Seit Montag gilt in Wiesbaden nur noch der ausgedünnte Samstagsfahrplan, am ersten Tag der Neuregelung berichteten Nutzer von übervollen Bussen, versetzten Fahrgästen – und von schlechten Schulbusverbindungen am Morgen. Die Wiesbadener Verkehrsbetriebe ESWE Verkehr sprachen selbst von einer angespannten Situation, das große Chaos sei aber ausgeblieben. Das könnte sich am Dienstag ändern – wegen eines Brückenverschubs ist heute die Mainzer Straße in Wiesbaden ganztägig gesperrt, es wird mit erheblichen Auswirkungen auf den Busverkehr gerechnet.

ESWE-Bus am Wiesbadener Hauptbahnhof. - Foto: ESWE Verkehr
ESWE-Bus am Wiesbadener Hauptbahnhof. – Foto: ESWE Verkehr

Vergangene Woche hatte ESWE Verkehr überraschend angekündigt, man werde ab dem 5. September keinen Vollbetrieb mehr anbieten, sondern die Busse nur noch nach Samstagsfahrplan verkehren lassen. ESWE Verkehr leide ganz besonders stark unter dem bundesweiten Fachkräftemangel in der ÖPNV-Branche, derzeit fehlten täglich etwa 50 Busfahrer, klagte das Unternehmen.

Das hatte in den vergangenen Wochen schon wiederholt zu Fahrtausfällen im Liniennetz geführt und für Verärgerung bei den Fahrgästen gesorgt, mit dem ausgedünnten Fahrplan versucht das Unternehmen nun den Befreiungsschlag: Man wolle wieder Verlässlichkeit in den Fahrplan bekommen, den „Reset-Knopf drücken, und das System langsam wieder hochfahren“, erklärte ESWE-Verkehr-Geschäftsführer Jan Görnemann, Auswirkungen hat das auch auf die Buslinien zwischen Mainz und Wiesbaden.

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Am Montag berichteten ÖPNV-Nutzer dann von rappelvollen Bussen und deutlich ausgedünnten Verbindungen – und das gerade auch im morgendlichen Berufs- und Schulverkehr. So sei die übliche Taktung der Linie 6 völlig hinüber, ausgerechnet zwischen 7.00 Uhr morgens und halb acht klaffe nun eine große Lücke, klagte etwa eine Mutter gegenüber Mainz& – ihr Sohn habe nun die Wahl, 20 Minuten zu früh an seiner Schule anzukommen, oder fünf Minuten zu spät. Dazu seien die Busse so voll gewesen, dass sie an mehreren Haltestellen gar nicht mehr angehalten hätten, sondern durchgefahren seien.

Die ESWE-Busse fahren seit Montag nur noch nach ausgedünntem Fahrplan. - Foto: ESWE Verkehr
Die ESWE-Busse fahren seit Montag nur noch nach ausgedünntem Fahrplan. – Foto: ESWE Verkehr

Bei der ESWE Verkehr räumte man am Montag ein: Es lief nicht offenbar vieles nicht rund. „Unser erstes Fazit fällt gemischt aus“, räumte Pressesprecher Micha Spannaus ein: „Die Situation ist angespannt, aber das große Chaos ist nicht ausgebrochen.“ Die Fahrgäste hätten sich gut auf die Situation vorbereitet, allerdings sei auch klar, „dass in den ersten Tagen eines angepassten Fahrplans nicht alles sofort funktionieren kann“, betonte Spannaus: „Hier können wir nur um Geduld bitten.”

ESWE Verkehr zufolge waren auf einigen Strecken die Busse „trotz nahezu aller eingesetzter Gelenkbusse sehr voll“. Auch dass Fahrgäste an Haltestellen stehengelassen wurden, bestätigte das Unternehmen: „In wenigen Ausnahmefällen haben auch mal Fahrgäste nicht mehr mitgenommen werden können“, sagte Spannaus. Zwar habe ESWE Verkehr durch Verstärkerfahrten „im Großen und Ganzen für Entlastung sorgen können, überall gelungen ist es uns das aber nicht.“

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ESWE Verkehr habe selbst an zentralen Haltestellen Mitarbeiter zur Kundeninformation und zur Beobachtung des Fahrgastgeschehens eingesetzt, hieß es weiter. Auch auf schriftlichem Wege seien „einige Anregungen der Fahrgäste“ hereingekommen. Die am ersten Tag gewonnenen Erkenntnisse wolle man nun auswerten „und versuchen, bestmöglich darauf zu reagieren“, versprach Spannaus. Dabei habe man natürlich auch jene Linien im Blick, auf denen viele Schüler unterwegs seien.

Wegen eines Brückenverschubs im Salzbachtal wird die Mainzer Straße am Dienstag voll gesperrt. - Foto: Autobahn GmbH
Wegen eines Brückenverschubs im Salzbachtal wird die Mainzer Straße am Dienstag voll gesperrt. – Foto: Autobahn GmbH

„Klar ist aber auch: Heute morgen waren alle Fahrerinnen und Fahrer im Einsatz, die uns derzeit zur Verfügung stehen“, betonte der Sprecher weiter. Deshalb könne man erst einmal nur versuchen, im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten die vorhandenen Kapazitäten optimierter zu verteilen. „Wichtig ist auch zu wissen, dass ein Fahrplan und der dahinterstehende Dienstplan sehr komplexe Instrumente sind“, sagte Spannaus – Anpassungen bräuchten immer einige Tage Vorlauf. „Und wir werden auch nicht jeden Fahrgastwunsch erfüllen können“, räumte Spannaus ein: „Das ist nicht schön, aber die ehrliche Realität.“

Am Dienstag kommt nun noch eine verschärfte Lage hinzu: Wegen des Brücken-Verschubs an der Salzbachtalbrücke ist die Mainzer Straße den am 6.00 Uhr morgens voll gesperrt. Damit müssen auch einige Buslinien umgeleitet werden, das betrifft vor allem die Buslinien 3, 6, 33 und 34 sowie die Schulbusse und E-Wagen im morgendlichen Schulverkehr. Die ESWE Verkehr bittet deshalb alle Pendler, mehr Zeit einzuplanen: Die Vollsperrung werde für „erheblichen Stau auf anderen Wegen in die Stadt sorgen“, sagt Spannaus: „In diesem Stau stehen dann auch unsere Busse, was zusätzlich zur angespannten Situation auch noch zu Verspätungen führen wird.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Hintergründen der Fahrplan-Ausdünnung in Wiesbaden lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zu den Bauarbeiten an der Salzbachtalbrücke könnt Ihr hier bei Mainz& lesen:

Neubau Salzbachtalbrücke: Erstes Brückenstück wird übers Tal geschoben – Mainzer Straße in Wiesbaden gesperrt