In der Corona-Pandemie sank das Verkehrsaufkommen im Stadtgebiet Mainz zeitweise um bis zu 40 Prozent, vor allem der Lockdown im Frühjahr 2020 reduzierte die Mobilität der Mainzer erheblich. Das hat nun auch Auswirkungen auf die Verkehrsunfälle: 2020 zählte die Mainzer Polizei im Stadtgebiet „nur“ noch 5733 Unfälle, das waren 21,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Im ganzen Jahr ereignete sich lediglich ein tödlicher Unfall, als ein 91-Jähriger im ÖPNV stürzte und anschließend starb. Deutlich zugenommen haben hingegen Unfälle mit Radfahrern um 7,3 Prozent – und 2020 gab es insgesamt 20 Unfälle mit E-Scootern.
Homeoffice, Absage von Großveranstaltungen, der Lockdown des Einzelhandels und der Gastronomie sowie der Kompletteinbruch im Tourismus – wahrlich, 2020 war kein gutes Jahr, um sich frei zu bewegen. Das habe zu einem deutlich geringeren Verkehrsaufkommen geführt, teilte am Donnerstag die Mainzer Polizei mit, belastbare Zahlen der Stadt Mainz zum Rückgang des Verkehrsaufkommens lägen allerdings nicht vor. Der Mobilitätsmonitor des Robert-Koch-Instituts zeigte allerdings besonders für die ersten Monate der Corona-Pandemie deutliche Einbrüche: So sank die Mobilität in Mainz im April um rund 40 Prozent, im Juli waren es dann nur noch maximal 20 Prozent, und im September reisten die Mainzer nur noch etwa zehn Prozent weniger als sonst. Erst Ende Dezember brach das Verkehrsaufkommen wieder auf bis zu minus 40 Prozent ein.
Doch vor allem die Schließung der Freizeiteinrichtungen und Geschäfte brachte deutlich weniger Verkehr in die Mainzer Innenstadt, das wirkte sich auf die Verkehrsunfälle aus: Insgesamt gab es 2020 im Mainzer Stadtgebiet noch 5.733 Unfälle, das war ein Fünftel weniger als 2019. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit leicht verletzten Personen ging um 21,3 Prozent auf 523 Vorfälle zurück. Der Rückgang bei schwer verletzten Personen betrug sogar 33,6 Prozent, schwer Verletzte gab es damit bei 85 Verkehrsunfällen.
Fakt ist zudem: Tödliche Verkehrsunfälle gab es im Mainzer Stadtgebiet bereits seit Jahren schon so gut wie gar nicht mehr – und das lange vor der Einführung von Tempo 30. Tödliche Unfälle mit Beteiligung von Pkws oder Lkws gab es auch 2020 keinen einzigen, in einem Fall stürzte ein 91 Jahre alter Mann bei einem Bremsvorgang im ÖPNV und erlag später seinen Verletzungen. Unfälle mit Fußgängern gab es 84, das waren 33,8 Prozent weniger als 2019. In 28 Fällen waren die Fußgänger selbst die Verursacher, etwa weil sie einfach die Fahrbahn betraten (20 Fälle), in drei Fällen auch wegen Missachtung einer roten Ampel. Bei fünf Vorfällen beschädigten Fußgänger ein Kraftfahrzeug, etwa beim Vorbeigehen mit einem Einkaufswagen oder mit einem Gegenstand beim Beladen eines Fahrzeugs.
Die Hauptursachen für Verkehrsunfälle von Kraftfahrzeugen waren vor allem ungenügender Sicherheitsabstand (54 Prozent / 3.085 Fälle) und Fehler beim Abbiegen oder Rückwärtsfahren (17 Prozent/ 1.001 Fälle). Überhöhte Geschwindigkeit war hingegen nur in 193 Fällen Unfallursache, das entspricht gerade einmal zwei Prozent aller Verkehrsunfälle.
Deutlich zugenommen im Vergleich haben 2020 hingegen die Unfälle mit Radfahrern – auch weil in der Corona-Pandemie deutlich mehr Menschen aufs Rad umstiegen: der Radverkehrsanteil lag 2020 im Stadtgebiet Mainz bei 27 Prozent. So stieg die Zahl der Unfälle unter Beteiligung von Radfahrenden um 7,3 Prozent auf 301 Unfälle – 2018 waren es allerdings genau so viele. Bei 76 Prozent der Unfälle wurde ein Beteiligter verletzt. 154 Unfälle wurden durch Radfahrende selbst verursacht, dazu gehörten auch sogenannte Alleinunfälle ohne Fremdeinwirkung anderer Verkehrsteilnehmer – das waren 50 Fälle. In fünf Fällen davon war der Radfahrende stark alkoholisiert, zehn Mal gerieten Radfahrende in Straßenbahnschienen – davon allein fünf Unfälle in der Mainzer Gaustraße.
147 Unfälle mit Radfahrern wurden aber durch andere Verkehrsteilnehmer verursacht, das könnten aber auch Unfälle sein, bei denen der Radfahrer einen Radweg entgegengesetzt der vorgeschriebenen Fahrtrichtung befahre, und dann von einem Kraftfahrzeug beim fehlerhaften Abbiegen erfasst werde. Unfallhäufungsstellen in Bezug auf Radfahrende seien im Stadtgebiet Mainz nicht erkennbar, betonte die Polizei weiter – eine besondere Gefahr stellten aber Straßenbahnschienen dar: Hier gehe man von einer hohen Dunkelziffer bei Alleinunfällen aus.
Im Mainzer Innenministerium verwies man am Donnerstag zudem darauf, dass die Zahl der Unfälle und der Verletzten bei den Pedelec-Fahrern deutlich zugenommen hat: 2020 gab es 30 Prozent mehr Unfälle mit E-Bikes, die Zahl der Verletzten stieg um 36 Prozent. Bei den Verunglückten sei die Altersgruppe ab 65 Jahre besonders stark vertreten, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) bei der Vorstellung der Landesunfallstatistik.
Neu in der Mainzer Verkehrsunfallstatistik sind Unfälle mit E-Scootern, seit Juli 2019 kann man in Mainz die kleinen Elektroroller mieten und fahren. 2019 kam es zu 13 Unfällen mit E-Scootern, im gesamten Jahr 2020 waren es dann 20 Unfälle. In der Hauptsache verursachten die E-Scooter-Nutzer die Unfälle selbst, bei 15 Fällen nämlich, meist durch Unachtsamkeit, Kollisionen mit parkenden Pkws, bei vier Unfällen aber auch durch Alkoholeinfluss.
Damit bleibt die Zahl der Unfälle mit E-Scootern deutlich hinter den Befürchtungen zum Start der Stadtflitzer zurück, die Polizei warnt aber auch, die Dunkelziffer dürfte gerade bei Alleinunfällen deutlich höher liegen. Aktuell gibt es im Stadtgebiet Mainz noch zwei gewerbliche Anbieter von Scootern: die Firmen „Tier“ und „Lime“ mit rund 1.000 E-Leihrollern.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema gesunkene Mobilität und saubere Luft in Coronazeiten in Mainz könnt Ihr hier bei Mainz& noch einmal nachlesen, den Mobilitätsmonitor des Robert-Koch-Instituts findet Ihr hier im Netz. Die Verkehrsunfallstatistik der Polizei Mainz gibt’s hier als Pressemitteilung, und hier als pdf zum Download. Die Unfallbilanz für das gesamte Land Rheinland-Pfalz findet Ihr hier im Netz.