Am Montagabend ab 23.00 Uhr hallten Schüsse durch den Mainzer Hauptbahnhof, ein Grund für Beunruhigung war das indes nicht: Abgefeuert wurden die Schüsse durch die Bundespolizei selbst. Der Grund: Sogenannte „Nachhallmessungen“ im Mainzer Hauptbahnhof. Damit soll das Schallverhalten in der Bahnhofshalle besser untersucht werden – um so Lautsprecherdurchsagen optimieren zu können.

Im Mainzer Hauptbahnhof waren am Montagabend Schüsse für die Wissenschaft zu hören. - Foto: gik
Im Mainzer Hauptbahnhof waren am Montagabend Schüsse für die Wissenschaft zu hören. – Foto: gik

Wie die Bundespolizei mitteilte, war für den Montagabend ab 23.00 Uhr eine Nachhallmessung für die Dauer von 30 bis 45 Minuten geplant. Damit werde aus einer Schreckschusspistole kontrolliert mehrere Schüsse abgefeuert, die Knallgeräusche sollen dann Aufschluss über das Schallverhalten im Bahnhof geben. Die Schüsse würden deshalb von verschiedenen Ebenen und Stellen abgefeuert, sagte ein Beamter der Bundespolizei gegenüber der Internetzeitung Mainz& am Abend.

Der Schall wiederum wird im Auftrag der Deutschen Bahn gemessen: Im Bahnhof seien dafür Akkustiker und Tontechniker vor Ort, „es hängen Mikrofone im Bahnhof“, sagte der Bundespolizist weiter. Für die Messungen wurden denn auch relevante Bereiche im Erdgeschoss der Bahnhofsvorhalle sowie im Gleisüberbau für den Zeitraum der Nachhallmessung kurzfristig abgesperrt. Das laute Knallgeräusch sei wichtig für die Messungen, berichtete der Beamte weiter: „Mit einer Butterbrottüte kriegt man das nicht hin.“

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Mitarbeiter der DB Sicherheit waren am Abend vor Ort, der Reiseverkehr sollte durch die Maßnahme nicht beeinträchtigt werden. Das Ziel des Ganzen: Die Bahn wolle festzustellen, wie die Lautsprecherdurchsagen verbessert werden können, teilte der Bundespolizist mit: „Es geht darum, Durchsagen besser verständlich zu machen.“

Mit Hilfe von Schallmessungen sollen künftig Lautsprecherdurchsagen verbessert werden. - Foto: gik
Mit Hilfe von Schallmessungen sollen künftig Lautsprecherdurchsagen verbessert werden. – Foto: gik

Die Deutsche Bahn hat schon mehrfach Anläufe genommen, um die Lautsprecherdurchsagen auf den Bahnsteigen zu verbessern: So wurde 2018 eine neue Ansage-Stimme gesucht, 2019 neue Technik für verbesserte Durchsagen getestet. Das Problem: Bahnhöfe haben wegen ihrer Hallenarchitektur „fast immer mit dem Problem des Nachhalls zu kämpfen“, weiß man beim Internetportal Ingenieur.de. Die vielen Störgeräusche im Bahnhof würden dann mit erhöhter Lautstärke aus dem Lautsprecher übertönt – das aber verstärke den hall nur.

Helfen kann hingegen eine veränderte Anbringung der Lautsprecher, damit die nicht ihr akustisches Signal in alle Richtungen über die Köpfe der Menschen, sondern gezielt in eine Ebene verbreiten – dort wo die Menschen sich aufhalten. Das Oldenburger Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie hatte dazu schon 2016 eine Technik entwickelt, die Durchsagen verständlicher machen kann – ob die hier zum Einsatz kommt, wissen wir aber nicht. Die Forscher raten aber eines: Bei genuschelten Bahndurchsagen hilft Schwarm-Intelligenz – es lohnt sich auf jeden Fall, andere Reisende zu fragen, denn gemeinsam bekommt man die kryptischen Sprachfetzen besser entschlüsselt.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Problem des Halls in Bahnhöfen, und was für bessere Lautsprecherdurchsagen getan werden kann, könnt Ihr hier bei den Kollegen von Ingenieur.de nachlesen.