ihrer „Mainzer Kongo-Expedition“ vor Ort festhielt.
Auf dem Wissenschaftsmarkt am kommenden Wochenende könnt Ihr nun zu dieser Sammlung beitragen und den 70 Jahren Mainzer Uni Euer eigenes, persönliches Erlebnis-Gesicht geben: Die Uni sucht Eure persönlichen Erinnerungsstücke! Die werden dann mit Kurz-Interviews und persönliche Aufnahmen in der Fotobox dokumentiert. Diese Andenken werden dann in einem gesicherten Regal in Zelt 3 ausgestellt – vor den Augen der Wissenschaftsmarktbesucher entsteht so eine neue Sammlung zur Alltagsgeschichte der Universität.
Ziel des Projektes ist aber auch, im Jubiläumsjahr 2016 anlässlich der „70 Jahre Wiedereröffnung“ eine Sonderausstellung über „Die Mainzer und ihre Universität“ im Rathaus zu präsentieren. Damm sollen die persönlichen Perspektiven die Mainzer Universitätsgeschichte widerspiegeln. Die Ausstellungskuratoren sammeln in den kommenden Wochen und Monaten persönliche Andenken und sind schon sehr gespannt auf die dazugehörigen Geschichten. Wir auch 😉
Info& auf Mainz&: Mehr zu den Universitätssammlungen findet Ihr auf dieser Internetseite. Koordinatorin ist Vera Hierholzer, die auch gerne zum aktuellen Projekt Auskunft gibt. Telefon 06131 und dann 39-24450 oder EMail v.hierholzer(at)ub.uni-mainz.de. Der Wissenschaftsmarkt findet am 12. und 13. September auf dem Gutenbergplatz vorm Staatstheater statt. Ausführliche Infos dazu hier.