Die Corona-Pandemie hat für erhebliche Einbrüche bei der Wirtschaft auch in Rheinhessen geführt, doch einen kompletten Einbruch gibt es nicht: Gut zwei Drittel der Betriebe in Rheinhessen haben weiterhin eine befriedigende bis gute Geschäftslage, etwa 20 Prozent der Unternehmen rechnen gar mit einer besseren Geschäftslage oder verzeichneten steigende Umsätze. Etwa ein Viertel der Betriebe aber bekam durch die Pandemie und den Lockdown erhebliche Probleme  – für die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rheinhessen Grund genug, von einer düsteren Wirtschaftslage zu reden.

Der Containerhafen in Mainz: Export und Handel sind in der Coronakrise stark eingebrochen. - Foto: gik
Der Containerhafen in Mainz: Export und Handel sind in der Coronakrise stark eingebrochen. – Foto: gik

Die IHK legte am Montag den neuesten Konkunkturklimaindex vor, den ersten seit Ende des Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Zahlen spiegeln den erwarteten Rückgang in der Konjunktur, nach zwei Monaten des Lockdowns wenig überraschend. Die Folgen „schlagen massiv auf die laufenden Geschäfte der rheinhessischen Unternehmen durch“, betonte die IHK denn auch, die Wirtschaft in der Region sei „von den Auswirkungen schwer gezeichnet.“ Wichtigstes Anzeichen dafür: der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Stimmung in der Wirtschaft widerspiegelt. Der Index verzeichnete zu Jahresbeginn noch eine Aufwärtsbewegung, allerdings damals schon nur eine leichte. Jetzt stürzte er binnen der Corona-Wochen von 119 auf 82 Punkte ab, das sei der niedrigste Wert seit der Finanzkrise im Jahr 2009, heißt es bei der IHK.

Die Verunsicherung über die weitere Entwicklung sei weiter groß, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Die anhaltenden Corona-Schutzmaßnahmen brächten vor allem in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, aber auch im Gastgewerbe „die Geschäftstätigkeit zum Teil vollständig zum Erliegen.“ Dazu seien Lieferketten ins Stocken geraten, Waren und Dienstleistungen würden weniger nachgefragt. Die IHK forderte deshalb eine Nachjustierung der Rettungspakete für besonders stark betroffene Branchen, welche genau sagte sie allerdings nicht. Es brauche einen Ausbau der öffentlichen Nachfrage, stärkere Anreize für Investitionen, den Ausbau des Glasfasernetzes sowie weitere Impulse für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.

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Schlecht geht es wegen der Coronakrise zurzeit vor allem dem Handel. - Foto: gik
Schlecht geht es wegen der Coronakrise zurzeit vor allem dem Handel. – Foto: gik

Der genauere Blick in die Zahlen offenbart dann aber ein differenzierteres Bild: der Konjunkturumfrage zufolge bewerten nämlich 44 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage immerhin als befriedigend – das waren genauso viele wie zuletzt. 21 Prozent beurteilten ihre Geschäftslage zudem noch immer als gut, das waren allerdings 22 Prozent weniger als bei der Umfrage zuvor. Genau im gleichen Umfang stieg die Zahl der Unternehmen, die ihre Geschäftslage aktuell als schlecht bezeichnen von 13 Prozent auf 35 Prozent an. Es ist also etwa ein Viertel der Unternehmen, die durch die Corona-Krise in große Schwierigkeiten kamen.

Das spiegelt sich genau auch bei den Umsatzrückgängen: 24 Prozent (vorher: 41 Prozent) der Unternehmen verzeichnen trotz Coronakrise und Shutdown immer noch gestiegene Umsätze, 28 Prozent (34 Prozent) meldeten gleich bleibende Umsätze und bei 48 Prozent (25 Prozent) brach der Umsatz ein – wieder rund 24 Prozent mehr als zuvor. Im rheinhessischen Dienstleistungsgewerbe melden immerhin noch 26 Prozent eine gute Geschäftslage, zu Jahresanfang 2020 waren das allerdings noch 49 Prozent gewesen. Konsequenterweise stieg die Zahl der Dienstleister mit schlechter Geschäftslage von 9 auf 32 Prozent – die Zahl der Firmen mit einer befriedigenden Lage blieb allerdings mit 42 Prozent gleich.

Auch in der Industrie herrscht allerdings starker Umsatzrückgang, gerade beim Export. - Foto: gik
Auch in der Industrie herrscht allerdings starker Umsatzrückgang, gerade beim Export. – Foto: gik

Am stärksten betroffen von dieser Entwicklung ist der Handel, hier rechnet die Hälfte der Betriebe mit schlechteren Geschäften für das laufende Jahr – zuletzt hatten das nur 15 Prozent der Betriebe so gesehen. 33 Prozent rechnen nur noch mit gleichbleibenden Umsätzen (zuvor: 64 Prozent) und nur 17 Prozent (21 Prozent) erwarten bessere Geschäfte. Nur 13 Prozent der Handelsunternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage noch als „gut“ (Jahresanfang 2020: 32 Prozent), 42 Prozent (21 Prozent) aber als „schlecht“ – erstaunlicherweise ist die Zahl derer, die eine „befriedigende“ Lage melden, aber mit 45 Prozent (47 Prozent) nahezu gleich geblieben.

Stark gebeutelt von der Krise ist aber auch die Industrie: nur 18 Prozent bezeichnen noch ihre gegenwärtige Lage als „gut“ (Jahresanfang 2020: 43 Prozent), 36 Prozent aber als „schlecht“ (13 Prozent) – doch auch hier blieb die Zahl der „befriedigenden“ mit 46 Prozent (44 Prozent) nahezu gleich. Hauptgrund sind hier wegbrechende Auftragseingänge aus dem Ausland und dem Inland, 67 Prozent der Unternehmen meldeten für den jeweiligen Bereich Rückgänge. Immerhin: 10 Prozent der Unternehmen melden noch steigende Aufträge aus dem Ausland, 15 Prozent aus dem Inland.

Und so unsicher die Zukunft auch ist, immerhin 31 Prozent der Industrieunternehmen rechnen für die nächsten zwölf Monate mit einer Verbesserung der Geschäftslage, 43 Prozent (59 Prozent) gehen von einer stabilen Entwicklung aus – nur 26 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte. Und so planen immerhin 23 Prozent aller rheinhessischer Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten weiterhin mehr Investitionen im Land (Jahresanfang 2020: 34 Prozent), 43 Prozent (46 Prozent) gleich bleibende Investitionen – rund ein Drittel aber – 34 Prozent (20 Prozent) – wollen ihre Investitionen zurückfahren.

Für die kommenden Wochen haben die Bundesländer weitere Lockerungen angekündigt, vor allem im Bereich Tourismus & Reise, so etwa für Freizeitparks, Campingplätze und Hallenbäder – mehr dazu hier bei Mainz&.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den negativen Folgen der Coronakrise für die rheinhessische Wirtschaft könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

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