Schon zum zweiten Mal wurde die Feuerwehr Wiesbaden am Freitag zu einem Großeinsatz an einer Wiesbadener Schule gerufen, der Grund: Massenhafte Atemwegsreizungen bei Schülern. Am Freitag zeigten neun Schüler an der Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule in Wiesbaden-Biebrich erhebliche Beschwerden, am Vortag war die Feuerwehr bereits zu derselben Schule wegen genau dem gleichen Problem gerufen worden. Der Verdacht: aufgewirbelte Platanen-Härchen. Unsinn ist das nicht: Die Härchen sind bei Baumpflegern geradezu verrufen.

Mainzer Feuerwehrmänner bei einem Brand-Einsatz in Mainz. - Foto: BYC-News
Mainzer Feuerwehrmänner bei einem Brand-Einsatz in Mainz. – Foto: BYC-News

Am Freitagvormittag wurde die Feuerwehr Wiesbaden zur Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule in Wiesbaden-Biebrich, weil insgesamt neun Schüler über massive Reizung der Atemwege klagten. Von Seiten der Leitstelle wurden daraufhin umgehend vier Rettungswagen, ein Notarzt, die Einsatzleitung Rettungsdienst sowie zwei Fahrzeuge der Feuerwache 2  zu der Schule entsandt. Eine Notärztin untersuchte die betroffenen Schüler, eine Schülerin musste aufgrund asthmatischer Beschwerden in eine Wiesbadener Klinik transportiert werden.

Zwei weitere Schüler wurden den Angaben zufolge von ihren Eltern abgeholt, die Übrigen seien „schnell wieder ohne Symptome“ gewesen, sie konnten den Schulbetrieb fortsetzen. Es war bereits der zweite Einsatz der Wiesbadener Feuerwehr an derselben Schule binnen zwei Tagen: Auch am Donnerstag waren Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst für mehrere Stunden zum Einsatz an der Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule gewesen.

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Ursache für die Einsätze seien „vermutlich aufgewirbelte Platanen-Härchen“, heißt es in der Mitteilung der Feuerwehr weiter, die Schüler hätten über „teils heftige Atemwegsreizungen“ geklagt. Am Donnerstag hätten bereits viele Schüler zur weiteren Untersuchung in Krankenhäuser transportiert werden müssen. Wirklich Ernst genommen wurden die gesundheitlichen Beschwerden aber offensichtlich nicht: Die Feuerwehr Wiesbaden sprach am Freitag von „Angstreaktionen“, es werde „vermutet, dass in beiden Fällen auch eine psychologische Komponente und die Gruppendynamik zu den Beschwerden bei den Schülern beigetragen haben.“

Platanen-Allee am Mainzer Rheinufer. - Foto: gik
Platanen-Allee am Mainzer Rheinufer. – Foto: gik

Dabei sind die Platanen-Härchen bei Experten weithin als massive Allergieauslöser bekannt – und bei Baumpflegern regelrecht gefürchtet. Die Platane sei ein beliebter Straßenbaum, viele Straßenalleen bestünden aus Platanen, weil der robuste Baum Trockenheit und Hitze ebenso gut vertrage wie Salz im Boden, heißt es auf dem „Baumpflegeportal“ im Internet. „Für Baumpfleger, Gärtner oder Bauhofmitarbeiter ist die Baumart jedoch problematisch“, betont man bei den Experten weiter: „Pflanzenstäube der Platane, die beim Schnitt und der Baumpflege entstehen, enthalten Stoffe, die Haut- und Lungenreizungen auslösen.“

Auf den jungen Blättern, der Rinde der jungen Zweige und vor allem an den Knospen der Platane sitzen wollige Sternhaare, informiert das Baumpflegeportal weiter. Diese brächen „bei Berührung ab und verursachen einen Hustenreiz“, in der Szene spricht man sogar von „Platanenhusten“, der bei den Baumpflegern weithin bekannt und offenbar auch gefürchtet ist. Bei empfindlichen Menschen lösten die Härchen „zusätzlich Hautirritationen bis hin zur Kontaktdermatitis aus“, heißt es weiter – für die Arbeit mit den Bäumen seien spezielle Vorsichtsmaßnahmen notwendig.

Von „Angstproblemen“ oder „psychischen Problemen“ spricht das Baumpflegeportal hingegen nicht – stattdessen wird Baumpflegern zu langen Ärmeln, Handschuhen und Schutzmasken geraten. „Nicht nur der Husten ist unangenehm, die Pflanzenstäube reizen auch die Schleimhäute und führen dort zu Entzündungen“, warnen die Experten, und raten: „Begrenzen Sie den direkten Kontakt mit Blättern und jungen Trieben auf ein Minimum.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu den gesundheitlichen Problemen durch Platanen lest Ihr hier auf dem Baumpflege-Portal im Internet.