Das Mainzer Taubertsbergbad ist offenbar am Ende, wie die „Allgemeine Zeitung“ am Donnerstagabend meldete, hat der Betreiber Uwe Deyle Insolvenz angemeldet. „Wir haben es wirklich versucht, aber ohne Erfolg“, sagte Deyle der AZ. Das Bad hatte seit geraumer Zeit mit Schwierigkeiten zu kämpfen, Duschen, Umkleideräume und sogar zum Teil Schwimmbecken waren marode. Die Stadt warf Deyle vor, nicht genügend Geld in den Erhalt des Bades zu stecken, Besucher berichteten von herabfallenden Kacheln und losen Deckenteilen. Es ist beileibe nicht die erste Pleite, die Deyle mit einem Bad hinlegt – die Frage ist, wie es nun weiter geht.

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Schöne Bilder des Tauibertsbergbades aus einer Imagebroschüre Deyles von 2009 – Foto: gik

Seit 2003 hatte die Stuttgarter Unternehmensgruppe von Uwe Deyle das Taubertsbergbad betrieben, schon damals stand das einzige Innenstadtbad der Landeshauptstadt kurz vor dem Aus – Deyle schien der Retter in der Not zu sein und baute am Taubertsberg ein Spaßbad. Die Einweihung wurde mit großem Pomp gefeiert, ein heute legendäres Pressefest fand im Garten statt. Doch von Anfang an gab es auch Kritik, etwa an den hohen Eintrittspreisen für Spaßbad und Saunabereich.

Früh Vorwürfe, Deyle würde nicht genug in Erhalt investieren

Dennoch: Die Mainzer nutzten das Schwimmbad gerne, das mit einem Sportbadbereich auch dem Auftrag für Schulen und Vereine nachkam. Ungewöhnlich frühzeitig aber begannen sich auch die Mängel zu häufen. Schon vor einigen Jahren haben wir selbst marode Duschen, verdreckte Umkleiden, kaputte Spinde und durchaus auch Baumängel im Taubertsbergbad erlebt. Immer wieder gab es Vorwürfe, Deyle würde nicht genug in den Erhalt des Bades investieren. Seit Monaten nun schien sich die Situation zuzuspitzen, Nichtschwimmerbecken und Sprungbecken mussten gar gesperrt werden, weil sich dort Fliesen gelöst hatten, wie die AZ berichtete.

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Nun zog Deyle offenbar die Reißleine und meldete Insolvenz an, das unmittelbare Aus für das Bad bedeutet das (noch) nicht: Nach der Anmeldung einer Insolvenz wird zunächst ein Insolvenzverwalter eingesetzt, der dann drei Monate lang Zeit hat, eine Lösung oder einen Käufer für das Objekt zu finden. Sportdezernent Günter Beck (Grüne) versicherte zudem der AZ, die Stadt sei auf eine Insolvenz vorbereitet – was das genau heißt, schreibt die Zeitung nicht.

Deyle legte gleich reihenweise Pleiten mit seinen Bädern hin

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Bilder aus besseren Zeiten des Taubertsbergbades – Screenshot: gik

Es ist zudem nicht die erste Insolvenz, die Deyle mit einem Badebetrieb erleidet: 2013 schmiss die Stadt Neusäß in Bayern Deyle aus der Titania Therme heraus – der Betreiber hatte ein halbes Jahr lang keine Miete gezahlt, im Wasser wurden Legionellen gefunden. Deyle habe nicht genug in Personal und Erhalt des Bades investiert, schrieb damals, im Februar 2013 die Augsburger Allgemeine Zeitung. Auch bei der Keitum Therme auf Sylt – einer Bauruine samt Insolvenz – habe Deyle eine unrühmliche Rolle gespielt, schrieb die Zeitung damals weiter.

2015 meldete dann auch die von Deyle gebaute und betriebene Königstherme in Königsbrunn Insolvenz an, „die Liste der Versäumnisse ist lang“, schrieb die Augsburger Allgemeine im Juli 2015, Deyle habe „spät und spärlich investiert.“ In Mainz war Deyle in den vergangenen Wochen abgetaucht, Fragen zur Zukunft des Taubertsgbergbades wurden höchstens zögerlich beantwortet.

„Betreiber offenbar untergetaucht“, schrieb SWR Online im Juli, Deyle sei seit Wochen für die Stadt nicht zu erreichen. Deyle habe einmal fünf Schwimmbäder deutschlandweit betrieben, vier seien bereits pleite gegangen – das war im Juli. Beck sagte dem SWR damals, er habe Anfang Juni den Stuttgarter Unternehmer aufgefordert, ein Sanierungskonzept vorzulegen. Deyle habe bis heute nicht reagiert.

Mombacher Schwimmbad wurde 2015 von Schwimmverein gerettet

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In Mombach wurde das Schwimmbad hingegen von einem Verein gerettet und bis heute erfolgreich betrieben – Foto: Stadt Mainz

Dabei zeigt ein anderes Schwimmbad in Mainz, dass es auch anders geht, abseits großer Investoren mit Versprechungen vom blauen Himmel: Das Mombacher Schwimmbad wird seit Februar 2006 vom Mainzer Schwimmverein 1901 betrieben – der Stadtrat hatte 2005 die Schließung des damals hoch defizitären Bades beschlossen. Es folgten massive Proteste der Mainzer und ein Bürgerbegehren, das mehr als 20.000 Mainzer unterschrieben – schließlich durfte der Mombacher Schwimmverein den Betrieb des Bades übernehmen.

Der senkte die Kosten für das Bad mal eben um 900.000 Euro – für die Stadt blieb damit noch ein Zuschuss von rund einer Million Euro – und schaffte mit viel Kreativität und neuen Ideen, woran die öffentliche Hand bis dahin komplett gescheitert war: Den Badbetrieb auf gutem Niveau und mit möglichst niedrigen Kosten zu erhalten. Der Schwimmverein beschäftigte weniger Mitarbeiter, investierte in moderne Technik, die Geld und Energie sparte und lockte mit neuen Kursen neue Besucher ins Bad – das alles bei moderaten und sozialverträglichen Eintrittspreisen.

„Verein rettet Schwimmbad“, schrieb damals die Mainzer Rhein-Zeitung im Dezember 2015, was Ihr alles noch einmal auf dieser Seite der Bürgerinitiative Mombacher Schwimmbad nachlesen könnt. Vielleicht hat ja jetzt jemand eine ähnlich kreative Idee…. Wer dafür in Frage kommt? Gebaut hat das Taubertsbergbad damals – der Ingelheimer Bauunternehmer Dirk Gemünden.

Info& auf Mainz&: Zu unserem Bericht über die aktuellen Entwicklungen, wie es weiter geht, was die Stadt sagt – hier entlang, bitte.

 

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