Das Rennen um den „Thron“ der Landeshauptstadt Mainz ist eröffnet, als dritter Kandidat kündigte nun Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) offiziell seine Kandidatur für die Wahl am 27. Oktober an. „Ja, ich bewerbe mich gerne um eine neue Amtszeit als Mainzer OB“, sagte Ebling am Mittwoch in Mainz. Dass der Amtsinhaber erneut antritt, war ein offenes Geheimnis, am Dienstagabend nominierte ihn der SPD-Vorstand dann auch einstimmig als Kandidat. „Mir geht es persönlich so, als wäre die erste Halbzeit jetzt abgeschlossen“, sagte Ebling, „ich freue mich jetzt, für die zweite Halbzeit loslaufen zu dürfen.“ Inhaltlich wartete Ebling mit einer Überraschung auf: Als zentrale Idee für seine zweite Amtszeit kündigte er eine Landesgartenschau für Mainz rund um den Südbahnhof, eine Großsporthalle, den Ausbau des ÖPNV – und die Entwicklung eines neuen Stadtteils an.

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bei der Ankündigung seiner erneuten Kandidatur als OB von Mainz. - Foto: gik
Michael Ebling (SPD) bei der Ankündigung seiner erneuten Kandidatur als OB von Mainz im KUZ-Biergarten „Waschhaus“. – Foto: gik

Eblings offizielle Kandidatur markiert den Startschuss für den Wahlkampf um den Chefsessel im Mainzer Rathaus, bereits im Februar hatte die CDU den parteilosen Nino Haase mit 93 Prozent Zustimmung ins Rennen geschickt. Am Dienstagabend nominierten die Grünen auf einem Parteitag offiziell die Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner und statteten sie mit einem Votum von 98 Prozent aus. Ebling muss noch auf einer Delegiertenversammlung der SPD bestätigt werden, das soll aber erst im August geschehen. Ebling wurde am 27. Januar 1967 in Mainz geboren und lebt bis heute mit seinem Partner in seinem Heimatstadtteil in Mombach. Der studierte Jurist und Sohn eines Tankstellenbetreibers trat 1983 in die SPD ein und machte dort schnell Karriere.

Ebling war zunächst Mitarbeiter beim rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Klaus Hammer, wurde dann Grundsatzreferent im Wissenschaftsministerium unter Jürgen Zöllner (SPD) und 2002 als Nachfolger von Malu Dreyer Mainzer Sozialdezernent. Von Mai 2006 bis 2012 war Ebling Staatssekretär unter Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD), am 25 März 2012 setzte er sich in der Stichwahl gegen den Grünen Günter Beck für das Amt des Mainzer Oberbürgermeisters durch.

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„Die vergangenen sieben Jahre waren aus meiner Sicht eine Aufholjagd“, sagte Ebling am Mittwoch bei der Bekanntgabe seiner Kandidatur, „Es waren Jahre des Aufbruchs und der Erneuerung.“ Vieles, was vorher liegen geblieben sei, „wurde angepackt, vieles was stockte, wurde entschieden die Dynamik ist im Stadtgebiet sichtbar.“ Das gelte etwa für den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs, bei der Schaffung von Kitaplätzen, beim ausgeglichenen Haushalt, beim wirtschaftlichen Erfolg am Arbeitsmarkt, aber auch „bei unserem unverwechselbarem Mainzgefühl.“

Der Ernst-Ludwig-Platz in Mainz. - Foto: gik
Den Ernst-Ludwig-Platz in Mainz will auch Ebling dringend aufwerten. – Foto: gik

Die Anstrengungen für die Stadt hätten sich gelohnt, nun freue er sich „auf neue Jahre mit neuen Herausforderungen. Mainz sei im Wandel und werde weiter wachsen, „Mainz muss sich als lebenswerte Kommune behaupten“, betonte Ebling. Gleich mehrfach unterstrich der Oberbürgermeister, er stehe für Verlässlichkeit und Kontinuität, er wolle „der Stadt Richtung und Orientierung geben.“ Er werde „verlässlich Kurs halten und dabei neue Impulse setzen“, versprach Ebling: „Ich will den Bürgern die Sicherheit geben, dass wir die kommenden Jahre gemeinsam sozial, ökologisch verantwortlich und wirtschaftliche erfolgreich gestalten können.“

Als wichtige Themen für die kommenden Jahre nannte Ebling Klimaschutz, Toleranz und sozialen Zusammenhalt, er wolle eine Stadt, die ihr kulturelles Erbe schätzt und pflegt“ und eine Stadt, die in Zeiten eines schwierigen Wohnungsmarktes „die Sicherheit gibt, in Mainz bleiben und gut leben zu können.“ Ebling kündigte an, dafür wolle er pro Jahr mindestens 400 sozial geförderte Wohnungen zusätzlich schaffen und den jährlichen Zuwachs des Mietertrags der Mainzer Wohnbau auf ein Prozent pro Jahr begrenzen. Er werde dem Stadtrat eine Zweckentfremdungssatzung vorschlagen, sagte Ebling weiter.

Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bei der Ankündigung seiner erneuten Kandidatur. - Foto: gik
Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bei der Ankündigung seiner erneuten Kandidatur. – Foto: gik

Gleichzeitig betonte der OB aber auch: „Wir brauchen mehr Grün fürs Stadtklima“, Nachhaltigkeit und Klimaschutz müssten „weiter Vorrang“ haben. „Unter meiner Leitung wurde der Masterplan 100% Klimaschutz entwickelt“, betonte Ebling, nun solle Mainz zu einer Modellregion für vorbildliche Mobilität in Deutschland werden. Dazu gehöre ein klares Ja zur Citybahn ebenso wie ein Ausbau des ÖPNV, Mainz solle aber auch die erste Stadt werden, die selbst fahrende Kleinbusse einsetze, und zwar per Rufsystem „on demand“ in den Stadtteilen.

Mainz aber brauche nicht nur mehr Grün und mehr Naherholung in der Stadt, es brauche auch mehr Flächen für neue Wohnungen, sagte Ebling, und räumte erstmals ein: „Die Nachverdichtung in den bestehenden Wohnquartieren stößt an ihre Grenzen.“ Er wolle deshalb den Vorschlag machen, „einen neuen Stadtteil zu erschließen, auf einer großen Fläche zwischen Hechtsheim und Ebersheim, stadtauswärts links der Rheinhessenstraße“, sagte Ebling. Der neue Stadtteil müsse ein Null-Emissions-Quartier werden und eine beispielhafte ökologische Bebauung ermöglichen. Zudem solle der Stadtteil auf Parkplätze „weitgehend verzichten“, dafür brauch es den Ausbau der Straßenbahn von Hechtsheim bis Mainz-Ebersheim. Baugemeinschaften und genossenschaftliches Bauen sollten den Stadtteil zu einem echten „Modellstadtteil“ machen.

Die Rheinhessenstraße zwischen Hechtsheim und Ebersheim. - Foto: gik
Ein neuer Stadtteil für Mainz soll nun doch kommen, irgendwo hier an der Rheinhessenstraße zwischen Hechtsheim und Ebersheim, auf diesem Foto rechts von der Straße. – Foto: gik

Die Ankündigung ist eine echte Überraschung, hatte die Mainzer SPD doch vor zwei Jahren einen vergleichbaren Vorschlag der Mainzer CDU noch vehement abgelehnt. Der CDU-Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner hatte 2017 einen neuen Stadtteil „Rheinhöhe“ auf der Anhöhe zwischen Hechtsheim und Bodenheim vorgeschlagen – also im gleichen Stadtgebiet, nur oberhalb der Rheinhessenstraße. Die Mainzer SPD, deren Vorsitzender Ebling damals noch war, hatte diese Idee als „Schnapsidee“ sowie als „illusorisch“ und „realitätsfern“ bezeichnet, die Details dazu könnt Ihr hier nachlesen.

Ebling kündigte weiter an, er wolle zudem neue Gewerbegebiete „in vertretbarem Umfang“ ausweisen sowie bestehenden Gebiete durch Flächenrecycling erhalten. „Es ist an der Zeit, dass wir die städtische Wirtschaftsförderung ausbauen“, kündigte er zudem an. Auch die Aufwertung der Innenstadt müsse weiter gehen, er wolle „öffentliche Räume als Orte der Begegnung zurückerobern.“ Die nächsten große Projekte in dieser Hinsicht seien eine Aufwertung des Rheinufers sowie der Ernst-Ludwig-Platz. „Mich nervt es tierisch, dass man morgens um diese Zeit das Theater nicht mehr sieht vor lauter Paketdiensten“, sagte Ebling, Mainz brauche deshalb „eine kluge Citylogistik, das ist im Moment nicht der Fall.“

Die Reste des Römischen Theaters oberhalb des Mainzer Südbahnhofs. - Foto: gik
Die längst überfällige Aufwertung des antiken Römischen Theaters oberhalb des Südbahnhofs soll nun durch eine Landesgartenschau gelingen, schlägt Ebling vor. – Foto: gik

Zur Aufwertung der Region um den Südbahnhof sowie für eine bessere Präsentation des Römischen Erbes solle sich Mainz zudem für die Ausrichtung einer Landesgartenschau bewerben, sagte Ebling weiter. Kernbereiche seien die Zitadelle, die Römische Meile rund ums Römisch-germanische Zentralmuseum sowie ein Brückenschlag zum Rhein, insbesondere zum Winterhafen. Ein solche Projekt biete die Chance, mit Hilfe von Landesgeldern in einem Kernbereich von Mainz öffentliche Grünflächen aufzuwerten, eine Spiellandschaft für Kinder am Rhein zu schaffen und das Römische Erbe attraktiv zu präsentieren. „Und warum nicht mit einer elektrisch getriebene Fähre Menschen und Fahrräder zwischen beiden Rheinufern transportieren?“, sagte Ebling.

Schließlich nannte Ebling noch das Projekte einer Großsporthalle, für die er sich einsetzen wolle, das sei „auch so ein Vorschlag, der seit Jahren auf dem Tisch liegt, es fehlt am Zupacken“, fügte er hinzu. Die ehrenamtliche Arbeit für Jugendliche wolle er mit „Microbudgets“ für entsprechende Projekte in den Stadtteilen stärken. Er habe noch viele Ideen für die Stadt, sagte Ebling weiter, „dass ich dieses Amt sehr gerne mache, das wissen Sie, es ist eine große Freude.“ Er wisse auch, „dass dieses Amt viel verlangt, ich bin bereit dazu“, unterstrich er. Trotz aller derzeitigen Parteientrends sei die OB–Whl eine Personenwahl, und das bleibe sie auch. „Die Mainzer müssen für sich entscheiden, wer das machen soll“, sagte Ebling, „wer eine Idee hat für diese Stadt, und bei wem sie das Gefühl haben, dass er sie sicher repräsentiert.“

Info& auf Mainz&: Als Entscheidungshilfe lädt Ebling ab dem 8. Juli zur Aktion „Auf eine Schorle mit Michael Ebling“, einen Monat lang will der SPD-Kandidat auf 17 Stationen kreuz und quer durch Mainz ziehen. Reaktionen auf Eblings Kandidatur, insbesondere auf seine Ankündigung zu einem neuen Stadtteil lest Ihr morgen bei Mainz&. Zur OB-Wahl 2019 haben wir Übrigens eine eigene Kategorie auf Mainz& erstellt: Unter „OB-Wahl Mainz 2019“ findet Ihr alle Berichte zu allen OB-Kandidaten, Porträts, Programme und viele Zusatznachrichten.

 

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