Ein echtes Labyrinth ist die Demokratie, und Du musst Craftie, Scoopy und Blunie einen Weg hindurch bahnen – gar nicht so einfach. Denn dabei kommen einem schon mal Mauern, Sümpfe oder Fake News in den Weg – dann muss der Spieler schnell eine Universität oder eine Ausbildungsstätte bauen, damit die durch Bildung gestärkten Figuren den Sumpf beiseite räumen können. „Man muss auf die Bürger aufpassen“, sagt Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), und tippt begeistert auf dem Tablet herum, „damit sie nicht links und rechts verloren gehen.“ Das Spiel heißt nicht Demokratie, sondern Blunokratie, „Rette die Blunies“ wurde eigens für den Tag der Deutschen Einheit erstellt – von Trier Game Design Studenten. Mainz& hat die Macher besucht und das Spiel schon mal getestet, am Montag könnt Ihr es in Mainz live selbst ausprobieren oder im Internet testen.
Die Idee sei bei einem Treffen der Ministerpräsidentin mit den Trierer Game Designern entstanden, berichtet Linda Breitlauch, Professorin für Gamedesign an der Hochschule Trier: „Die Idee war, ein Spiel zum Thema Demokratie zu entwickeln, extra für den Tag der Deutschen Einheit.“ Anderthalb Jahre lang grübelten, testeten und designten ihre Studenten im Studiengang Intermedia Design in Trier, entwickelten die Spielidee und die Inhalte, programmierten die Abläufe. Sieben Spiele-Levels gibt es, erklärt Teamleiter Frank Kramp: „Wir wollten das komplexe Thema demokratisches Zusammenleben in ein einfaches Spiel gießen.“
Heraus kam ein Computerspiel im Stil eines Labyrinthes, durch das sich die Figuren einen Weg zum Ziel suchen müssen. Der Spieler kann die verschiedenen Wegestrecken gegeneinander verschieben, um seinen Figuren den Weg zu ebnen. Die Ebenen verschieben sich aber gerne auch mal selbstständig gegeneinander, dann laufen die Blunies auf einmal vom Spielfeld – wenn man Bürger verliert, gibt das natürlich Minuspunkte: Jeder Blunie ist wertvoll! Dazu poppen immer wieder unvorhergesehene Hindernisse auf: Sümpfe oder Fake News lenken die Figuren ab, oder Walter Ulbricht verkündet auf einmal: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“ – woraufhin prompt eine Mauer Blunie und Co. den Weg versperrt.
Überwinden kann man die Hindernisse nur mit Hilfe von Ausbildung: Eine Hochschule, eine Handwerkerausbildung, eine Kunsthochschule und eine journalistische Redaktion müssen gebaut werden, um die Figuren fortzubilden. „Alle diese Fähigkeiten sind nötig, um ans Ziel zu kommen“, erklärt Kramp. Und man muss schnell bauen, damit die Blunies nicht stecken bleiben oder im Labyrinth herumirren… Rette die Blunies!
Die Levels heißen Grundgesetz und Spendensumpf, auch Sepp Herberger kommt vor. „Auch wenn es so klein aussieht, da steckt richtig viel Arbeit drin“, betont Professorin Breitlauch. Mit dem Projekt hätten ihre Studierenden gelernt, ein Computerspiel unter echten Bedingungen zu entwickeln, Programmierer und Designer arbeiteten gemeinsam. „Diese Kooperation ist bundesweit einmalig“, sagte Breitlauch.
Für das Demokratie-Spiel sei zudem eine Menge Recherche in Sachen Demokratie und Geschichte nötig gewesen, „dabei ging es auch darum: Was sind eigentlich demokratische Werte“, berichtet die Professorin weiter: „Das ersetzt mindestens ein Semester Politikstudium.“ Alle Studierende seien nicht zuletzt durch das Spiel sehr an Politik interessiert, von Verdrossenheit sei da keine Spur, sagt Breitlauch: „Ich schwöre, es gibt keinen einzigen Studenten, der nicht wählen gehen wird.“
Das Computerspiel soll nun am Tag der Deutschen Einheit in Mainz präsentiert werden, im Landesmuseum werden Besucher die Gelegenheit zum Spielen haben. Entwickelt wurde es als Spiel für Computer und auch Tablets, künftig soll es auch Apps für Smartphones geben. „Wir sind schon total gespannt, wie es ankommt“, sagt Breitlauch. Einen Fan haben die Blunies-Macher jedenfalls schon einmal: „Es ist toll und sehr süß“, schwärmte Ministerpräsidentin Dreyer bei der ersten Präsentation des Spiels in Trier: „Es bringt Sinn und Zweck der Demokratie auf spielerische Art näher.“ Das Motto der Einheitsfeier, die in diesem Jahr am 2. und 3. Oktober in Mainz stattfindet, sei schließlich „Zusammen sind wir Deutschland“, und genau das spiegele auch das Spiel wieder, sagte Dreyer: „Nur gemeinsam kommt man ans Ziel.“
Info& auf Mainz&: Das kleine Demokratie-Spiel „Rette die Blunies“ wird am Tag der Deutschen Einheit im Mainzer Landesmuseum präsentiert, dort hat der rheinland-pfälzische Landtag seine Infomeile aufgeschlagen. Wer das Spiel schon einmal testen will: Auf dieser Internetseite könnt Ihr die Blunokratie schon einmal ausprobieren. Aber Achtung: Das macht süchtig…