Freude bei den Geisteswissenschaftlern: Der neue Ergänzungsbau Philosophicum II an der Universität Mainz ist am Montag eingeweiht worden. Er schließt direkt an das alte Philosophicum aus den 1960er Jahren an. In dem Neubau werden ab April rund 160 Beschäftigte neue Büro- und Besprechungsräume vorfinden. Dieses Gebäude sei dringend notwendig gewesen, betonte Universitätspräsident Georg Krausch zur offiziellen Einweihung. Sobald die Möbel im kommenden Monat ankommen, werden unter anderem Mitarbeiter der Fächer Politik, Soziologie, Medien und Sport, Philosophie und Philologie sowie der Geschichte dort einziehen. Auch Beschäftigte des Zentrums für Lehrerbildung gehören zu den neuen Bewohnern.
Der Uni-Campus weist noch viele veraltete Gebäude auf, die den aktuellen Anforderungen zur effektiven Forschung nicht mehr entsprechen. Dass die Mittel für Bauinvestitionen fehlen, hatte der Uni-Präsident Mainz& schon beim Interview zum 70. Geburtstag der Universität erzählt. Daher könnten die nicht mehr genutzten Häuser aber auch nicht abgerissen werden und trüben weiter das Bild vom Campus wie beispielsweise eine leerstehende Chemiebarracke in der Mitte des Universitätsgeländes. An so manchen Stellen wird jedoch schon gebaut, zum Beispiel das neue Biozentrum, um die derzeit verteilten Biologiefächer zusammenzubringen, und eben das nun fertige Philosophicum II.
100 neue Büros auf 1.700 Quadratmetern
Zum ersten Mal hat die Universität in dieser Größenordnung einen Neubau in eigener Bauherrschaft errichtet, ohne die Unterstützung des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). Das Vorhaben hätte sonst nicht so schnell realisiert werden können, berichtete Krausch. Die rund sieben Millionen Euro aus universitären Mitteln für das Bürogebäude mit Keramikfassade kamen deshalb zur Hälfte aus dem Hochschulpakt II und zur Hälfte aus der Stiftung Mainzer Universitätsfonds.
Seit Mai 2016 wurde an dem Systembau des neuen Philosophicums II gearbeitet. Durch die Planung der Universitätsverwaltung zusammen mit dem Architektenbüro „H2S Architekten“ aus Darmstadt entstand ein vierstöckiges Gebäude mit Teilunterkellerung auf einer Grundfläche von 55 mal 12 Metern. Die Fläche von 1.700 Quadratmetern bietet Platz für 48 Einzel-, 39 Doppel- und 12 Dreierbüros sowie Besprechungsräume und Flurzonen mit Kopiernischen und Lagerflächen. Ein zentral gelegener Aufzug ermöglicht einen barrierefreien Zugang in das gesamte Haus. Außerdem ist das Gebäude auf Höhe der ersten Etage durch eine Verbindungsbrücke mit dem alten Philosophicum verbunden. Ein Teil des Gebäudes besitzt eine feste Bürospange mit unveränderbar festgelegter Raumaufteilung. Ein anderer Teil hingegen ist mit einer flexiblen Bürospange ausgestattet. Je nach Bedarf an Raum können dort die Zwischenwände demontiert und neu zusammengefügt werden.
Entlastung für die Mitarbeiter durch das neue Gebäude
In den Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität sind rund 20.000 Studierende in 120 Studiengängen eingeschrieben. „Wir freuen uns wirklich sehr, denn es bringt uns einige Entlastung“, sagte Dekan Stephan Jolie vom Fachbereich Philosophie und Philologie am Montag zur Einweihung. Bisher mussten einige Mitarbeiter der Institute über den Campus verteilt oder sogar außerhalb, auf der anderen Seite der Saarstraße neben der Bundesbank, untergebracht werden, weil über Jahre die Kapazitäten beschränkt waren. Durch die Lage des neuen Gebäudes am Jacob-Welder-Weg soll die „Campusallee“ vom Fußgängereingang zur Zentralmensa visuell und von der Bebauung gestärkt werden.
Die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften bräuchten keine teuren Labore, jedoch eine gute Medieninfrastruktur sowie genug Raum, sagte Konrad Wolf (SPD), Wissenschaftsminister von Rheinland-Pfalz. Dieser Raum sei mit dem neuen Gebäude entstanden. Dem gegenüber machte Dekan Jolie deutlich, dass dies „nur ein kleiner Tropfen auf einem großen Stein“ sei. Das alte Philosophicum sei ein oft genutztes und belastetes Gebäude, bei dem eine „Grundsanierung notwendig und unabweisbar“ sei. Und so könne im Advent kaum eine Kerze angezündet werden, da die Fenster so undicht seien, berichtete Jolie mit einem Seitenblick auf den Minister. Zudem gebe es beängstigende Risse in manchen Stützpfeilern. Diese Generalsanierung könne jedoch nicht von der Uni allein getragen werden, genauso wenig die Sanierung der Universitätsbibliothek.
Info& auf Mainz&: Das Interview mit dem Universitätspräsident Georg Krausch findet Ihr hier zum Nachlesen auf Mainz&.