Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert bleibt trotz seiner schweren Erkrankung Spitzenkandidat der rheinland-pfälzischen Linken bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025. „Die Kandidatur von Gerhard Trabert wird durch seine Krankheit nicht berührt“, teilte nun der Landesverband der Linken auf Mainz&-Anfrage mit. Die Linke plane aber derzeit keine Wahlkampftermine mit dem bekannten Obdachlosenarzt. Erst Anfang Januar hatte Traberts Verein „Armut und Gesundheit“ mitgeteilt, der Mediziner habe mehrere Schlaganfälle erlitten.
Der 68 Jahre alte Trabert wurde als „Straßen-Doc“ bundesweit bekannt, als er Anfang 2022 für die Linke ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten 4egschickt wurde. Trabert gründete vor mehr als 25 Jahren die erste „rollende Ambulanz“, eine mobile Arztpraxis in einem Transporter, mit der er regelmäßig Wohnungslose in den Straßen von Mainz aufsucht und behandelt. Der Sozialmediziner, der bis 2024 Professor für Sozialmedizin in Wiesbaden war, hat das Thema Armut und Gesundheit zu seinem Lebensthema gemacht.
„Eine gerechte und gleichwertige Gesundheitsversorgung für alle Menschen, die hier leben, ist noch immer nicht Realität“, sagte Trabert erst im Oktober wieder zum internationalen Tag der Bekämpfung von Armut. Gesundheitsversorgung dürfe kein Privileg sein, Armut, Krankheit und frühe Sterblichkeit seien eng miteinander verbunden sind. „Menschen, die von Armut betroffen sind, sterben im Durchschnitt deutlich früher als Wohlhabende“, warnt Trabert seit Jahren. Politisch fordert der Mediziner die Einführung einer Bürger-Krankenversicherung, kostenlose Brillen für alle, die sie benötigen, die Abschaffung von Rezeptgebühren und Eigenbeteiligungen sowie den Stopp der Schließungen von Krankenhäusern, insbesondere im ländlichen Raum.
Trabert bleibt Bundestags-Kandidat trotz mehrerer Schlaganfälle
Mit seinen Haltungen und politischen Forderungen fühlte sich Trabert immer der Partei „Die Linke“ am nächsten verbunden, für die er auch schon öfter bei Wahlen angetreten war – obwohl er kein Parteimitglied ist. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl wollte Trabert denn auch als Direktkandidat im Wahlkreis Mainz sowie auf Platz 1 der Landesliste kandidieren – dann aber die Schocknachricht: Am 3. Januar teilte der Verein „Armut und Gesundheit“ mit, Trabert sei schwer erkrankt.
Gerhard Trabert habe „mehrere Schlaganfälle erlitten, die gesundheitliche Situation sei „unklar und eine Prognose nicht möglich“, teilte der Verein mit. Ob das eine Änderung bei Traberts Kandidaturen bedeuten würde, war zunächst unklar. Nun teilte der Landesverband der Linken auf Mainz&-Anfrage mit: „Leider ist unser Spitzenkandidat Gerhard Trabert schwer erkrankt. Wir wünschen ihm alles Gute und eine baldige Genesung.“ Dafür solle sich Trabert auch „die nötige Zeit nehmen, seine Gesundheit geht vor und ist wichtiger als alles andere“, betonte Geschäftsführer Fabian Bauer.
Bauer teilte nun aber auch mit: Trabert werde Spitzenkandidat bleiben, eine Änderung sei nicht vorgesehen. „Die Kandidatur von Gerhard Trabert wird durch seine Krankheit nicht berührt“, betonte Bauer: „Wir sind in Gedanken bei ihm und hoffen, dass er dem nächsten Bundestag als starke Stimme für die sozial Abgehängten angehören kann.“ Zum Gesundheitszustand Traberts äußerte sich Bauer nicht, die Linke plane derzeit aber keine Wahlkampftermine mit Trabert. Stattdessen wird nun wohl die Kandidatin von Listenplatz 2 stärker im Rampenlicht stehen: Julia-C. Stange. Die 45 Jahre alte Fachkinderkrankenschwester ist Personalrätin an der Mainzer Universitätsmedizin, Verdi-Mitglied und Sprecherin des Bündnisses „Pflege.Auf.Stand RLP“.
„Die Linke verfügt über viele weitere Kandidaten und Kandidatinnen, die im Wahlkampf aktiv sind und Veranstaltungen bestreiten, allen voran Julia-C. Stange“, heißt es von der Linken weiter. Dabei werde Stange „von unseren weiteren Kandidaten unterstützt.“ Die Linke kam bei der letzten Bundestagswahl 2021 im Land nur noch auf 3,3 Prozent, ihr einziger Bundestagsabgeordneter aus Rheinland-Pfalz war Alexander Ulrich – der Pfälzer trat 2024 aus der Linken aus und in das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) ein. Ulrich ist seit September 2024 Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Landesverbandes des BSW.
Info& auf Mainz&: Mehr zu Gerhard Trabert und seiner Erkrankung lest Ihr hier bei Mainz&.