Regen, Kälte, Uselwetter – der Herbst hat sehr plötzlich mit ungemütlichem Wetter zugeschlagen. Das aber nährt die Ängste vieler Gastronomen: Bisher haben Restaurants und Cafés in Mainz die Sommermonate nach dem plötzlichen Corona-Lockdown halbwegs gut überstanden, zu verdanken war das vor allem den üppigen Außenflächen. Nun aber geht die Angst um: kommen die Gäste im Winter auch noch, wenn die geschlossenen Räume eine erhöhte Infektionsgefahr bedeuten? Die Stadt Mainz erlaubt nun Zelte, Pavillons und andere Witterungsschutzaufbauten im Freien – und Heizpilze.
Die Corona-Pandemie hat kaum eine Branche so hart getroffen wie die Gastronomie, warnten gerade erst Experten anhand der jüngsten Zahlen, die Umsätze lagen selbst im Sommer noch immer um rund ein Drittel unter dem Vorjahr. Nun geht die Angst vor einer Pleitewelle im Winter um, zumal derzeit die Corona-Infektionszahlen wieder deutlich steigen. „Die große Sorge ist, ob die Leute im Winter den Mut haben, in die Gastronomie zu gehen“, sagte die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) im Gespräch mit Mainz&: „Das treibt ganz viele Gastronome um.“
Kein Wunder, hatte sich die Gastronomie doch gerade erst von der Wochen langen Schließung im Corona-Lockdown einigermaßen erholt. Durch die Vorschriften zum Schutz vor der Pandemie ist aber weiter in den Räumen nur eine eingeschränkte Anzahl von Plätzen verfügbar, die Frage lautet: Wie wird das im Winter, wenn die Kälte die Außenflächen unbenutzbar macht? Die Stadt Mainz hatte bereits im April ein Hilfspaket in der Corona-Krise geschnürt und erlaubte in der Folge vielen Gastronomiebetrieben eine üppige Ausdehnung von Außenflächen – zum Teil wurden auch Parkplätze dafür „zweckentfremdet“.
Der Gastronomie half das sehr, die Gäste wiederum stürmten die Außenflächen und halfen so den Restaurants beim Überleben. Am 23. September hatte der Stadtrat beschlossen, die Außenflächen auch im Winter weiter zu ermöglichen, nun beschloss der Stadtvorstand entsprechende Regelungen. „Es ist übergreifender Konsens in der Stadtspitze, dass die erweiterten Außenflächen auch in der nahenden kalten Jahreszeit genutzt werden können“, teilte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) nun gemeinsam mit Matz mit. Die bestehenden Sondernutzungserlaubnisse würden zunächst noch bis zum 31.12.2020 gelten, könnten aber auch im Jahr 2021 weiter geführt werden, sofern der jeweilige Gastronom das wünsche.
„Da viele Gäste bis heute aber große Bedenken über einen Gastronomiebesuch in geschlossenen Räumen haben, befürchten viele Gastronomen für die bevorstehenden Wintermonate erneut einbrechende Umsätze und denken alternativ darüber nach, die bewirtschafteten Außenflächen mit Hilfe von Aufbauten auch in der kalten Jahreszeit zu nutzen“, teilten Ebling und Matz weiter mit: „Die Stadt Mainz befürwortet und unterstützt dies ausdrücklich.“
So soll nun den Gastronomen in Absprache mit dem Ordnungsamt ermöglicht werden, Witterungsschutzaufbauten zu errichten. „Wir bitten alle Gastronomen, die sich mit der überbauten Nutzung der Sondernutzungsflächen in ihrem bislang genehmigten Außenbereich beschäftigen, ihre Ideen und Konzepte der Stadt zeitnah zukommen zu lassen“, betonte die Stadt. Wünschenswert seien insbesondere Zelte oder Pavillons, aber keine keine festen Aufbauten, die Aufbauten dürften zudem nicht fest im Boden verankert werden und müssten mit Ämtern und Feuerwehr sowie Stadtbildpflege abgesprochen werden.
Dezernentin Matz kündigte an, diese Woche auf einem gemeinsamen Termin mit den Altstadt-Gastronomen das weitere Vorgehen zu besprechen . Den Gastronomen stehe auch die Stadtbildpflege beim Stadtplanungsamt beratend zur Seite, wenn es um gestalterische Fragen gehe, betonte sie. „Unser ausdrücklicher Wunsch wäre zugleich, dass Gastronomen sich zusammenschließen, um einen optisch möglichst einheitlichen Witterungsschutz zu beschaffen, beispielsweise über den Verkehrsverein Mainz“, appellierten Ebling und Matz. Hier bestehe zugleich die Überlegung, solche Beschaffungen finanziell zu unterstützen.
Die Befreiung von Gebühren für die Sondernutzung der Flächen für die Außengastronomie im Jahr 2021 werde derzeit noch geprüft, hieß es weiter – für 2020 wurden diese Gebühren bereits erlassen. Sondernutzungsgebühren in Schließzeiten oder für ausgefallene beziehungsweise abgesagte Veranstaltungen sollen zurückerstattet werden. In anderen Städten hatten Gastronome schon durchsichtige Plexiglaskugeln oder beheizte Pavillons aufgestellt.
Matz sagte weiter, auch in Mainz gebe es viele kreative Ideen. Die Gastronome experimentierten mit Kirschkernkissen, Wärmflaschen und Decken, um es den Gästen im Freien gemütlich zu machen, auch über Luftfilter werde nachgedacht. Und noch eine, gleichwohl bei Klimaschützern heftig umstrittene Hilfsinstrument dürfen die Gastronomiebetriebe einsetzen: Heizpilze, sagte Matz noch, seien ebenfalls erlaubt.
Info& auf Mainz&: Wie man den Innenstädten und damit auch Gastronomie und Einzelhandel in der Coronakrise helfen kann, darüber wird weithin nachgedacht – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.