Der Mainzer Weihnachtsmarkt zeichnete sich im Jahr zwei der Corona-Pandemie vor allem durch eines aus: Er fand statt. Für die Mainzer Schausteller war das Glücks-Doping pur, die Besucher aber hielten sich zurück: Gut 40 Prozent weniger Besucher – und mancherorts bis zu 70, 80 Prozent weniger Umsatz. Das lag vor allem an der Entzerrung, die gleichzeitig aber auch für Sicherheit sorgte, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Die gute Nachricht für den Einzelhandel: die Bändchen-Lösung vom Weihnachtsmarkt wird fortgeführt.

Glühweinstand-Betreiber Sascha Barth, Sprecher der Marktbeschicker. - Foto: gik
Glühweinstand-Betreiber Sascha Barth, Sprecher der Marktbeschicker: zufriedene Bilanz trotz Corona. – Foto: gik

„Wir sind zufrieden, aber es war natürlich nicht wie sonst“, zog Sascha Barth, Sprecher der Marktbeschicker des Mainzer Weihnachtsmarktes, im Gespräch mit Mainz& Bilanz. Gut 30 bis 40 Prozent weniger Besucher kamen 2021 auf den Mainzer Weihnachtsmarkt – der Corona-Pandemie wegen. „Es waren auch viele Stammkunden, die ich nicht gesehen habe, gerade ältere“, berichtete Barth. Der Mainzer Weihnachtsmarkt gilt als einer der schönsten der Republik, lange hatten Standbetreiber und Besucher im Herbst bangen müssen, ob er überhaupt würde stattfinden können – oder zum zweiten mal der Corona-Pandemie zum Opfer fallen würde.

Just zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes und der Mainzer Winterzeit-Märkte auf den Plätzen der Stadt waren die Corona-Neuinfektion hochgeschnellt, raste die vierte Welle mit der Delta-Variante durch die Republik. Mehrfach änderten sich die Rahmenbedingungen für den Markt: Erst plante das Wirtschaftsdezernat mit 2G, dann sollte der Budenzauber fast normal stattfinden – und schließlich verschärfte das Land die Regeln: 2G, Maskenpflicht do gut wie überall und strenge Kontrollen zeichneten schließlich das Marktgeschehen aus.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Das Mainzer Weihnachtsmarkt-Bändchen wurde zum Exportschlager. - Foto: gik
Das Mainzer Weihnachtsmarkt-Bändchen wurde zum Exportschlager. – Foto: gik

Als Geniestreich erwies sich die Bändchen-Regel: Die Stadt Mainz und die Marktbeschicker riefen gemeinsam ein Weihnachtsmarkt-Bändchen ins Leben, mit dem nach einmaliger Kontrolle von Impfnachweis und Ausweis an allen Ständen eingekauft werden konnte. Das erleichterte das Verkäuferleben so sehr, dass der Einzelhandel begeistert die Regelung übernahm- „Es läuft super, die Menschen machen ganz toll mit“, freute sich Marktbeschicker-Sprecher Barth schon zu Beginn der Regelung – die Einschätzung blieb bis zum Schluss. Er sei sich sicher, dass mit den Bändchen kein Unfug in großem Stil getrieben worden sei, betonte er: „Hier war nicht das Publikum mit der kriminellen Energie.“

Ein Mann mit krimineller Energie flog dann aber doch auf: Ausgerechnet ein Mitarbeiter der eigens engagierten Security-Firma wurde mit einem gefälschten Impfpass entdeckt. Der Mann wurde umgehend vom Dienst freigestellt, sämtliche Mitarbeiter der Firma gründlich überprüft – ein zweiter Fall fand sich nicht. Die Stadt Mainz hielt an der Durchführung des Marktes fest. „Wir sind nicht unvorsichtig“, hatte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) zur Eröffnung betont, die Stadt habe viele Vorkehrungen für die Sicherheit getroffen. Und Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) zeigte sich zuversichtlich, den Markt bis zum 23. Dezember offen halten zu können – so kam es dann auch-

Der Mainzer Weihnachtsmarkt am Eröffnungsabend: Gut Gefüllt, aber kaum echtes Gedränge. - Foto: gik
Der Mainzer Weihnachtsmarkt am Eröffnungsabend: Gut Gefüllt, aber kaum echtes Gedränge. – Foto: gik

„Wir sind mehr als zufrieden“, betonte Barth nun, immerhin sei ein Jahr zuvor gar nichts gewesen: Kein Markt kein Einkommen und keine Menschen, für die Schausteller war das enorm bitter. „Wir sind heilfroh, dass die Stadt Mainz es durchgezogen hat, dass man den Mut hatte“, sagte Barth, „es geht ja auch nicht nur ums Geld verdienen, es geht auch um die Psyche – irgendwann dreht man ja durch.“ Beim Umsatz mussten die Marktbeschicker aber Einbußen hinnehmen: 30 Prozent weniger Umsatz war das Minimum, für manche wurde es gar richtig bitter. „Wir haben 70 bis 90 Prozent weniger“, berichteten Standbetreiber in Höhe der Römerpassage.

Das Schlüsselwort lautete: Marktentzerrung. Wegen der Corona-Pandemie hatte die Stadt Mainz beschlossen, die Stände des Weihnachtsmarktes mit größerem Abstand aufzustellen, damit sich auf den Marktplätzen am Dom die Besucher nicht zu sehr ballen würden. Etwa ein Drittel der Stände musste so auf neue Standorte ausweichen, verteilt in der Innenstadt sowie vor dem Lulu. Für viele dieser Stände wurde es ein Desaster: „Wir verdienen gerade so viel, dass die Kosten reinkommen“, berichtete eine Standbetreiberin unglücklich – die Kunden blieben an den Einzelständen aus, besuchten nur den Kernmarkt am Dom mit seiner schönen Atmosphäre. „Ich hätte nicht gedacht, dass es für diese Betreiber so schlecht sein würde“, sagte Barth nachdenklich.

Gähnende Leere hingegen an den Weihnachtsmarktständen in der Fußgängerzone. - Foto: gik
Gähnende Leere hingegen an den Weihnachtsmarktständen in der Fußgängerzone. – Foto: gik

Der große Vorteil auf dem Kernmarkt zu Füßen des Domes: viel mehr Platz als sonst. Statt drängender Enge gab es breite Schneisen zwischen den Ständen, das sorgte dafür, dass es nur an den Samstagen richtig eng wurde – ansonsten konnte der Marktbesuch so entspannt stattfinden wie selten zuvor. Der Sicherheit kam das gleich in mehrfacher Hinsicht zugute: Der Weihnachtsmarkt wurde nicht zum Corona-Hotspot, die Inzidenz der Neuinfektionen sank bis Weihnachten im Raum Mainz beständig nach unten, und lag am 23. Dezember nur noch bei 151 in der Stadt Mainz, und bei 112 im Landkreis Mainz-Bingen.

Und mehr Platz bedeutete in noch einer Hinsicht mehr Sicherheit: Erstmals überhaupt meldete die Mainzer Polizei keinerlei Vorkommnisse in Sachen Diebstahl oder Klau: Es sei zu keinerlei Taschendiebstählen oder sogenannten Klemmbrettbetrugsdelikten gekommen, teilte die Mainzer Polizei mit – das sei natürlich „auch auf die reduzierte Besucherzahl und damit weniger Enge und Tatgelegenheit zurückzuführen.“ Man habe insgesamt so wenig zu tun gehabt wie noch nie rund um einen Weihnachtsmarkt, so die Ordnungshüter weiter, stattdessen hatten sich Polizei und Ordnungsamt stark auf die Einhaltung der Corona-Regeln konzentriert: Die Besucher wurden streng zum Tragen der Masken angehalten, die Bändchen vielfach kontrolliert, ebenso die Impfnachweise – es wirkte.

Viel Luft und Atmosphäre auf dem Haupt-Weihnachtsmarkt am Dom. - Foto: gik
Viel Luft und Atmosphäre auf dem Haupt-Weihnachtsmarkt am Dom. – Foto: gik

Ein kleines Opfer musste der Corona-Pandemie dann aber doch gebracht werden: Die Mainzer Nebenmärkte auf dem Schillerplatz, am Hauptbahnhof, am Hopfengarten sowie am Neubrunnenplatz blieben nicht, wie eigentlich geplant, bis zum 30, Dezember geöffnet sondern schlossen bereits am 23. Dezember ihre Tore. „Wir sind alle gemeinsam angehalten unsere Kontakte zu reduzieren, um der Verbreitung des Virus, und insbesondere der Omikron-Variante, Einhalt zu gebieten“, begründete Ebling den Schritt. Daher sei es richtig und logisch, die Märkte nun ein paar Tage früher zu schließen. „Wir hatten großen Erfolg mit dem Weihnachtsmarkt und den Mainzer WinterZeit-Märkten, darauf können wir als Stadt Mainz sehr stolz sein“, fügte Ebling hinzu.

Eine Neuerung aber wird bleiben: Die Bändchen-Lösung gilt auch weiterhin für den Mainzer Einzelhandel. Man sei mit der Übertragung des Weihnachtsmarkt-Bändchens auf den Einzelhandel Vorreiter in Deutschland gewesen, sagte die Mainzer Citymanagerin Sandra Klima stolz, die Lösung habe ihrer Einschätzung nach zu erhöhten Frequenzen in der Innenstadt und zu mehr Umsatz als in anderen Städten geführt. „Mit dem Wegfall der Bändchen-Vergabe durch den Hauptweihnachtsmarkt wäre diese kundenfreundliche Lösung weggefallen, das wäre ein großer Verlust gewesen“, sagte Klima weiter.

Die Polizei hatte auf dem Weihnachtsmarkt 2021 kaum zu tun: Erstmals gab es keine Taschendiebtstähle. - Foto: Polizei Mainz
Die Polizei hatte auf dem Weihnachtsmarkt 2021 kaum zu tun: Erstmals gab es keine Taschendiebtstähle. – Foto: Polizei Mainz

Deshalb hätten die Einzelhandelsverbände gemeinsam die Stadtverwaltung um Unterstützung gebeten – und diese habe entschieden, das Verfahren weiter fortzusetzen. Bis voraussichtlich bis März nächsten Jahres sei die Bändchen-Regelung nun finanziell gesichert, freute sich Klima, in der Zeit „zwischen den Jahren“ wolle man nun zentrale Ausgabe stellen aufbauen – sechs Stationen sind bereits bekannt. Auch die Nachbarstadt Wiesbaden hatte die Bändchen-Lösung schnell übernommen, auch hier gilt die Regelung weiter – nach den derzeitigen Corona-Verordnungen kann in Geschäften des Einzelhandels nur einkaufen, wer geimpft oder genesen ist.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Mainzer Weihnachtsmarkt, seinen Regeln und der Eröffnung lest Ihr hier auf Mainz&: „Weihnachtsmarkt trotz Pandemie“. Mehr zum, Thema gefälschte Impfpässe lest Ihr hier bei Mainz&. Das 2G-Bändchen für den Einzelhandel ist seit dem 27. Dezember in Kraft, Ausgabestellen gibt es hier:

  • Modehaus SiNN, Markt 19-29
  • Juwelier Willenberg, Schillerstraße 24a
  • Schuh-Passion, Augustinerstrasse 33
  • ggü. von Wilma Wunder im Café am Ballplatz: Testzentrum Schnelltest-Deutschland am Ballplatz
  • Zenz Wirtshaus, Bahnhofplatz 4 (vermutl. ab Januar 2022)
  • TintenCenter Drechsler, Mombacherstr. 81

 

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein