Vergangene Woche meldete der Verband der TÜV-Unternehmen in Deutschland mehr Unfälle mit E-Scootern, und verwies darauf: Bei einem Fünftel dieser Unfälle sei Alkohol und damit Trunkenheit im Spiel. Mainz& wollte wissen: Wie sieht die Lage in Mainz aus? Auch hier gibt es eine steigende Zahl von Unfällen mit den Elektro-Tretrollern – und auch in Mainz spielt Alkohol eine wichtige Rolle. Der TÜV-Verband fordert nun mehr Kontrollen der E-Scooter-Nutzer – und einen besseren Ausbau der Radwegeinfrastruktur.

E-Scooter in Mainz: Das Unternehmen Tier war der erste Anbieter in der Landeshauptstadt. - Foto: gik
E-Scooter in Mainz: Das Unternehmen Tier war der erste Anbieter in der Landeshauptstadt. – Foto: gik

Das Statistische Bundesamt hatte am 10. Mai 2023 von einer massiv gestiegenen Zahl von Unfällen mit E-Scootern berichtet, bei denen Menschen zu Schaden kamen. So registrierte die Polizei im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt  8.260 E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden – das waren 49 Prozent mehr als 2021. Damit kam es bei 5.535 Unfällen mit den elektronischen Tretrollern zu Verletzungen, 1.234 Menschen wurden den Angaben zufolge schwer verletzt und 7.651 leicht – elf Menschen kamen dabei aber sogar ums Leben. 2021 waren es fünf Todesopfer in der Folge solcher Unfälle.

Mehr als 80 Prozent der Verunglückten seien dabei selbst mit dem E-Scooter unterwegs gewesen, so auch 10 der 11 Todesopfer. Die meisten E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden gab es nach Angaben der Statistiker in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen (2 312) und Bayern (1 119), die wenigsten in Mecklenburg-Vorpommern (66) und Thüringen (42). Nicht enthalten in der Statistik sind Unfälle, die durch unachtsam abgestellte E-Scooter verursacht werden.

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Unfälle mit E-Scootern auch in Mainz verdoppelt

Mainz& wollte wissen: Wie sieht die Bilanz in Mainz aus? Denn beim Statistischen Bundesamt hieß es auch: 64,9 Prozent der E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden habe man in Städten mit mindestens 100.000 Einwohnern registriert. Tatsächlich ist auch in Mainz die Zahl der Unfälle mit E-Scootern von 2021 auf 2022 deutlich gestiegen, bleibt aber dennoch im vergleichsweise geringen Rahmen.

E-Scooter des Anbieters Wind in Mainz. - Foto: gik
E-Scooter des Anbieters Wind in Mainz. – Foto: gik

Nach Angaben der Polizei Mainz gab es 2021 insgesamt 27 Unfälle mit E-Scootern in Mainz, 2022 waren es schon 55. Dabei hätten sich 33 Personen Verletzungen erlitten, darunter drei Personen schwere Verletzungen. 2021 zählte die Mainzer Polizei 13 Verletzte, darunter sechs Personen mit schweren Verletzungen. Tote gab es bislang bei Unfällen mit E-Scootern in Mainz glücklicherweise keinen – ein Mann, der im November 2021 von einem Bus überrollt worden war und anschließend starb, war mit einem normalen Tretroller unterwegs gewesen.

Die Zahl der gestiegen Unfälle dürfte denn auch vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen sein: 2021 herrschten noch vielfach Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie, 2022 war das nicht mehr der Fall – und die Zahl der E-Scooter-Anbieter in Mainz zwischenzeitlich auch noch einmal deutlich gestiegen. 2022 hingegen fanden wieder vielfach Feste und Events statt, das spiegelt sich denn auch in den Zahlen von Trunkenheitsfahrten: Stellte die Polizei 2021 lediglich bei vier Personen mit E-Scootern Alkoholeinfluss fest, so standen 2022 schon elf E-Scooter-Fahrer unter dem Einfluss von Alkohol oder anderer berauschender Mittel. Damit bestätigt sich auch in Mainz die Zahl von einem Fünftel.

Hauptursachen: Falsche Verkehrswege und Alkohol

Als die beiden häufigsten Unfallursachen bei E-Scootern nennt denn auch das Statistische Bundesamt die falsche Benutzung von Fahrbahn oder Gehwegen (18.6 Prozent) sowie das Fahren unter Alkoholeinfluss (18,0 Prozent). „Zum Vergleich: Im selben Zeitraum waren es bei Fahrradfahrenden 8,2 Prozent und bei zulassungsfreien Krafträdern wie Mofas, S-Pedelecs und Kleinkrafträdern nur 7,8 Prozent“, die unter Alkoholeinfluss erwischt wurden.  Nicht angepasste Geschwindigkeit sei der dritthäufigste Vorwurf an E-Scooter-Fahrer (7,2 Prozent).

Die FDP Mainz sucht derzeit "den schlechtesten E-Scooter-.Stellplatz" - und fordert Abstellzonen für die Scooter. - Foto: FDP Mainz
Die FDP Mainz sucht derzeit „den schlechtesten E-Scooter-.Stellplatz“ – und fordert Abstellzonen für die Scooter. – Foto: FDP Mainz

Der TÜV-Verband nennt nun die Zahl der gestiegen Unfälle „alarmierend“ – und fordert den Ausbau der Radinfrastruktur. Denn E-Scooter müssen in Deutschland entweder die Radwege nutzen, sofern diese vorhanden sind, oder auf der Fahrbahn zwischen den Autos fahren – Gehwege sind für die Scooter eigentlich tabu. Tatsächlich verletzte sich laut Statistischem Bundesamt gut ein Drittel (37,2 Prozent) der verunglückten E-Scooter-Nutzenden bei einem Zusammenstößen mit einem Pkw. Deutlich mehr als ein Drittel (36,2 Prozent) der Unfälle mit Personenschaden waren aber Alleinunfälle von E-Scootern ohne weitere Beteiligte.

„Insbesondere in Ballungsräumen muss eine sichere Infrastruktur für alle geschaffen werden“, fordert der TÜV-Verband nun. Von einer sicheren Fahrradinfrastruktur profitierten E-Scooter ebenso wie Radfahrer und Fußgänger. „Gleichzeitig müssen mehr Ressourcen in die Einhaltung und Überwachung der Verkehrsregeln im Zweiradverkehr investiert werden“, so der Verband weiter. Insgesamt machten Unfälle mit E-Scootern bundesweit ohnehin lediglich 2,9 Prozent Anteil unter allen Unfällen im Straßenverkehr aus, 2021 war der Anteil mit 2,1 Prozent noch geringer.

E-Scooter, behindernd auf Gehweg abgestellt. - Foto: Polizei Mainz
E-Scooter, behindernd auf Gehweg abgestellt. – Foto: Polizei Mainz

Übrigens gilt für E-Scooter-Fahrer mit 0,5 Promille die gleiche Alkoholgrenze wie für Autofahrende – und Personen unter 21 Jahren und Fahranfänger dürfen gar keinen Alkohol konsumieren, darauf weist der TÜV-Verband ebenfalls hin, und warnt: „Die steigenden Unfallzahlen zeigen, dass spontane Trunkenheitsfahrten mit einem scheinbar harmlosen Gefährt gravierende Folgen haben.“

In Deutschland sind die elektrischen Tretroller seit Ende 2019 zugelassen, in Mainz gibt es inzwischen vier kommerzielle Anbieter für eine E-Scooter-Ausleihe. Um die elektrischen Flitzer gibt es immer wieder heftige Debatten, ihre Fans verteidigen sie als tollen Baustein einer Mobilitätswende für „die letzte Meile“, also kurze Strecken etwa zwischen Bushaltestellen und Haustür oder Bahnhof. Kritiker halten sie für überflüssig und kritisieren vor allem den Wildwuchs auf Gehwegen beim Abstellen. Die Mainzer FDP hatte jüngst einen Wettbewerb für den „schlechtesten E-Scooter-Stellplatz“ ausgelobt und fordert, Sonderabstellzonen für die Scooter zu fordern – mehr dazu hier bei Mainz&.

Info& auf Mainz&: Die ganze Meldung des Statistischen Bundesamtes zu Unfällen mit E-Scootern findet Ihr hier im Internet zum Nachlesen.