Große Aufregung am Sonntag auf dem Rhein bei Bingen: Um die Mittagszeit kenterte ein Angler mit seinem Boot mitten auf dem Rhein zwischen Rüdesheim und Bingen, der Mann sprang angesichts einer drohenden Kollision mit einem Tankschiff von seinem Sportboot in den Rhein. Gerettet wurde er von einem aufmerksamen Touristen, der auf dem Hafendamm in Bingen spazierte – und prompt ins Wasser sprang und den Angler aus dem Wasser rettete. Zu Hilfe eilten dem Mann auch die Autofähre Bingen-Rüdesheim, die Wasserschutzpolizei, die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft sowie ein weiterer Sportbootfahrer aus Bingen. Der verunglückte Angler wurde ins Krankenhaus eingeliefert.
Normalerweise berichtet Mainz& ja nicht über Blaulicht-Meldungen, auch ist Bingen ja ziemlich weit weg – diese spannende Geschichte wollten wir Euch aber nicht vorenthalten. Vor allem auch, weil wir die großartige Rettungsaktion des unbekannten Touristen würdigen wollen. Zur Nachahmung ist es dennoch nicht empfohlen: Der Retter wusste offenbar genau, was er tat. Der Rhein ist jedenfalls nicht zu unterschätzen!
Wie die Wasserschutzpolizei in Bingen am Nachmittag berichtete, wollte der Angler am Mittag mit seinem kleinen Sportboot von Rüdesheim über den Rhein nach Bingen fahren, als er bemerkte: Das wird knapp. Sein Boot befand sich auf Kollisionskurs mit einem 135 Meter langen, zu Berg fahrenden Tankschiff. Auf Höhe des Rheinkilometers 526,20 ging dann offenbar auch noch der Motor seines Außenborders aus – das Boot stoppte schnell ab und trieb nur noch antriebslos in der Strömung. Ein Versuch, den Außenborder wieder zu starten, blieb erfolglos, der Angler sah das Tankschiff immer näher kommen. Als der Tanker nur noch etwa 20 Meter von ihm entfernt und auf Kollisionskurs war, sprang er über Bord ins Wasser.
Die gesamte Situation war aber unter anderem von einem Touristen auf dem Hafendamm in Bingen beobachtet worden. „Als der Tourist die Gefährlichkeit der Situation erkannte, verhielt er sich vorbildlich“, heißt es im Polizeireport weiter: „Er forderte weitere Passanten auf, die Polizei zu verständigen und zog sich gleichzeitig bis auf die Unterhose aus, schnappte sich ein am Ufer liegendes Stück Treibholz und schwamm damit zu dem im Wasser treibenden Bootsführer. Nachdem er diesen trotz der Strömung erreicht hatte, konnte er ihn anschließend an Land ziehen. Gemeinsam erreichten sie etwa 800 Meter unterhalb der Unfallstelle das Ufer.“ Respekt!
Aber natürlich hatten auch andere die Situation beobachtet: Der Fahrer des Tankschiffes hatte sofort die Revierzentrale Oberwesel über den Unfall informiert, auch die DLRG-Wachstation in Bingen-Kempten hatte das Geschehen beobachtet – die Station liegt nur 200 Meter oberhalb der Unfallörtlichkeit. Die DLRG verständigte sofort ihr Einsatzboot, das sich gerade auf dem Rhein in Höhe Ingelheim befand. „Das sehr schnell eintreffende Boot der DLRG nahm daraufhin den total entkräfteten Bootsführer auf, um ihn vom Ufer des für den Rettungswagen unzugänglichen Hafendamms an die Rampe in Bingen-Kempten zu bringen“, erzählen die Beamten weiter. Dort sei er in die Hände der bereits wartenden Rettungssanitäter übergeben worden.
Und noch ein anderer Akteur war sofort zur Stelle: Auch der Schiffsführer der Wagenfähre Rüdesheim–Bingen hatte die gefährliche Situation gesehen und fuhr sofort mit seiner Wagenfähre und heruntergeklappten Laderampen zu den im Wasser treibenden Personen – die Besatzung der Fähre hätte sie dann aufnehmen können. Nachdem der Fährmann aber sah, dass beide sicher ans Ufer kamen und zudem das Boot der Wasserschutzpolizei Rüdesheim ebenfalls schon da war, drehte er wieder ab. Toller Einsatz!
Die Wasserschutzpolizei Rüdesheim war inzwischen auch mit einem Boot vor Ort, die Kollegen aus Bingen wiederum befanden sich gerade mit dem Streifenwagen etwa 100 Meter unterhalb der Rampe bei Kilometer 526,20, als sie sahen, dass ein Sportbootfahrer gerade dabei war, sein Boot ins Wasser zu lassen. Der Mann wollte dem im Wasser treibenden Angler ebenfalls helfen, so hüpfte ein WSP-Beamter schnell mit ins Boot. Gemeinsam bargen diese beiden nun das im Wasser treibende Boot des Anglers und brachten es sicher in den Hafen.
Der verunglückte Angler klagte am Ufer dann über Atemprobleme und Herzschmerzen, er wurde sofort mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht und konnte deshalb noch nicht befragt werden. Die Ermittlungen zur Unfallursache dauern an. Die Wasserschutzpolizei dankte ausdrücklich allen Helfern und aufmerksam Hinzueilenden – und insbesondere „dem selbstlosen Retter“ des Anglers.