Ein lauter Knall hat am späten Freitagnachmittag den Norden von Mainz und Teile des Rheingaus bis nach Taunusstein aufgeschreckt: Gegen 17.10 Uhr erschütterte ein deutlich hörbare Knall Gonsenheim, Mombach sowie weite Teile des westlichen Rhein-Main-Gebietes, wie das Online-Magazin Boost Your City berichtete. Die Deutsche Flugsicherung bestätigte am Abend gegenüber Mainz&: Grund waren zwei Eurofighter, die auf Abfangkurs zu einer Passagiermaschine gegangen waren, zu der kein Funkkontakt mehr bestand. Tatsächlich lösten die zwei Eurofighter sogar zwei Überschall-Ereignisse aus.

Zwei Eurofighter auf Abfangkurs haben am Freitag zwei Überschall-Knalls ausgelöst. - Symbolfoto: Luftwaffe Bundeswehr via Twitter
Zwei Eurofighter auf Abfangkurs haben am Freitag zwei Überschall-Knalls ausgelöst. – Symbolfoto: Luftwaffe Bundeswehr via Twitter

Der erste Knall hatte prompt zu irritierten Nachfragen in sozialen Medien geführt, Nutzer berichteten sogar von Erschütterungen. Nach Angaben von Boost Your City war der Knall in großen Teilen des Rhein-Main Gebiets zu hören, unter anderem auch im Rheingau, in Wiesbaden, dem Kreis Groß-Gerau und in Frankfurt. Im Süden von Mainz kam der Knall aber nicht an – Grund war die Flugroute der Verursacher.

Ausgelöst wurde der Knall nämlich durch zwei Eurofighter der Bundeswehr, die am Freitag über dem Rhein-Main-Gebiet auf Abfangkurs zu einer Passagiermaschine gingen. Es habe sich um „eine Alarmrotte, bestehend aus zwei Eurofightern“ gehandelt, teilte das Kommando Luftwaffe der Bundeswehr am Abend auf Mainz&-Anfrage mit. Die beiden Maschinen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 seien „im Rahmen ihres Auftrages zur Sicherstellung der Sicherheit im deutschen Luftraum“ aufgestiegen, und zwar von Neuburg an der Donau.

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Ihr Auftrag: „Verbindung zu einer zivilen Maschine aufzunehmen, zu der zuvor der Funkkontakt abgerissen war“, teilte die Luftwaffe weiter mit: „Da der Zeitfaktor in solchen Situationen eine wesentliche Rolle spielt, durchbrachen die Flugzeuge die Schallmauer gegen 17.10 Uhr, was oft in einem Umkreis von 60 bis 80 Kilometer zu vernehmen ist“, sagte ein Sprecher weiter.

Flugroute der Jazeera Maschine aus Kuwait nach London. - Screenshot aus Radarbox: gik
Flugroute der Jazeera Maschine aus Kuwait nach London. – Screenshot aus Radarbox: gik

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) teilte derweil ganz offen mit, die beiden Eurofighter seien um 17.00 Uhr und 17.10 Uhr in Neuburg an der Donau gestartet, um auf Abfangkurs zu gehen, und zwar mit einem Flugzeug von Jazeera Airlines aus Kuwait. „Im Luftraum über Frankfurt kam es dabei zweimal zu einem Überschallknall“, sagte ein Sprecher der DFS auf Mainz&-Anfrage. Das Flugzeug von Jazeera Airlines sei unterwegs gewesen von Kuwait nach London Heathrow und sei der DFS von den österreichischen Kollegen mit dem Hinweis übergeben worden, es bestehe kein Funkkontakt zu der Maschine.

Schon kurz vor dem Start der Abfangjäger habe der Funkkontakt zwischen Boden und der Maschine aber wieder etabliert werden können, so die DFS weiter: „Die kuwaitische Maschine verließ gegen 17.32 den deutschen Luftraum Richtung Belgien, beide Eurofighter flogen zurück nach Neuburg.“ Der Vorfall ist keineswegs ein Einzelfall: Dass Abfangjäger aufsteigen, um einen verlorenen Funkkontakt oder andere Zweifel in Bezug auf ein Passagierflugzeug zu überprüfen, komme pro Jahr im Schnitt mehr als 200 Mal vor, sagte der DFS-Sprecher weiter. Bei der Luftwaffe heißt es, die deutsche Alarmrotte steige ungefähr ein bis zwei Mal pro Monat auf, weil der Funkkontakt zu zivilen Flugzeugen fehle.

Fluglotsin der Deutschen Flugsicherung im Kontrollzentrum Langen bei der Arbeit. - Foto: gik
Fluglotsin der Deutschen Flugsicherung im Kontrollzentrum Langen bei der Arbeit. – Foto: gik

Das Prozedere wurde mit dem neuen Luftsicherheitsgesetz im Jahr 2017 festgelegt und vom Nationalen Lage- und Führungszentrum Sicherheit im Luftraum (NLFZ SiLuRa) bei Uedem am Niederrhein koordiniert. Das NLFZ SiLuRa wird seit Juli 2003 als deutsche Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 und den Irrflug eines Kleinflugzeuges in Frankfurt im Januar 2003 betrieben, heißt es auf der Internetseite der Luftwaffe zum Thema „Sicherheit im Luftraum“.

Die Vorschrift dabei: Fliegt ein Flugzeug über eine Sektorengrenze und nimmt nicht Kontakt zu dem Lotsen des aktuellen Sektors auf, übernimmt spätestens nach fünf Minuten – wenn alle Möglichkeiten der Kontaktaufnahme vom Boden aus erfolglos waren – das NLFZ SiLuRa den Fall. Dann steigen Abfangjäger mit dem Ziel auf, die Situation am Himmel zu klären. Gelingt auch das nicht, wird ein RENEGADE-Verdachtsfall ausgerufen – RENEGADE ist die Bezeichnung für den Fall, dass ein Verdacht besteht, ein ziviles Flugzeug könnte für einen terroristischen oder anders motivierten Angriff missbraucht werden. Meist aber sei die Lösung viel harmloser, heißt es weiter: Oftmals habe der Pilot schlicht vergessen, das Funkgerät einzuschalten.

Info& auf Mainz&: Eine ausführliche Schilderung des Einsatzes von Abfangjägern zur Überwachung des deutschen Luftraums mit vielen Hintergründen findet Ihr hier bei der Luftwaffe im Internet.

 

 

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