Die Entscheidung hatte für Ärger gesorgt: Die Stadt Mainz wollte Gebühren für die Nutzung des Innenhofes der Reduit in Mainz-Kastel nehmen, nun nimmt die Stadt die Gebührenbescheide zurück – vorerst zumindest. Denn ganz hat sich die Stadt wohl nicht von der Idee verabschiedet, dass Ausrichter von Festen für die Nutzung des altehrwürdigen Gemäuers auf der rechten Rheinseite zahlen sollen: Bereits am 5. November soll ein Arbeitsgespräch stattfinden.

Es gehört zu den Kuriositäten der Mainzer Geschichte, dass die Landeshauptstadt Mainz auf der rechten Rheinseite nach wie vor zahlreiche Liegenschaften und Grundbesitz hält – obwohl die rechtsrheinischen Stadtteile zur hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden gehören. Schuld sind daran die Amerikaner: Die US-Streitkräfte ignorierten nach dem Zweiten Weltkrieg und der Besatzung des besiegten Deutschlands die Grenzen zwischen den beiden Landeshauptstädten – und zogen im Rhein einfach eine neue Trennlinie.
Seit dem 25. Juli 1945 gehören deshalb die alten Mainzer Stadtteile Amöneburg, Kastel und Kostheim – kurz „AKK“ genannt – zu Wiesbaden, dabei waren die drei Stadtteile 1908 und 1913 nach Mainz eingemeindet worden. Der Zuschlag nach Wiesbaden ließ indes alten Gebietsbesitz unberührt, und so gehören der Stadt Mainz bis heute zahlreiche Grundstücke und Liegenschaften auf der rechten Rheinseite. Dazu gehört auch die zwischen 1830 und 1834 als Kaserne der Mainzer Bundesfestung erbaute „Reduit“, errichtet genau am Brückenkopf in Mainz-Kastel – wie einst schon die Römer hier ein Standbein zur Sicherung ihrer Brücke über den Rhein errichteten.
Stadt Mainz will Gebühren für Nutzung des Innenhofs erheben
Genutzt wird die Reduit heute vor allem von Vereinen aus Wiesbaden oder eben den AKK-Gemeinden, ein Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentrum der Stadt Wiesbaden hat hier seinen Sitz. Der Innenhof ist Schauplatz zahlreicher Feste wie dem Riverside Stomp, Mittelaltermärkten und Feuerwerks Open Air – und genau für die wollte die Stadt Mainz als Eigentümer nun Gebühren erheben. Grund ist die angespannte Mainzer Haushaltslage, der Haushalt der Stadt war zuletzt nur unter hohen Auflagen von der Dienstaufsicht ADD genehmigt worden.

Zu den Auflagen gehört auch die Forderung, die Stadt müsse für die Nutzung ihrer Liegenschaften angemessene Mietpreise oder Gebührensätze erheben, das sollte nun auch für die Reduit umgesetzt werden. Doch die neuen Bescheide sorgten gehörig für Ärger, nicht nur die Stadt Wiesbaden war „not amused“, auch zahlreiche Vereine sowie der Ortsbeirat Kastel protestierten lautstark. In der Reduit haben unter anderem Fastnachtsvereine wie die Jocus Garde oder ein Motorradclub, aber auch das ehrenamtlich betriebene „Museum Castellum“ ihren Sitz, Vereine, die oft wenig Geld und viel Engagement haben – und in der Vergangenheit Sanierungen oft in Eigenregier durchführten.
Nun rudert die Stadt Mainz zurück: Die Gebühren- und Mahnbescheide, die in den vergangenen Wochen für die Innenhofnutzung versendet worden waren, würden aufgehoben, neue Gebührenbescheide für 2025 nicht erlassen, teilte die Stadt Mainz am Sonntag mit. Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) entschuldigten sich sogar: „Wir schätzen das Engagement der vielen Vereine und Initiativen sowie der Stadt Wiesbaden in der Reduit sehr“, teilten sie mit. Die Stadt Mainz sei „allen, die sich über Jahrzehnte für den Erhalt dieses wertvollen Kulturdenkmals eingesetzt haben, ausgesprochen dankbar.“
Haase und Matz: Stadt hätte besser kommunizieren müssen
An Gebühren für die Nutzung des Innenhofs hält man in Mainz trotzdem fest, das solle aber insbesondere bei kommerziellen Veranstaltungen gelten, so die Mainzer jetzt. Die Herausforderung sei dabei „die genaue Abgrenzung zwischen kommerziellen und gemeinnützigen Veranstaltungen, um jeweils eine faire und für die Veranstalter tragbare Gebührenhöhe zu definieren.“ Und hier, so Haase und Matz weiter, „hätte sich die Stadt Mainz auf politischer Ebene mehr Zeit nehmen, und das Gespräch mit den Betroffenen vor Ort suchen müssen. Das werden wir jetzt verbessern.“

Bereits für den 5. November habe man zu einem Arbeitsgespräch eingeladen, um über die Mieten für die Räumlichkeiten und über die Gebühren für die Außenflächen zu sprechen, teilte die Stadt Mainz weiter mit. Weitere Gespräche mit erweitertem Teilnehmerkreis würden folgen.
„Ziel der Gespräche ist, eine faire Regelung für die kommenden Jahre zu finden, die einerseits die haushaltsrechtlichen Vorgaben erfüllt und andererseits die finanzielle Leistungsfähigkeit der Mieter- und Nutzergruppen berücksichtigt“, betonten Haase und Matz. Der Dialog mit dem Kasteler Ortsvorsteher, der Stadt Wiesbaden und vor allem mit den betroffenen Vereinen und Initiativen sei „dabei sehr wichtig,“
Info& auf Mainz&: Mehr zur Reduit in Mainz-Kastel und ihrer Geschichte findet Ihr hier im Internet.






