Ein tödlicher Unfall erschüttert derzeit Mainz: Am Mittwochabend hatte ein Pkw in der Mombacher Straße zwei Fußgänger in der Dunkelheit erfasst, ein 55 Jahre alter Mann aus Frankfurt verstarb an den Folgen. Was die Mainzer Polizei aber besonders wütend machte: Noch vor Eintreffen der Rettungskräfte machten Gaffer Videos der Fußgänger und des Pkws-Fahrers – und streamten sie ins Netz. Die Polizei leitete nu Ermittlungen wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten ein und bitte um Hinweise zu den Video-Streamern.

In der Mombacher Straße ist es auf Höhe des B&B-Hotels am Mittwochabend zu einem tödlichen Verkehrsunfall gekommen. - Foto: gik
In der Mombacher Straße ist es auf Höhe des B&B-Hotels am Mittwochabend zu einem tödlichen Verkehrsunfall gekommen. – Foto: gik

Am Mittwochabend war es gegen 22.20 Uhr in der Mombacher Straße in Mainz zu einem tödlichen Verkehrsunfall gekommen. Wie die Mainzer Polizei am Donnerstag berichtete, befuhr gerade ein Auto mit drei aus Mainz stammenden Insassen die Mombacher Straße in Fahrtrichtung Mombach. In Höhe des B&B-Hotels überquerten jedoch direkt vor dem Auto zwei Personen die Fahrbahn bei ausgeschalteter Ampel für Fußgänger.

Offenbar übersah der Autofahrer in der Dunkelheit die beiden Personen auf der Fahrbahn: Die Fußgänger wurden von dem PKW erfasst und durch die Luft geschleudert. „Der 55-jährige Mann aus Frankfurt verstarb trotz Reanimation noch am Unfallort“, berichtete die Mainzer Polizei. Seine 41 Jahre alte weibliche Begleitung wurde nach Erstversorgung in die Uni-Klinik Mainz gebracht. „Der 19-jährige PKW-Fahrer sowie die Beifahrer erlitten einen Schock und wurden durch ein Kriseninterventionsteam betreut“, so der Bericht weiter.

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Bilder hilfloser Personen auf Videos ins Netz gestreamed

Beide Fußgänger gehörten einer fünfköpfigen Personengruppe an. Drei der Personen befanden sich zum Unfallzeitpunkt etwa 50 Meter hinter den Verunfallten und konnten den Hergang beobachten. Für die Dauer der Unfallaufnahme musste der betroffene Straßenabschnitt der Mombacher Straße voll gesperrt werden, auch der Busverkehr musste umgeleitet werden.

Von dem tödlichen Unfall in der Mombacher Straße wurden Videoaufnahmen ins Netz gestellt - das ist eine Straftat, warnt die Polizei Mainz. Hier ein Symbolbild. - Foto: Polizei Mainz
Von dem tödlichen Unfall in der Mombacher Straße wurden Videoaufnahmen ins Netz gestellt – das ist eine Straftat, warnt die Polizei Mainz. Hier ein Symbolbild. – Foto: Polizei Mainz

Was aber die Ermittler besonders erschütterte war, was sie am Donnerstag feststellten: Bereits vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte an der Unfallstelle waren Videoaufnahmen des Unfallgeschehens ins Netz gestreamt worden. Das habe während der Ermittlungen festgestellt, teilte die Mainzer Polizei am Donnerstagnachmittag mit. Zwar habe die Feuerwehr Mainz am Mittwochabend zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der verunglückten Personen eine Sichtschutzwand durch die Feuerwehr Mainz aufgestellt.

„Dennoch gelang es nach derzeitigem Kenntnisstand offensichtlich mehreren Personen, Videoaufnahmen der Fußgänger und des PKW-Fahrers live in soziale Netzwerke zu streamen“, kritisierte die Mainzer Polizei weiter. Dabei seien insbesondere auch Bildaufnahmen hilfloser Personen zur Schau gestellt worden. Das aber sei kein Kavaliersdelikt und auch kein Witz: „Dieses Verhalten erfüllt den Straftatbestand des Paragraph 201a des Strafgesetzbuchs und löst zwangsläufig Ermittlung der Polizei aus“, heißt es weiter.

Der Paragraph 201a betrifft die „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen“, bei einer Verurteilung drohen eine Geldstrafe oder aber bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe. „Auch das Teilen dieser Beitrage, – juristisch: „zugänglich machen“ – ist unter diese Strafe gestellt“, warnt die Polizei. Die Staatsanwaltschaft Mainz wurde in Kenntnis gesetzt, das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz um Unterstützung bei den Ermittlungen in den sozialen Netzwerken gebeten. Die Polizei bittet nun um Hinweise zu den Herstellern der Videos.

Info& auf Mainz&: Wer Hinweise zu den Videos oder deren Verbreitung geben kann, wird gebeten, sich mit der Polizeiinspektion Mainz 2 unter der Rufnummer 06131/65-4210 in Verbindung zu setzen. Hinweise können auch per E-Mail unter pimainz2@polizei.rlp.de an die Polizei übermittelt werden.