Trotz vierter Welle und Corona-Pandemie ist am Donnerstagabend der Mainzer Weihnachtsmarkt eröffnet worden – mit deutlich weniger Trubel als sonst. Unter dem Lichterhimmel drängten sich erheblich weniger Besucher als in normalen Jahren, wer hierher kommen will, muss nachweisen, dass er Geimpft oder Genesen ist, ein negativer Coronatest reicht nicht aus. Am ersten Abend waren die Kontrollen streng, allerdings gab es offenbar auch Lücken im System. Der Weihnachtsmarkt findet erstmals in entzerrter Form in der gesamten Innenstadt statt, davon profitieren allerdings nicht alle Stände. Die Stadt verteidigt das Großevent in der Coronazeit.

Deutlich weniger Gedränge als sonst bei der Eröffnung des Mainzer Weihnachtsmarktes am Donnerstagabend. - Foto: gik
Deutlich weniger Gedränge als sonst bei der Eröffnung des Mainzer Weihnachtsmarktes am Donnerstagabend. – Foto: gik

Es ist ein unwirkliches Gefühl: Der leuchtende Lichterhimmel, die geschmückten Budengassen, das Menschengewimmel auf dem Platz – Weihnachtsklänge und Weihnachtsdüfte erfüllen seit Donnerstagabend wieder die Innenstadt rund um den Dom.  Mitten in der vierten Welle der Corona-Pandemie eröffnete die Stadt Mainz nach zwei Jahren wieder den Mainzer Weihnachtsmarkt, doch das Weihnachtsgefühl stellte sich nur schwer ein: Die Pandemie ist das Hauptthema an den Ständen, unbeschwertes Feiern – vielen ist nicht danach.

Zur Eröffnung am Donnerstagabend waren denn auch deutlich weniger Menschen gekommen als in vorherigen Jahren, das große Gedränge blieb aus. Die Stadt hatte die Buden auf den Domplätzen entzerrt, zwischen den Ständen gibt es große Lücken und Durchgänge, viele Verkaufsstände mussten auf Plätze in der Innenstadt umziehen. Nicht jeder hatte da eine gute Alternative erwischt: Vor dem ehemaligen Karstadt, zum Eingang des Lulu, verlieren sich so derzeit zwei einsame Weihnachtsmarktbuden auf einem menschenleeren und absolut kahlen Platz. Weihnachtsmarkt-Feeling kommt hier sicher nicht auf.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Breite Durchgänge, viel Abstand: Der Mainzer Weihnachtsmarkt wurde stark entzerrt. - Foto: gik
Breite Durchgänge, viel Abstand: Der Mainzer Weihnachtsmarkt wurde stark entzerrt. – Foto: gik

Unter dem Sternenhimmel am Dom breitet sich hingegen heimelige Atmosphäre aus, doch auch hier ist vieles anders: Breite Durchgänge sollen für Abstand zwischen den Besuchern sorgen, tatsächlich ist der Markt gut durchgelüftet – oder anders gesagt: Es zieht an vielen Ecken. Der Wind ist allerdings ein willkommener, wenn auch eisiger Begleiter, weht er doch mit den Luftteilchen auch das Virus hinfort – so jedenfalls die Hoffnung der Veranstalter.

„Wir wünschen uns, dass dieser Weihnachtsmarkt ein schöner ist, und dass es sich lohnt zu kommen“, begrüßte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) am späten Nachmittag die Besucher von der Bühne an der Mainzer Weihnachtskrippe aus, und wiederholte den Wunsch, es möge mit dem Markt einen schönen und versöhnlichen Jahresausklang geben. „Wir sind nicht unvorsichtig“, betonte der Oberbürgermeister zugleich, die Stadt habe viele Vorkehrungen für die Sicherheit getroffen.

Lichterglanz und Sternenhimmel: Der Mainzer Weihnachtsmarkt findet trotz Corona-Pandemie statt. - Foto: gik
Lichterglanz und Sternenhimmel: Der Mainzer Weihnachtsmarkt findet trotz Corona-Pandemie statt. – Foto: gik

In der Tat: Noch nie hat ein Mainzer Weihnachtsmarkt unter so schwierigen Rahmenbedingungen stattgefunden. Angesichts zuletzt rasant steigender Corona-Neuinfektionen mussten die Schausteller und Marktbeschicker wochenlang um die Ausrichtung des Weihnachtsmarktes bangen. Während zahlreiche andere Städte ihre Märkte absagten, hielt man in Mainz aber an der Ausrichtung des Marktes fest – erst sollte die 3G-Regel gelten, dann sollte es gar keine Beschränkungen geben, nun findet der Markt unter 2G-Bedingungen statt.

„Wir haben uns entschlossen, den Weihnachtsmarkt durchzuführen, um ein Stück Normalität zu bieten“, sagte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) zur Eröffnung: „Unser Weihnachtsmarkt gehört zur Vorweihnachtszeit, wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass er stattfinden kann.“ Der Markt sei eine Veranstaltung im Freien, die Fachleute betonten, dass hier die Ansteckungsgefahr gering sei, sagte Matz im Gespräch mit Mainz& zudem.

Abstandsschilder und Maskenpflicht: Auf die Einhaltung wird streng geachtet. - Foto: gik
Abstandsschilder und Maskenpflicht: Auf die Einhaltung wird streng geachtet. – Foto: gik

Tatsächlich hatten Aerosolforscher gerade am Mittwoch noch einmal unterstrichen, dass eine Absage von Weihnachtsmärkten aus ihrer Sicht keinen Sinn mache: Die Gefahr lauere in Innenräumen, im Freien fänden nur sehr wenige Ansteckungen statt, betonten die Experten für die Verbreitung von Luftteilchen. Matz unterstrich, es sei doch sinnvoller, sich unbeschwert bei einem Glühwein im Freien zu treffen, als dass sich die Menschen drinnen träfen: „Der Markt ist ein Angebot an die Bürger, denn draußen ist es einfach sicherer.“

Doch ob das hält, ist alles andere als sicher: „Schau’n wir mal, wie lange wir offen haben können“, sagte ein Standbetreiber mit Blick auf die Pandemie-Entwicklung skeptisch –  vielleicht würden es zwei Wochen, vielleicht aber auch nur ein paar Tage, bis der Markt wieder schließen müsse, befürchtet er. „Wir möchten, dass der Weihnachtsmarkt bis zum 23. Dezember durchgeführt werden kann“, sagte Matz, und betonte zugleich: „Aber das liegt an uns allen.“ Nur wenn sich Besucher wie Beschicker an die Regeln hielten, werde die Durchführung möglich bleiben, mahnte die Dezernentin.

Einbahnstraßen-Zugangsregelung am Glühweinstand Huf auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt. - Foto: gik
Einbahnstraßen-Zugangsregelung am Glühweinstand Huf auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt. – Foto: gik

Tatsächlich wurde die Einhaltung der Bändchen-Regel am Donnerstagabend in weiten Teilen des Marktes strikt kontrolliert: Das Bändchen wird nur ausgegeben, wer einen Nachweis erbringen kann, dass er geimpft oder genesen ist, „Ungeimpfte sind nicht willkommen“, stellte Matz klar. Die Bändchen wiederum gibt es an mehreren roten Boxen, die strategisch rund um die Eingänge zum Markt platziert sind, vor den Boxen bildeten sich am Donnerstagabend prompt lange Schlangen. Dabei gibt es die Bändchen nicht nur hier: An jedem Verkaufsstand werden die Bändchen ebenfalls ausgegeben, auch hier werden – so unserer Erfahrung – Impfzertifikate und Ausweis genau kontrolliert.

Doch das galt offenbar nicht überall auf dem Marktgelände: Die 2G-Bändchen-Regel gilt auch für die „Mainzer Wintermärkte“ der Mainzplus Citymarketing am Hauptbahnhof, am Neubrunnenplatz, am Schillerplatz und am Hopfengarten – und hier nahm man es offenbar stellenweise mit den Kontrollen nicht so genau. Vom Markt am Hopfengarten berichteten gleich mehrere User, hier würden Bändchen ohne Kontrollen ausgegeben und oder Bändchen nicht um die Handgelenke festgemacht – so könnten Bändchen einfach an Ungeimpfte weitergegeben werden.

Weihnachtsstimmung für Mainz: Auch die leuchtenden Engel waren zur Eröffnung wieder da. - Foto: gik
Weihnachtsstimmung für Mainz: Auch die leuchtenden Engel waren zur Eröffnung wieder da. – Foto: gik

Auf dem Hauptplatz des Weihnachtsmarktes hingegen waren mehrere Kontrollstreifen von Ordnungsamt und einem Securitydienst unterwegs, immer wieder wurden Bändchen kontrolliert und die Besucher auch auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen – auch am späteren Abend noch. „Wir haben Desinfektionsspender, Abstands-Hinweise und teilweise auch Einbahn-Regelungen an den Ständen“, sagte Sascha Barth, einer der Sprecher der Marktbeschicker des Weihnachtsmarktes gegenüber Mainz&. „Was ganz viel bringt, ist zudem die Entzerrung“, betonte er: „Mein Stand steht sonst acht Meter weiter vorn an der Heunensäule.“

Tatsächlich hatten die Besucher am Eröffnungsabend viel Platz um sich, an den Glühweinständen wurde ordentlich Abstand vom Tresen und anderen Gruppen gehalten, beim Weihnachtsdorf auf dem Liebfrauenplatz gab es einen Einlass-Stopp, wenn eine bestimmte Besuchermenge erreicht war. „Wir sind alle 2G, die Regeln werden streng befolgt“, betonte Barth – tatsächlich hatte im Vorfeld wegen der 2G-Regel ein Standbetreiber seine Teilnahme abgesagt. Die Übrigen Beschicker stünden voll hinter der Regel, sagte Barth weiter, auch die Besucher hielten sich sehr gut an die Regeln. Ein Standbetreiber berichtete gar, ohne 2G-Regel wäre er nicht gekommen – zu unsicher.

Für die Schausteller und Marktbeschicker ist der Weihnachtsmarkt existenziell, viele kleinere Händler machen hier die Hälfte ihres Jahresumsatzes, eine Absage wäre für sie die Katastrophe schlechthin. „Wir fühlen uns toll“, sagte Barth denn auch am Donnerstag: „Wir haben anderthalb Jahre geweint, weil nichts war – jetzt ist der Weihnachtsmarkt eröffnet, und wir hoffen, dass es ein schöner, sicherer Weihnachtsmarkt bis zum 23. Dezember wird.“

Info& auf Mainz&: Alle Regeln für die Mainzer Weihnachtswelt, wo genau es die Bändchen gibt, und welche Nachweise Ihr mitbringen müsst, könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Informationen zur Historie seit 1788, zu Buden, Ausdehnung, Anreise und Öffnungszeiten findet Ihr zudem hier bei der Stadt Mainz im Internet.

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein