Plante ein Jugendlicher aus dem Kreis Mainz-Bingen islamistische Anschläge mit Hilfe von Rohrbomben? Die Kriminalpolizei Mainz hat am Dienstagabend einen Jugendlichen wegen des „dringenden Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ verhaftet. Der junge Mann werde beschuldigt, sich im Internet islamistisch radikalisiert, IS-Propaganda verbreitet und einen Anschlag mittels Rohrbomben vorbereitet zu haben. Der Beschuldigte wurde am Mittwoch der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz vorgeführt, dort wurde Haftbefehl erlassen.
Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz am Donnerstag mitteilte, wurde bereits am 18. November 2024 eine erste Wohnungsdurchsuchung bei dem Beschuldigten durchgeführt. Dabei wurden den Angaben zufolge zwei Bajonetten gefunden, sowie „vier mit Verschlüssen an beiden Seiten versehene Rohrstücke“. Die weiteren Ermittlungen hätten dann „den dringenden Tatverdacht ergeben, dass der Beschuldigte beabsichtigte, aus diesen Rohren Rohrbomben herzustellen“, so die Generalstaatsanwaltschaft weiter.
Der Verdacht: Der Jugendliche wollte diese selbst gebauten Rohrbomben „für einen gegen eine Mehrzahl von Personen gerichteten Anschlag einsetzen.“ Im Klartext: Der Anschlag sollte einer großen Menschenmenge gelten, es habe die Gefahr bestanden, dass dies zu „einer Vielzahl von Opfern“ geführt hätte. Zur Umsetzung seines Planes habe sich der Beschuldigte im Internet Anweisungen zur Herstellung von Rohrbomben und darin verwendbarem Sprengstoff beschafft.
Jugendlicher bereitete offenbar Anschlag mit Rohrbomben vor
Welchem Ziel genau der Anschlag gegolten hätte, sagten die Ermittler nicht – die Behörden hatten in den vergangenen Monaten immer wieder vor islamistischen Anschlägen gewarnt, auch gelten Weihnachtsmärkte als potenzielle Angriffsziele. Tatsächlich werfen die Ermittler dem Jugendlichen vor, sich im Internet islamistisch radikalisiert zu haben und über Internetnachrichtendienste und soziale Netzwerke propagandistische Inhalte des sogenannten „Islamischen Staates“ verbreitet zu haben.
In den Posts sei der bewaffnete Kampf des IS „und die von den Angehörigen dieser Vereinigung begangenen Verbrechen verherrlicht und als religiöse Verpflichtung dargestellt worden“, auch zum sogenannten „Jihad“, dem „Heiligen Krieg“ gegen Andersgläubige sei aufgerufen worden. Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag habe man aber nicht gefunden, räumte die Behörde zudem ein. Insbesondere seien bei dem Beschuldigten kein Sprengstoff und auch keine anderen Substanzen gefunden worden, die zur Herstellung von Sprengstoff geeignet gewesen wären.
Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz wurde den weiteren Angaben zufolge dann am 26.11.2024 über die Ermittlungsergebnisse in Kenntnis gesetzt – und damit acht Tage nach der ersten Hausdurchsuchung. Das wirft Fragen auf: Wie stellten die Ermittler sicher, dass der Jugendliche nicht in der Woche nach der Durchsuchung untertauchen würde? Dazu machte die Generalstaatsanwaltschaft keine Angaben, ebenso wenig zum konkreten Wohnort des Jugendlichen. Ob eine Information des SWR, der junge Mann stamme aus Bingen, korrekt ist, beantwortete die Staatsanwaltschaft bislang ebenfalls nicht.
Tatverdächtiger erst bei zweiter Durchsuchung festgenommen
Offenbar war der Tatverdacht aber so schwerwiegend, dass die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz noch am 26. November einen Haftbefehl gegen den beschuldigten erwirkte – und einen erneuten Durchsuchungsbeschluss. Noch am gleichen Abend wurde eine zweite Durchsuchung vorgenommen bei der nun „weitere Utensilien gefunden wurden, die den Verdacht begründen, dass diese zur Herstellung eines Zündmechanismus bestimmt waren.“
Dieses Mal wurde der junge Mann von Beamten der Kriminalinspektion Mainz 2 im Auftrag der Landeszentralstelle zur Bekämpfung von Terrorismus und Extremismus Rheinland-Pfalz festgenommen – wegen „dringenden Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.“ Der Beschuldigte wurde am 27.11.2024 der Haftrichterin des Amtsgerichts Koblenz vorgeführt, die den Haftbefehl aufrechterhielt und in Vollzug setzte, heißt es weiter. Bei dem Beschuldigten handele es sich zudem um einen deutschen Staatsangehörigen.
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