Termin&: Sie sind die Experten für Sterne und andere Himmelskörper, kein Wunder, dass sie sich um den Nachthimmel sorgen: Die Astronomische Arbeitsgemeinschaft AAG lädt am 03. Dezember 2025 zu Vortrag „Licht aus, Sterne an – warum wir den Nachthimmel schützen müssen“. Der Hintergrund: die wachsende Lichtverschmutzung. Darunter verstehen Experten eine Aufhellung des Nachthimmels durch künstliches Licht, das hat eine Menge negative Auswirkungen – auch auf den Menschen.

Seit der Erfindung des elektrischen Lichts vor rund 150 Jahren erhellen wir Menschen mit der künstlichen Helligkeit immer mehr die Dunkelheit – eigentlich ja eine Errungenschaft der Zivilisation. Dumm nur: Das Ausmaß des künstlichen Lichts, das bei Nacht in den Himmel gestrahlt wird, hat inzwischen Ausmaße angenommen, das die Nacht bedroht – und mit ihr Pflanzen, Tiere und durchaus auch den Menschen. Denn wie die Nacht zu hell wird, werden nachtaktive Tiere fehlgeleitet, sterben Insekten zu Millionen in Lichtquellen – und fehlen dann beim Bestäuben von Bäumen und Blüten, oder aber auch als Nahrungsquelle für Vögel und Fledermäuse.
Wie sehr das Gleichgewicht bereits aus dem Takt ist, zeigt ein Blick auf die Windschutzscheibe beim Autofahren: Wo früher Dutzende Insekten bei der Fahrt über die Autobahn verendeten, bleibt die Scheibe heute weitgehend klar – wer hingegen in Gegenden mit weniger künstlichem Licht fährt, erlebt das Deja Vue der „verdreckten“ Windschutzscheibe. „Die Lichtverschmutzung stellt einen bisher unterschätzten Eingriff in unsere Biosphäre dar“, heißt es deshalb auch bei den „Piraten der Nacht“: „Das gesamte Ökosystem ist bedroht – und damit auch wir Menschen.“
Tag-Nacht-Rhythmus gerät durcheinander: jedes Jahr plus 10%
Denn auch auf den menschlichen Organismus hat das dauerhafte künstliche Licht erhebliche Folgen: „Der Tag- und Nachrhythmus von Menschen und Tieren wird gestört. Das Hormon Melatonin, welches verantwortlich ist für die nächtliche Erholung und die Stärkung des Immunsystems, kann nur im Dunkeln produziert werden. Nächtliches Licht mit hohem Blauanteil (z.B. Fernseher, Computer oder Handy) wirkt sich besonders negativ aus. Es bringt den Rhythmus aus dem Takt und führt zu Schlafstörungen.“

Die „Piraten der Nacht“ wiederum ist eine im Jahr 2019 gegründete, überparteiliche Organisation, die sich die Eindämmung der Lichtverschmutzung und die Aufklärung über ihre Probleme auf die Fahnen geschrieben hat. Eigenen Angaben zufolge ist man im deutschsprachigen Raum die größte Organisation ihrer Art, bereits über 50 ehrenamtlich tätige Team-Mitglieder in Deutschland und Österreich beraten zum Thema Lichtverschmutzung und zeigen gangbare Lösungsmöglichkeiten auf für mehr Umwelt- und Artenschutz und einen intelligenteren Umgang mit nächtlichem Kunstlicht.
Denn weltweit werden die Nächte im Schnitt pro Jahr um rund 10 Prozent heller, in Europa sind es 6 Prozent – allerdings hat Europa auch bereits einen hohen Grad an Lichtverschmutzung erreicht, wie Karten aus dem All zeigen. Darin gut zu sehen: Das Rhein-Main-Gebiet und die Rheinschiene war schon immer ein Gebiet hoher Lichtabstrahlung, und das hat sich in den vergangenen 20 Jahren vervielfacht.
Vortrag: Wie wir den Nachthimmel schützen können – und warum
Ein Grund: Licht ist Dank LED-Leuchten immer billiger geworden. „Licht wird exzessiv genutzt“, klagen die „Piraten der Nacht“ – und das sei nicht nur schlecht, sondern auch teuer: Alleine in Europa würden so pro Jahr rund 20 Milliarden Euro für nutzlos in den Himmel gesendetes Licht verschwendet. Das liegt unter anderen an maßlos überdimensionierten Lichtstrahlern, an falscher Ausrichtung schräg oder senkrecht nach oben in Richtung Himmel, an nutzlosem Dauerlichtmodus oder an Beleuchtung die einfach zur Zierde etwas anstrahlt.

„Immer weniger Sterne sind über unseren Städten sichtbar“, klagt denn auch die Astromische Arbeitsgemeinschaft (AAG) Mainz, und fragt: Wann habt Ihr zuletzt einen so richtig beeindruckenden Sternenhimmel gesehen? Tatsächlich gibt es immer mehr Menschen und vor allem auch Kinder, die berichten, sie hätten noch nie eine Sternschnuppe gesehen – eine erschreckende Vorstellung. Am 03. Dezember 2025 lädt die AAG deshalb zum Vortrag ein: „Licht aus, Sterne an – warum wir den Nachthimmel schützen müssen“.
Referent Harro Heinen von der AAG Mainz erklärt, wie Lichtverschmutzung entsteht, warum sie rasant zunimmt und weshalb ein dunkler Nachthimmel ein wertvolles Natur- und Kulturgut ist. Der Vortrag zeigt außerdem, wie sich mit einfachen Maßnahmen Licht sinnvoll einsetzen, Energie sparen und die Nacht schützen lässt, wie die AAG informiert. Die Veranstaltung richtet sich an alle interessierten Bürger, Natur- und Sternenfreunde, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Was man gegen Lichtverschmutzung tun kann? Nun, vor allem: es ausschalten. Unnötige Werbereklamen und Beleuchtung an Wahrzeichen, der Strahler auf den Gartenteich, die Beleuchtung der Fassade – ist all das wirklich nötig? Notwendige Strahler könnten nach unten gerichtet und mit gelbem Licht statt blauem ausgestattet werden, Bewegungsmelder das Licht nur dann einschalten, wenn es gebraucht wird. Viele Tipps dazu findet Ihr hier bei den Piraten der Nacht und einige auch hier bei der Stadt Mainz.
Denn wie heißt es so treffend bei den Nacht-Piraten: Das Kunstlicht sei „das Mikroplastik unserer Atmosphäre“ – und: „Würde Licht Krach machen, wäre es nirgendwo die ganze Nacht an“. Mehr zu den Folgen der Lichtverschmutzung findet Ihr ausführlich auch hier im Internet.






