Verschärftes Reisechaos am Frankfurter Flughafen: Mitten in der Sommerreisezeit ruft die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di die Bodenbeschäftigten der Lufthansa am Mittwoch zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Betroffen sind alle Flughäfen im Bundesgebiet, darunter Frankfurt, Düsseldorf und München. Die Auswirkungen sind erheblich: Die Lufthansa kündigte die Streichung von mehr als 1.000 Flügen an, darunter 678 in Frankfurt. Betroffen sind allein hier voraussichtlich rund 92.000 Fluggäste.

Lufthansa-Maschinen in Frankfurt bleiben am Mittwoch komplett am Boden. - Foto: Fraport
Lufthansa-Maschinen in Frankfurt bleiben am Mittwoch komplett am Boden. – Foto: Fraport

Der Ausstand soll am Mittwochfrüh, dem 27. Juli 2022, ab 3.45 Uhr beginnen, und am Donnerstagfrüh um 6.00 Uhr enden. Hintergrund sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Beschäftigten bei den verschiedenen Lufthansa-Tochterbetrieben wie Boden, Technik, Lufthansa Systems, Cargo und der Lufthansa Service Gesellschaft (LSG). Ver.di kritisiert, die Arbeitgeber hätten in der zweiten Verhandlungsrunde am 13. Juli ein „unzureichendes“ Angebot vorgelegt.

Ver.di fordert 9,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten solle der Stundenlohn für die jeweiligen Beschäftigtengruppen mindestens 13 Euro betragen. Zurzeit gebe es bei der LTLS und der Lufthansa Cargo noch Stundenlöhne unter 12 Euro, kritisiert die Gewerkschaft. Es müsse zudem ein tariflicher Abstand zum Mindestlohn von 12,- Euro vereinbart werden.

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„Die Beschäftigten, die tagtäglich einem enormen Druck ausgesetzt sind, haben in der zweiten Verhandlungsrunde auf ein starkes Signal gewartet, mit dem man ein gutes Ergebnis hätte erzielen können“, sagte Ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle. Die Situation auf den Flughäfen „eskaliere“, die Überlastung der Beschäftigten aufgrund erheblichen Personalmangels, die hohe Inflation und ein dreijähriger Lohnverzicht würden die Beschäftigten immer mehr unter Druck setzen. „Sie brauchen dringend mehr Geld und sie brauchen Entlastung, dazu reicht das Arbeitgeberangebot vorne und hinten nicht“, betonte die Ver.di-Vize.

Lufthansa-Maschinen am Boden: In der Corona-Pandemie parkten die Maschinen auf der Nordwestlandebahn. - Foto: Lufthansa
Lufthansa-Maschinen am Boden: In der Corona-Pandemie parkten die Maschinen auf der Nordwestlandebahn. – Foto: Lufthansa

Bei Lufthansa ist man hingegen sauer: „Die frühe Eskalation nach nur zwei Verhandlungstagen in einer bislang konstruktiv verlaufenden Tarifrunde richtet enorme Schäden an“, kritisierte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann. Das betreffe vor allem die Fluggäste in der Hauptreisezeit, es belaste aber auch die Mitarbeitenden „in einer ohnehin schwierigen Phase des Luftverkehrs zusätzlich stark.“

Die Lufthansa habe ein „hohes Angebot mit sehr substantiellen Vergütungssteigerungen“ von mehr als 10 Prozent Plus in den Vergütungsgruppen bis 3.000 Euro und rund 6 Prozent Plus bei 6.500 Euro monatlicher Grundvergütung geboten. Die angebotenen Tarifsteigerungen machten in den untersten Gehaltsgruppen beispielsweise ein Plus von 12,2 Prozent oder gar von 14,8 Prozent aus. Angesichts dieses Angebots sei „dieser sogenannte Warnstreik mitten in der Hauptreisezeit schlicht nicht mehr verhältnismäßig.“

 

Die Auswirkungen sind nun, mitten in der Ferienzeit, erheblich. Die Lufthansa müsse an den Drehkreuzen in Frankfurt und München für Mittwoch nahezu das gesamte Flugprogramm absagen, teilte der Konzern mit. In Frankfurt müssten damit insgesamt 678 Flüge gestrichen werden, davon 32 bereits am heutigen Dienstag und 646 am Mittwoch. Betroffen seien voraussichtlich 92.000 Fluggäste. Am Drehkreuz in München müssen dazu 345 Flüge gestrichen werden, davon 15 bereits am heutigen Dienstag und 330 am Mittwoch. Betroffen sind hier voraussichtlich 42.000 Fluggäste.

Leere Wartehalle am Frankfurter Flughafen - das wird am Mittwoch sicher nicht so aussehen... - Foto: gik
Leere Wartehalle am Frankfurter Flughafen – das wird am Mittwoch sicher nicht so aussehen… – Foto: gik

Die von Streichungen betroffenen Fluggäste würden heute umgehend informiert und nach Möglichkeit auf alternative Flüge umgebucht, teilte die Lufthansa weiter mit. Allerdings seien die dafür verfügbaren Kapazitäten sehr begrenzt. Zudem könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Streik auch Auswirkungen auf das kommende Wochenende haben werde – wenn Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg ist. „Die Lufthansa arbeitet mit Hochdruck daran, den Flugbetrieb wieder so schnell wie möglich zu normalisieren“, betont die Airline. Dennoch könnten Auswirkungen des Streiks auch am Donnerstag und Freitag noch zu einzelnen Flugausfällen oder Verspätungen führen.

Info& auf Mainz&: Mehr Infos zur aktuellen Lage am Frankfurter Flughafen findet Ihr hier im Internet. Achtung: Auf der Homepage der Lufthansa ist von Informationen zum Streik und zu den Flugausfällen bislang (Stand Dienstag, 16.00 Uhr) NICHTS zu sehen – eine seltsame Haltung zum Thema der Kunden-Information… Die ganze Pressemitteilung von Ver.di zum Streikaufruf findet Ihr hier im Internet.