Jedes Jahr am ersten Sonntag im September öffnen Burgen und Bauernhöfe, historische Häuser und besondere archäologische Stätten ihre Tore zum „Tag des Offenen Denkmals“ – in diesem Jahr ist das der 8. September 2024. Der Tag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“, in Mainz öffnen dabei unter anderem die Zitadelle und das Römische Theater, der Alte Dom St. Johannis oder das Rathaus ihre Tore. In Wiesbaden gibt es Führungen durch das Jagdschloss Platte und den Kaiser-Wilhelm-Turm auf dem Schläferskopf.

Das Kurfürstliche Schloss in Mainz ist fraglos eines der Wahrzeichen der Stadt. - Foto: gik
Das Kurfürstliche Schloss in Mainz ist fraglos eines der Wahrzeichen der Stadt. – Foto: gik

Seit gut 30 Jahren gibt es den „Tag des Offenen Denkmals“ nun schon, der die Faszination für historische Objekte und die Geschichte im eigenen Ort wecken will. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Wahr-Zeichen“, im Vordergrund stehen dieses Mal „vor allem Objekte, die den öffentlichen Raum bestimmen und zum Lebensmittelpunkt vieler Menschen gehören“, sagte Landeskonservator Markus Fritz-von Preuschen bei der Vorstellung des Programms – und nannte als Beispiele die Fruchthalle in Kaiserslautern oder den Bad Emser Kurpark.

Rheinland-Pfalz ist dieses Jahr Zentrum des Denkmalstags sozusagen, denn die offizielle Eröffnung dieses bundesweit größten Kulturereignisses zum Denkmalschutz findet 2024 in Speyer statt. „Mit seiner annähernd 2.000 Jahre alten Geschichte, gleich zwei Welterbestätten und rund 420 geschützten Einzeldenkmälern ist die Stadt als Veranstaltungsort einfach passend“, sagte Innenminister Michael Ebling (SPD). In Speyer präsentieren an dem Tag denn auch Landesarchäologie, Landesdenkmalpflege und das Welterbe-Sekretariat ihre vielfältige Arbeit und laden zu Mitmach-Aktionen.

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Grüne Brücke entdecken und den Alten Jüdischen Friedhof

In Mainz öffnen trotz der Vielfalt der historischen Denkmäler wie schon im Vorjahr zumeist die altbekannten Stätten ihre Tore und laden zu Besichtigungen ein – eine Entdeckungsreise zu Wahrzeichen der Mainzer Stadtgeschichte. Dazu gehört natürlich die Christuskirche, der Ihr mal wieder auf den Turm steigen könnt – wer den einmaligen Panoramablick über Mainz noch nicht kennt: Raufsteigen! Geöffnet ist ab 13.00 Uhr bis 17.30 Uhr. Im Inneren spielt Musik aus dem 16. Jahrhundert auf historischen Instrumenten und der Orgel eine zentrale Rolle.

Auch die Grüne Brücke in der Mainzer Neustadt ist ein Wahrzeichen von Mainz. - Foto: gik
Auch die Grüne Brücke in der Mainzer Neustadt ist ein Wahrzeichen von Mainz. – Foto: gik

In der Neustadt könnt Ihr zudem Hintergründe zur Grünen Brücke entdecken, der Brückenkonstruktion über die Rheinallee, die von 1980 bis 1981 nach Plänen und Konzept des Umweltkünstlers Dieter Magnus erbaut wurde – eine grüne Lunge mitten in der Stadt. Der Termin ist ausgesprochen passend, muss die Grüne Brücke doch gerade jetzt saniert werden. Einblicke in das Bauwerk gibt von 11.00 bis 16.00 Uhr Stadtkonservatorin Kathrin Nessel.

Drei Besichtigungstermine gibt es auf dem Alten Jüdischen Friedhof Am Judensand, in der Mombacher Straße, der ja seit 2021 UNESCO-Weltkulturerbe ist, Führungen gibt es aber auch durch das Kurfürstliche Schloss zu Mainz – fraglos eines der Wahrzeichen der Stadt. Hier werden drei Erwachsenenführungen zur Baugeschichte und Architektur des Schlosses angeboten (um 13.30 Uhr, 15.00 Uhr und 16.30 Uhr, je 60 Minuten), Kinderführungen finden um 14.00 Uhr und 15.00 Uhr (je 30 Minuten) statt.

Baustelle Rathaus und Burg der Schlaraffen

Ein paar Schritte weiter die Rheinpromenade entlang steht das Mainzer Rathaus, der Arne-Jakobsen-Bau gehört wohl zu den umstrittensten Wahrzeichen von Mainz und befindet sich mitten im Umbau. Um 10.30 Uhr und um 11.30 Uhr führt hier das die Sanierungsarbeiten ausführende Architekturbüro durch die Baustelle und erläutert die einzelnen Bauabschnitte – Achtung: Bitte unbedingt feste Schuhe anziehen!

Rittersaal der Schlaraffia Moguntia in der alten Hauskapelle des Heilig-Geist-Spitals. - Foto: gik
Rittersaal der Schlaraffia Moguntia in der alten Hauskapelle des Heilig-Geist-Spitals. – Foto: gik

Gerade über die Rheinallee hinüber, ein wenig versteckt hinter dem Weinhaus Wilhelmi, findet sich die alte Hauskappelle des ehemaligen Heilig-Geist-Hospitals: Eine kleine Seitentür führt von der Mailandsgasse in den 1. Stock hinauf, dort wartet eine kleine, im romanischen Stil 1236 erbaute Kapelle, die nach 1462 in spätgotischen Formen umgestaltet wurde – und von einem Stück Wehrgang der alten Mainzer Stadtmauer durchzogen wird. Die Kapelle ist heute Hauptquartier der Mainzer Schlaraffen: Die Vereinigung der „Schlaraffen“ wurde 1859 von Pragern Schauspielern gegründet, und zwar zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor.

Auch der Verein „Schlaraffia Moguntia“ hat eine 160 Jahre alte Geschichte, gegründet wurde er, um die damalige Bourgeoisie zu veräppeln: Man parodierte Obrigkeit und Militär, schwang kunstvoll gedrechselte Reden und verlieh sich gegenseitig Orden und Ehrenabzeichen als Parodie auf das reale Leben. „Den Schlaraffen geht es um intelligente Wortgefechte und kultivierten Nonsens“, erklärte Ulrich H. Drechsler 2023 beim Besuch von Mainz&. Die Schlaraffen verstehen ihre Vereinigung als Spiel nach dem Vorbild des mittelalterlichen Rittertums. Die „Burg Schlaraffia Moguntia“ ist am Sonntag von 11.00 bis 16.00 Uhr geöffnet.

Großes Zitadellenfest am Sonntag parallel zum Denkmalstag

Weiter hinten in der Altstadt öffnet erneut die Neutorschule ihre Türen, das Schulgebäude wurde von 1924 bis 1926 nach Plänen des Stadtbaurates Friedrich Luft unter Einbeziehung früherer Fabrikgebäude errichtet und gilt heute als Kulturdenkmal der Weimarer Republik mit historischem Bad. Gleich nebenan bietet die Initiative Römisches Mainz Führungen durchs Römische Theater an, und zwar um 14.00 Uhr, 15.00 Uhr, 16.00 Uhr und 17.00 Uhr.

Auf der Zitadelle findet erneut das Zitadellenfest am Denkmaltag statt. - Foto: gik
Auf der Zitadelle findet erneut das Zitadellenfest am Denkmaltag statt. – Foto: gik

Gleich oberhalb steht mit der Zitadelle ein weiteres Mainzer Wahrzeichen, hier wird am Sonntag an den Retter der Mainzer Zitadelle nach dem Ersten Weltkrieg, Professor Ernst Neeb, und seinen Kollegen Friedrich Pützer erinnert. Es gibt eine Ausstellung Führungen, zudem sind auch die verschiedenen Museen auf der Zitadelle geöffnet – das gesamte Areal ist randvoll mit Aktivitäten, denn es findet zeitgleich das beliebte Mainzer Zitadellenfest statt.

Es gibt Bücherbasar und Oldtimer-Treffen, ein Bouletournier sowie zahlreiche Stände und Informationen samt Musikprogramm – alles zum Zitadellenfest 2024 hier im Internet.

Alter Dom St. Johannis: Kostümführungen mit historischen Zeitzeugen

Geöffnet ist am Tag des Offenen Denkmals aber auch ein Ort, der den Mainzer zuletzt stark ans Herz gewachsen ist: Der Alte Dom St. Johannis mit seiner unfassbaren Geschichte. Was mit dem Einbau einer Fußbodenheizung begann, ist längst zu einer der faszinierendsten Entdeckungsorte für Geschichte in Mainz geworden: Der Alte Dom war nicht nur die erste Bischofskirche von Mainz, sondern gehört überhaupt zu den ältesten Kirchenbauten Deutschlands – und steht natürlich, wie könnte es in Mainz anders sein, auf römischen Fundamenten.

Im Alten Dom St. Johannis wird derzeit an die Königskrönung von Konrad II. vor 1.000 Jahren erinnert. - Foto: gik
Im Alten Dom St. Johannis wird derzeit an die Königskrönung von Konrad II. vor 1.000 Jahren erinnert. – Foto: gik

Am Tag des Offenen Denkmals entführen nun historische Zeitzeugen in 1500 Jahre Glaubens- und Lebensgeschichten rund um den Alten Dom: Sie erzählen von den ersten Taufen in Mainz im 5. Jahrhundert, erinnern an die Pracht der Königskrönung von Konrad II. vor 1000 Jahren und schwärmen davon, als vor gut 200 Jahren im katholischen Mainz endlich evangelische Gottesdienste in „St. Johannis“ gefeiert wurden. Die Kostümführungen beginnen jeweils um 12.30, 13.30, 14.30, 15.30 und 16.30 Uhr, Botschafter vor Ort beantworten fachkundig Fragen. Mehrsprachige Kirchenführer, Kinderflyer mit Audioguide und Bastelbogen sowie Schautafeln mit den wichtigsten Infos zur Grabung laden zum eigenständigen Erkunden der Kirche ein.

Der Alte Dom sei wahrhaft „ein besonderer Zeitzeuge der Geschichte“, schwärmte Innenminister Ebling Anfang der Woche –  und übergab einen Förderbescheid in Höhe von 250.000 Euro für die weitere bauliche Sanierung der Kirche. Damit soll der nunmehr elfte Bauabschnitt bei der Sanierung des Denkmals gefördert werden, „der neben dem Abschluss archäologischer und bauforscherischer Untersuchungen, und der notwendigen statischen Sicherung auch die Erarbeitung eines Nutzungskonzepts einschließen soll“, so Ebling.

Wiesbaden: Jagdschloss Platte und Turm auf dem Schläferskopf

Im benachbarten Wiesbaden gibt es übrigens zwei besondere Highlights: Hier gibt es kostenlose Besichtigung und historische Führungen durch das Jagdschloss Platte. Das wurde im Jahr 1826 fertiggestellt und diente der herzoglichen Familie zu Nassau als Wohnort während der Jagdsaison. Der repräsentative Bau wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs durch Fliegerbomben bis auf die Außenmauern zerstört und verfiel über Jahrzehnte hinweg – bis sich die Stiftung Jagdschloss Platte e.V. gründete und mit dem Wiederaufbau begann. Heute ist es eine Eventlocation, Infos zu den Führungen findet Ihr hier.

Auch den Kaiser-Wilhelm-Turm auf dem Schläferskopf bei Wiesbaden könnt Ihr am Sonntag erkunden und besteigen. - Foto: Stadt Wiesbaden
Auch den Kaiser-Wilhelm-Turm auf dem Schläferskopf bei Wiesbaden könnt Ihr am Sonntag erkunden und besteigen. – Foto: Stadt Wiesbaden

Und auf dem Schläferskopf könnt Ihr an diesem Sonntag den Kaiser-Wilhelm-Turm besteigen: Der 30 Meter hohe Turm aus Taunusquarzit und Basaltlava entstand in den Jahren 1905/1906 auf Betreiben des damals sehr aktiven Wiesbadener Verschönerungsvereins. „Nach den Plänen des Architekten Euler wurde ein pittoresker Rundturm errichtet, der mit seinem auf der Aussichtsplattform aufsitzenden Warttürmchen einem mittelalterlichen Wachturm oder auch Bergfried nachempfunden ist“, heißt es bei der Stadt Wiesbaden – der Turm ist zusammen mit dem angrenzenden „Kaisersaal“ ein wesentlicher Baustein der Wiesbadener Kur-Landschaft. Infos hier im Internet.

Ihre Türen öffnen auch diverse Wiesbadener Kirchen, das Museum in der Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte sowie die kürzlich restaurierte „Heidenmauer“, das einzige sichtbare römische Monument in Wiesbaden. Als Entstehungszeit der Mauer wurde bisher die Zeit Kaiser Valentinians I. (364-375) angenommen, nach neueren Untersuchungen dürfte sie jedoch älter sein und war vermutlich Teil einer größeren Befestigungsanlage. Vor Ort geben Fachleute Auskunft, es gibt eine Begehung des sogenannten Römertors, Führungen zu Repliken und römische Kinderspiele. Alle Infos zu Wiesbaden hier im Internet.

Info& auf Mainz&: Das ganze Programm des „Tag des Offenen Denkmals“ am Sonntag, den 8. September 2024 findet Ihr hier im Internet.