Große Gänsehautmomente bei der Pro7-Gesangshow „Voice of Germany“ am Donnerstagabend: Eine rheinhessische Fastnachterin und eine Fluthelferin aus dem Ahrtal sorgten in der Sendung für viel Spannung, und dann für große emotionale Momente. Für Anja Beck-Harth aus Stadecken-Elsheim – Gesangsstar der Spaßmacher Company und bekannt aus der Mainzer Fastnacht – erfüllte sich ebenso ein Traum wie für Anny Ogrezeanu, die seit der Flutkatastrophe als Helferin im Ahrtal im Einsatz ist.
Es war der Höhepunkt der am Donnerstagabend ausgestrahlten Staffel von „Voice of Germany“: Anja Beck-Harth betritt als letzte Teilnehmerin die Bühne der Gesangsshow. Es ist die 12. Staffel der Gesangstalentshow, derzeit stehen die „Blind Auditions“ an, bei denen der Kandidat oder die Kandidatin erst einmal gegen die Rückenlehnen der vier Jury-Sessel ansingt – und die Juroren überzeugen muss, sich zu ihnen umzudrehen, damit sie weiterkommen.
Am Donnerstagabend gab es dabei ein Novum: Aus Stadecken bei Mainz stehen gleich zwei Frauen auf der Voice-Bühne, und sie sind dazu noch Mutter und Tochter: Anja Beck-Harth und ihre Tochter Jenny Harth haben beide den Sprung zu den „Blind Auditions“ geschafft. Die Harths sind in der Mainzer Fastnacht eine höchst bekannte Familie, stehen doch Anja und Jenny seit Jahren gemeinsam mit Anjas Ehemann Andi Harth bei der Spassmacher Company auf der Bühne.
Seit 1859 gibt es die Landmetzgerei Harth nun schon, Anja und Andi sind bereits die sechste Generation des Familienbetriebs, der den Mainzern auch vom Mainzer Wochenmarkt wohlvertraut ist. Tochter Jenny und Sohn Joshi schicken sich inzwischen an, den Betrieb in siebter Generation weiterzuführen, und die Familie verbindet daneben noch eine weitere Leidenschaft: die Musik.
„Ich stehe seit 40 Jahren auf der Bühne“, berichtete Anja Beck-Harth am Donnerstagabend der staunenden Jury von „Voice of Germany“. Auch ihren Mann Andi habe sie so kenngelernt, Andi durfte später sogar kurz mit auf die Bühne. Da hatte Anja gerade mit einem furiosen Auftritt Zuschauer und Jury restlos verblüfft, hatten die Macher der Sendung sie doch zuvor als eher biedere Hausfrau in ihrem Heim in Stadecken-Elsheim präsentiert. Doch mit der kleinen, auf den ersten Blick eher unscheinbaren Metzgersfrau erlebten die Macher eine handfeste Überraschung.
Auf der Bühne nämlich entfaltete Anja auf einmal ihren ganzen Zauber und ihre ganze Präsenz. Mit grandioser Stimme und enormer Stärke präsentierte die 55-Jährige den Jennifer Hudson-Song „And I Am Telling You I’m Not Going“, da konnte man förmlich hören, wie die Zuschauer im Saal und an den Bildschirmen ins Staunen kamen. „Ist das dieselbe Frau, die ich in Stadecken abgeholt habe“, staunte Ko-Moderator Thore Schölermann. „Ja, schon“, entgegnete Andi Harth schmunzelnd.
Auch bei der Jury wurden die Augen größer und größer, je länger Anja auf der Bühne stand. Die 55-Jährige fühlte sich sichtlich wohl, ein Auftritt mit dieser Band sei ihr großer Traum gewesen, hatte sie zuvor im Einspielfilm berichtet. Kein Wunder: Die Stadeckerin ist schon lange der große Star bei der 1984 gegründeten Spassmacher Company, die mit ihren Musical-artigen Auftritten schon lange ein fester und beliebter Bestandteil der Fastnachtsszene ist.
Auch mit Gesangswettbewerben hat Anja schon eine gewisse Erfahrung: 2019 gewann sie den zum ersten Mal vergebenen Mannheimer Joy Fleming-Preis, der an die 2017 verstorbene Blues Sängerin erinnert, die bis zu ihrem Tod in der Pfalz lebte. Nun aber trat Anja Beck-Harth vor einem Millionenpublikum auf – und hatte erstmals seit Jahren wieder Lampenfieber. Doch auf der Bühne blühte sie immer mehr auf, „was war das denn?!?“, staunte schließlich Juror Mark Forster – der Sänger hatte sich als erster von Anjas Auftritt überzeugen lassen, und seinen Jurysessel gedreht.
Ihm folgte schließlich, nach einigem Zögern, Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß, doch die beiden weiteren Jurymitglieder verweigerten sich: Rae Garvey und Peter Maffay ließen sich nicht von Anja überzeugen. Die Quittung kam prompt: Gefragt, mit wem sie sich denn im Vorfeld ersehnt habe, nach den Blind Auditions weiterzuarbeiten, sagte Anja: „Es wäre mir eine große Ehre gewesen, mit Peter Maffay zu arbeiten – aber der wollte mich ja nicht“, sprach sie in entwaffnender rheinhessischer Offenheit.
Sänger Mark Forster packte dann in etwas stereotyper, aber charmanter Art sein Kompliment für die Sängerin auf den Punkt: „Du hast den Song komplett geschlachtet“, sagte Forster: „Du hast den Song genommen, du hast die Strophe zu ner Wurst gemacht – aber dann kam erst das Filetstückchen: Du hast zum Schluss den Chorus auf den Grill gepackt, gewendet und filetiert.“ Da war es nur logisch, dass sich Anja zum Schluss für das „Team Mark“ entschied.
Dort trifft sie nun auf eine weitere Kollegin: Anny Ogrezeanu hatte in der Mitte der Sendung für einen ersten großen Höhepunkt gesorgt. Die gerade einmal 21-Jährige, die sich als non-binäre Person versteht, hatte sich an einen Song gewagt, der eigentlich „in den Blind Auditions verboten ist“, wie Mark Forster sagte: Der legendäre Song „I will always love you“ von Whitney Houston gilt als viel zu schwer, und für Laien kaum zu meistern.
Doch Anny setze alles auf eine Karte: Schon fünf Mal hatte die junge Kandidatin aus Wachtberg bei Bonn sich bei „Voice of Germany“ beworben, fünf Mal war sie gescheitert. Seit einem Jahr aber steht Anny mit Stemmhammer und Arbeitskluft im Ahrtal, als Teil des ehrenamtlichen Helferteams „Team Ballern“ hilft sie seit der Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 beim Schlamm-Schippen und Häuser entkernen. Die Arbeit habe sie viel selbstbewusster gemacht, berichtet Anny in ihrem Vorstellungfilm – es sollte sich auf der Bühne zeigen.
Denn Anny schaffte es mit enormer Kraft und Präsenz tatsächlich, den Whitney Houston-Song zu ihrem Lied zu machen, es zu formen, und mit ihrer ganzen Kraft zu füllen – ein absoluter Gänsehaut-Moment. Völlig unverständlich, dass da nur zwei Jurymitglieder ihre Sessel drehten, nämlich Rea Garvey und Mark Forster. Peter Maffay entschuldigte sich gar zerknirscht bei Anny: Er habe damit gerechnet, dass sie scheitere, bekannte der Rocksänger, das sei ein echter Fehler gewesen.
Wie wahr: So eindringlich, gefühlvoll und kraftvoll war keine andere Präsentation in der Sendung am Donnerstag. Im Ahrtal wurden derweil Daumen gedrückt und auch ein paar Tränchen vergossen, für beide – Anny und Anja – geht es nun weiter im „Team Mark“, dort können beide mit Mark Forster an Songs und Auftritten arbeiten, bevor es dann in die weiteren Shows und Battles geht.
Doch bei Voice of Germany bleibt es spannend: Denn wie Jenny Harth abschneidet – das ist noch völlig unklar. Anjas Tochter stand nach ihrer Mutter auf der Bühne, ihr Auftritt wird nun Freitagabend gezeigt – das Mitfiebern mit den Harths geht weiter.
Info& auf Mainz&: Falls Ihr die Sendung verpasst habt: Den Auftritt von Anja Beck-Harth könnt Ihr Euch hier noch einmal ansehen, den von Anny genau hier bei Voice of Germany. Mehr zur Spassmacher Company findet Ihr hier im Internet.