Die ukrainische Stadt Odessa soll neue Partnerstadt der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz werden. Eine entsprechende Resolution beschloss der Stadtrat am Mittwoch in Mainz, und zwar einstimmig. Die Initiative dazu kam von Mainzer Bürgern, Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) hatte sie aufgegriffen und Odessa angeschrieben – mit positiver Antwort. Odessa gilt als „Perle am Schwarzen Meer“, die Millionenstadt ist wie Mainz auch stark vom Weinbau geprägt. „Wir wollen diese Partnerschaft möglichst schnell mit Leben füllen“, sagte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos).

Ukrainische Fahnen vor dem Mainzer Dom: Daraus soll nun eine offizielle Städtepartnerschaft werden. - Foto: gik
Ukrainische Fahnen vor dem Mainzer Dom: Daraus soll nun eine offizielle Städtepartnerschaft werden. – Foto: gik

Mainz hat aktuell acht offizielle Partnerschaften mit Städten in Europa, Israel und den USA, darunter Haifa, Zagreb, Valencia und Dijon, mit weiteren Städten ist man freundschaftlich verbunden. Nun soll eine weitere offizielle Städtepartnerschaft hinzukommen: Die Millionenstadt Odessa am Schwarzen Meer, stolze Kulturmetropole in der Ukraine – und aktuell unter Beschuss von russischen Raketen im Ukrainekrieg.

Eine Städtepartnerschaft sei immer von dem Grundgedanken der Völkerverständigung und dem Bedürfnis nach Frieden und Verständigung getragen, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) am Mittwoch im Mainzer Stadtrat. „Aber wir haben auch schon Partnerschaften mit Städten geschlossen, die sich in kriegerischen Auseinandersetzungen befinden“, erinnert der OB – das sei etwa beim kroatischen Zagreb 1991 so gewesen, das damals noch Teil Jugoslawiens war. Seither habe sich zu der kroatischen Partnerstadt „eine besondere Herzlichkeit entwickelt“, sagte Haase.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Odessa, Perle am Schwarzen Meer, Weltkulturerbe, Weinstadt

Nun soll das auch bei einer anderen Stadt gelingen, die von Krieg, Leid und Zerstörung überzogen wird: Odessa, genannt „die Perle am Schwarzen Meer“. Die Hafenstadt ist berühmt für ihre Strände und ihr Kulturleben, ihr historisches Zentrum mit zahlreichen Bauten aus dem 19. Jahrhundert ist UNESCO-Weltkulturerbe. Trotzdem wird Odessa im aktuellen Krieg von Seiten Russlands mit zerstörerischen Bombardierungen überzogen, Mainz half hier bereits mit Stromaggregaten für die berühmte Oper.

Menschenkette von Ukrainern auf der Theodor-Heuss-Brücke in Mainz im August 2022: Demo für den Frieden am ukrainischen Nationalfeiertag. - Foto: gik
Menschenkette von Ukrainern auf der Theodor-Heuss-Brücke in Mainz im August 2022: Demo für den Frieden am ukrainischen Nationalfeiertag. – Foto: gik

Odessa sei eine Stadt mit einer Universität und einer großen Weintradition, auch die jüdische Kultur spiele in der Geschichte beider Städte eine große Rolle, sagte Haase nun zu Beginn der Stadtratssitzung am Mittwoch: „Das ist eine Stadt, die gut zu Mainz passt.“ Auslöser ist eine Initiative aus dem Jahr 2022: Damals hatten der deutsche Bundespräsident Frank Walter Steinmeier und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky am 25. Oktober an deutsche und ukrainische Städte appelliert, Städtepartnerschaften miteinander zu vereinbaren – gerade vor dem Hintergrund der russischen Angriffskriegs.

Mainz ist spät dran: Seither hat bereits eine Vielzahl deutscher und ukrainischer Städte Partnerschaften miteinander vereinbart, darunter Trier und Ludwigshafen, oder kürzlich Frankfurt, das eine Partnerschaft mit dem ukrainischen Lviv, zu Deutsch Lemberg, unterzeichnete. In Mainz ging die Initiative von einer Gruppe engagierter Bürger – darunter die „Deutsch-Ukrainische Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft“ – aus, die von sich aus Kontakte zur Stadtverwaltung Odessa und dessen stellvertretenden Bürgermeister Pavlo Vugelmann knüpfte.

Werbung

Städtepartnerschaft. Ukrainischer Generalkonsul dankt gerührt

OB Haase griff die Initiative auf, und schrieb am 13. März den Bürgermeister von Odessa, Hennadij Truchanow an, um die Bereitschaft zu einer echter Städtepartnerschaft auszuloten. „Gestern kam das Antwortschreiben“, berichtete Haase, „ich hätte damit jetzt gar nicht gerechnet, weil die Situation in Odessa gerade fatal ist.“ Doch der OB handelte schnell, am Mittwoch beschloss der Stadtrat einstimmig, den Weg zu der neuen Partnerschaft zu gehen. „Ich befürworte das aus tiefster politischer und menschlicher Überzeugung“, betonte Haase, „weil ich der festen Überzeugung bin, dass es im Wohle beider Städte und beider Länder ist.“

Der ukrainische Generalkonsul in Frankfurt, Vadym Kostiuk, bei seiner Rede im Mainzer Stadtrat am Mittwoch. - Screenshot: gik
Der ukrainische Generalkonsul in Frankfurt, Vadym Kostiuk, bei seiner Rede im Mainzer Stadtrat am Mittwoch. – Screenshot: gik

Zu dem denkwürdigen Akt war auch eigens der ukrainische Generalkonsul in Frankfurt, Vadym Kostiuk in den Stadtrat gekommen, und dankte gerührt und von ganzem Herzen für die Aktion. „Es ist für mich eine große Freude, heute bei Ihnen zu sein und zu Ihnen zu sprechen“, sagte Kostiuk vor dem Stadtrat. Die Partnerschaft werde dazu beitragen, die Tradition und Geschichte des ukrainischen Volkes besser zu vermitteln, und eine Brücke zu schlagen zu den Ukrainern, die auch in Mainz Schutz gesucht hätten.

„Odessa ist die Stadt der Liebe und der Schönheit“, sagte Kostiuk, „jeder, der zum ersten Mal nach Odessa kommt, lässt dort ein Stück des eigenen Herzens.“ In der Resolution heißt es zudem: „Der andauernde Krieg und die damit einhergehenden Zerstörungen in der Ukraine erlauben kein Zögern.“ Die Partnerschaft solle „ein klares Zeichen der Solidarität in Zeichen des Krieges, aber auch die Grundlage für eine gemeinsame europäische Zukunft in Freiheit und Demokratie“ sein.

Werbung

Ziel sei eine umfassende bilaterale Zusammenarbeit der kommunalen Organe, in Politik, Wirtschaft, Kultur und beider Zivilgesellschaften. Man wolle die Partnerschaft nun sehr rasch umsetzen. „Danke, dass es Deutschland gibt, Danke, dass Sie unsere Menschen aufgenommen haben und unterstützen in verschiedenen Formen“, sagte Kostiuk: „Glauben Sie an die Ukraine! Wir glauben an Sie sehr stark!“

Info& auf Mainz&: Just am 26. Mai 2024 gibt es ein weiteres Konzert mit Kulturschaffenden aus der Ukraine in Mainz: Bei dem Auftritt des berühmten Lemberger Knaben- und Männerchors Dudaryk in der Kirche St. Stephan werden auch Spenden zugunsten von ukrainischen Opfern des Krieges gesammelt – mehr dazu hier bei Mainz&. Mehr Hintergründe zum Krieg in der Ukraine, der Entstehung der ukrainischen Republik und der Orangenen Revolution lest Ihr hier bei Mainz&:

Der Krieg im Herzens Europas – Wie die Ukraine zum Spielball der Mächte wurde – Wie Mainz der Ukraine hilft