Es war der krönende Abschluss der Grabungsarbeiten in der Mainzer Johanniskirche: Ende 2018, kurz vor Abschluss der Arbeiten, fanden Archäologen im Fußboden der Kirche noch einen verzierten steinernen Sarkophag. Das Grabmal stammt aus dem frühen 11. Jahrhundert, darin begraben ist womöglich der im August 1021 verstorbene Mainzer Erzbischof Erkanbald. Anfang Juni wollen sich die Forscher Gewissheit verschaffen: Am 4. Juni soll der Sarkophag von einem internationalen Forscherteam gemeinsam mit der Grabmannschaft von St. Johannis geöffnet werden – es wird eine Krimistunde der Archäologie.

Ein steinerner Sarkophag aus dem frühen 11. Jahrhundert wurde bei Ausgrabungen in der Mainzer Johanniskirche gefunden. - Foto: EKHN
Dieser steinerne Sarkophag aus dem frühen 11. Jahrhundert wurde bei Ausgrabungen in der Mainzer Johanniskirche gefunden – er könnte das Grab von Erzbischof Erkenbald sein. – Foto: EKHN

Sechs Jahre lang war die evangelische Kirche St. Johannis im Schatten des Doms ein archäologisches Grabungsfeld, das immer neue Sensationen und Entdeckungen zutage förderte. Aus dem geplanten Einbau einer Fußbodenheizung wurde seit 2013 die spannendste Forschungsstätte Deutschlands – die Forscher fanden die Fundamente des Alten Doms von Mainz aus der Merowingerzeit, mittelalterliche Stuckskulpturen, Mosaikfußboden aus der Gotik und und und. Mehr als 500.000 Einzelfunde wurden geborgen, mehr als 200 mittelalterliche Grabstätten in- und außerhalb der Kirche entdeckt.

Ganz zum Schluss fanden die Forscher im Mittelschiff noch einen außerordentlich gut erhaltener Sarkophag. Aufgrund der Gestaltung seines Deckels gehe das Forscherteam um Guido Faccani davon aus, dass der Sarkophag rund 1.000 Jahre alt sei – „und die im frühen 11. Jahrhundert darin bestattete Person von privilegierter Stellung war“, teilte das Evangelische Dekanat nun mit. Bereits zum Jahresende 2018 hatten die Forscher angedeutet, dass es sich bei der hohen kirchlichen Persönlichkeit womöglich um den im August 1021 verstorbene Mainzer Erzbischof Erkanbald handeln könnte.

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Die Mainzer Johanniskirche im Jahr 2015 mit aufgegrabenem Fußraum. - Foto: gik
Sechs Jahre lang war die Mainzer Johanniskirche eine Grabungsstätte., hier im Jahr 2015. – Foto: gik

Erkanbald war von 997 bis 1011 Abt von Fulda und von 1011 bis zu seinem Tod Erzbischof von Mainz – und damit direkter Nachfolger des legendären Dom-Erbauers Willigis. Dass Erkanbald in St. Johannis begraben liegt, wusste man – nur wo, das wusste die Wissenschaft bisher nicht. Am Dienstag, den 4. Juni, soll nun der Deckel des Sarkophags angehoben werden, die Forscher hoffen, dass der Blick ins Innere eine ganze Reihe Fragen beantwortet: „Die Öffnung und Erforschung des Sarkophags könnte einen entscheidenden Beitrag zur Klärung der Frage nach der Funktion von St. Johannis und auch zur Mainzer Stadtgeschichte des 1. Jahrtausends leisten“, heißt es weiter.

Ende 2018 wurden die Grabungsarbeiten in St. Johannis endgültig eingestellt, seither kehrt die Kirchengemeinde so langsam in ihr Kirchengebäude zurück. Die wissenschaftliche Erforschung der Funde geht aber weiter – der Sarkophag wird nach seiner Öffnung eine ganze Woche lang im Fokus der Forscher stehen.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Entdeckungen und der Geschichte von St. Johannis in Mainz lest Ihr hier bei Mainz&, die Geschichte der einstigen Jugendstilkirche St. Johannis haben wir hier aufgeschrieben. Beispiele für Funde und Entdeckungen in St. Johannis werden zudem auf dieser Internetseite ausführlich präsentiert und beschrieben

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