Wie zufrieden ist die Wirtschaft mit dem Standort Mainz? Das wollte die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt wissen, und gab eine umfangreiche Studie in Auftrag. Das Ergebnis: Rund 70 Prozent der Unternehmen sind im Prinzip mit dem Standort Mainz zufrieden, die Standortfaktoren wurden zum Teil aber schlechter bewertet als 2020. Kritik gibt es vor allem an mangelnden Gewerbeflächen und an den Leistungen der Stadtverwaltung. Die Zufriedenheit mit der Wirtschaftsförderung stieg aber deutlich.

Wie zufrieden ist die Wirtschaft in Mainz mit Mainz? - Foto: gik
Wie zufrieden ist die Wirtschaft in Mainz mit Mainz? – Foto: gik

Es war eines der großen Streitthemen des Oberbürgermeister-Wahlkampfes sowie der Kommunalwahl im Jahr 2019: Wie steht Mainz in Sachen Wirtschaftsentwicklung da? Zuvor hatten in den Jahren davor mehrere Großunternehmen wie Nestlé den Standort Mainz verlassen, das Neubauvorhaben an der Ludwigsstraße kam nicht voran, und Mainz machte eher Schlagzeilen mit Abwanderungen denn mit Ansiedlungen.

Der Streit kulminierte im Jahr 2020, als die FDP das hauptamtliche Wirtschaftsdezernat unter der CDU-Politikerin Manuela Matz zerschlagen wollte, und öffentlich die Wirtschaftsförderung und die seit Ende 2018 amtierende Dezernentin kritisierte. Am Ende musste die FDP ihr Vorhaben zurückziehen, die Wirtschaftsförderung erhielt mehr Stellen – doch die Kritik blieb: Mainz müsse mehr auf Unternehmen und Investoren zugehen, forderte etwa noch im August 2020 der Handelsverband in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD).

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Wie zufrieden sind die Unternehmen mit Mainz?

Tatsächlich wurde danach die Wirtschaftsförderung aufgestockt, nun wollte das Wirtschaftsdezernat wissen: Wie beurteilen die Unternehmen in Mainz Standort und Leistungen? Für den Business Monitor wurden dafür zwischen dem 21. September und dem 24. Oktober 2022 insgesamt 378 Unternehmen in Mainz befragt, die meisten Rückmelder kamen aus dem Dienstleistungsgewerbe und dem Handel, aber auch aus dem produzierenden Gewerbe sowie dem Baugewerbe. Aber auch Medien, Kulturbetriebe und Handwerker waren unter den Befragten.

Trat 2018 ein Amt mit unterbesetzter Wirtschaftsförderung an: Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU). - Foto: gik
Trat 2018 ein Amt mit unterbesetzter Wirtschaftsförderung an: Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU). – Foto: gik

Das Ergebnis: 69 Prozent der Befragten waren mit dem Standort Mainz weitgehend zufrieden. „Wie 2020 liegt der Wert bei fast 70 Prozent, das ist wirklich positiv“, sagte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) am Dienstag bei der Vorstellung. Besonders gut werde von den teilnehmenden Unternehmen wieder die Lebensqualität am Standort bewertet: Hier erreiche die Stadt aktuell 80 von 100 Punkten. „Der Faktor Lebensqualität ist ein echtes Pfund, mit dem wir und unsere Unternehmen wuchern können“, betonte Matz.

Punkten kann Mainz auch mit der Nähe zu den eigenen Kunden sowie zu Forschung und Wissenschaft. Bei den allgemeinen Rahmenbedingungen für den eigenen wirtschaftlichen Erfolg erhält Mainz allerdings nur 65 von 100 Punkten. Nur 56 Prozent sind mit der Internetversorgung am Standort zufrieden, nur 44 Prozent mit dem Angebot an Büroflächen. Besonders schlecht werden die Leistungen der Stadtverwaltung bewertet: Nur 33 Prozent zeigten sich hier sehr oder „eher zufrieden“, mit 44 von 100 Punkten liegt Mainz damit weiter hinter dem Durchschnitt anderer Kommunen, der bei 59 liegt.

 

Hausaufgaben Digitalisierung, Stadtteilzentren, Beratung

Deutlich verbessert habe sich hingegen die Gesamtzufriedenheit mit der städtischen Wirtschaftsförderung, betonte Matz zugleich: Der Punktwert sehr zufriedener und zufriedener Mainzer Unternehmen sei um 9 Prozentpunkte von 54 im Jahr 2020 auf jetzt 63 gestiegen. Auch in den Unterkategorien „Kompetenz der Ansprechpartner“, „Bereitstellung von Informationen“ und „Geschwindigkeit der Bearbeitung“ hätten sich die Werte im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verbessert. Die Mainzer Wirtschaftsförderung liege damit inzwischen im kommunalen Durchschnitt bei der Bearbeitungsgeschwindigkeit, und sogar darüber in den Kategorien Zufriedenheit, Kompetenz und Informationen.

Gewebegebiet in der Mainzer Oberstadt an der Hechtsheimer Straße. - Foto: GVG
Gewebegebiet in der Mainzer Oberstadt an der Hechtsheimer Straße. – Foto: GVG

„Mich freut es wirklich sehr, dass die Zufriedenheit mit der Arbeit unserer Wirtschaftsförderung deutlich zugenommen hat“, unterstrich Matz: Das sei „eine tolle Auszeichnung“ für das Team um die neue Leiterin Simone Ritter. „Man kann jeden Tag sehen, wie sehr die Mitarbeiter für ihre Aufgaben brennen, und wie engagiert sie die vielen Projekte vorantreiben“, sagte Matz weiter: „Es ist eine Auszeichnung, dass das von den Mainzer Unternehmen honoriert wird.“

Allerdings gaben die Unternehmen der Stadt auch eine Reihe Hausaufgaben mit: 87 Prozent sehen die Förderung der Digitalisierung als wichtigste Aufgabe der Wirtschaftsförderung, um die 80 Prozent nannten „Förderung Stadtteilzentren“, „Vermittlung von Kontakten““, „Unterstützungsangebote Fachkräftegewinnung“, „Beratung Existenzgründer“ sowie eine „Zentrale Anlaufstelle“ als wichtige Aufgaben.

Mainz bekannt als Standort für Medien, Wein und Wissenschaft

Insgesamt gebe es „eine messbar hohe Loyalität zum Standort Mainz“, betonte die Dezernentin weiter: 70 Prozent wollen nirgendwo anders sein. Interessant sei, dass Mainz nach wie vor primär als Medienstandort wahrgenommen werde. Auf den weiteren Plätzen folgen die Wahrnehmung als Weinhauptstadt, Wissenschaftsstandort und Standort der Gesundheitswirtschaft. „Die Zahlen zeigen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind“, sagte Matz und Ritter weiter: „Mainz ist ein starker Standort. Wir tun alles dafür, dass dies auch zukünftig so bleibt und der Standort sogar noch besser wird.“

Mainz ist inzwischen auch als Weinhauptstadt bekannt. - Foto: gik
Mainz ist inzwischen auch als Weinhauptstadt bekannt. – Foto: gik

Einen Schwerpunkt wolle sie dabei im Bereich Digitalisierung setzen, sagte Matz weiter, die noch für weitere vier Jahre als Wirtschaftsdezernentin gewählt ist – und das auch bleibt, wenn sie bei der OB-Wahl keinen Erfolg hat. Der Breitbandausbau werde „von Seiten der Stadt weiter konsequent vorangetrieben“, betonte sie. Die Unternehmensbefragung sei „ein wichtiger Baustein, um gezielt den Wirtschaftsstandort Mainz voranzubringen, Anliegen zu erfassen und auf Verbesserungsvorschläge zu reagieren.“ Die Ergebnisse seien „aufschlussreich und dienen zur Ausrichtung der täglichen Arbeit“, fügte sie hinzu.

Durchgeführt wurde die Umfrage von der der Mainzer LQM Marktforschung GmbH, die deutschlandweit spezialisiert ist auf Datenerhebungen für Kommunen und Landkreise – mit einem Schwerpunkt auf Wirtschaftsförderungen. Nach Angaben der Stadt wurden Umfragen zur Zufriedenheit der Unternehmen mit dem Standort und den Erwartungen an Mainz bereits in den Jahren 2014, 2015, 2018 und 2020 umgesetzt. So könnten Ergebnisse auch im Zeitverlauf sowie im interkommunalen Vergleich ausgewertet werden.

Info& auf Mainz&: Mehr zu der Unternehmensbefragung sowie einen Link zum Download der ganzen Studie findet Ihr hier im Internet.