Was ist Long Covid? Seit das Coronavirus Sars-CoV-2 auf den Menschen übergesprungen ist, verursacht es nicht nur mit Covid-19 eine ganz neue Multi-Organ-Erkrankung – Covid-19 löst auch Langzeitfolgen-Schädigungen aus, die den Medizinern nicht wenig Rätsel aufgibt: „Long Covid“ nennt man Schäden, die noch Wochen nach einer Corona-Infektion schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Fatigue, anhaltende Luftnot und auch Nervenschäden auslöst. Nun haben Mediziner in Deutschland erstmals eine Definition und einen Symptomkatalog zu Long Covid aufgelegt, und sie bestätigen: Ja, Long Covid gibt es auch bei Kindern. Experten befürchten: Mit den steigenden Corona-Fallzahlen bei Kindern werden auch hier die Long Covid-Fälle zunehmen. Und wer jetzt „Panikmache“ schreit, der lese bitte den Mainz&-Kommentar dazu.

Das Coronavirus Sars-CoV-2 in seiner Ursprungsform. - Foto: Wikipedia
Das Coronavirus Sars-CoV-2 in seiner Ursprungsform. – Foto: Wikipedia

Das Coronavirus Sars-CoV-2 hat der Menschheit einiges an Rätseln aufgegeben: Was am Anfang hauptsächlich als Lungenkrankheit wahrgenommen wurde, hat sich längst zu einer Multi-Organ-Erkrankung entwickelt. Covid-19 befällt nicht nur die Lunge und führt zu akuter Atemnot bei schwerem Verlauf, Covid-19 kann auch Herz, Nervensysteme und Nieren befallen und schädigen, die jüngste Forschung zeigt sogar: Covid-19 kann schwere Gehirnentzündungen auslösen. Wissenschaftler der Uni Freiburg haben vor wenigen Wochen nachgewiesen, dass sich bei Covid-19 „eine schwere Entzündungsreaktion durch unterschiedliche Immunzellen um das Gefäßsystem und im zentralen Hirngewebe entwickeln kann“, wie das Internetportal „Gesundheitsstadt Berlin“ schreibt, und die Autorin Henrike Salié so zitiert: „Auch wenn es bereits Hinweise auf eine Beteiligung des Zentralen Nervensystems bei Covid-19 gab, hat uns das Ausmaß der Entzündung im Hirn überrascht.“

Im Vergleich zu anderen Hirnentzündungen seien „die durch Covid-19 ausgelösten Entzündungsreaktionen einzigartig und weisen auf eine schwerste Störung der hirneigenen Immunantwort hin“, heißt es weiter – Covid-19 kann dann nicht nur Geschmacks- und Geruchsstörungen auslösen, sondern auch weitergehende Schäden im Nervensystem, wie etwa das Fatigue Syndrom. „Fatigue“ nennen die Mediziner eine schwere Erschöpfungserkrankungen, die eben nicht durch Stress oder psychologische Faktoren ausgelöst wird, sondern durch organische Ursachen und eine Erkrankung des Körpers ausgelöst wird. Wird die Erschöpfung chronisch, spricht man vom „Chronique Fatigue Syndrom.“ Forscher der Berliner Charité stellen inzwischen fest: Covid-19 kann dieses Chronique Fatigue Syndrom auslösen, und das gar nicht so selten.

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Covid-19 ist, so weiß man heute, eine Multi-Organ-Erkrankung. - Grafik: BR24
Covid-19 ist, so weiß man heute, eine Multi-Organ-Erkrankung. – Grafik: BR24

Schon vom ersten Auftreten von Covid-19 an stellten die Mediziner fest: Die Krankheit ist ein Chamäleon – und sie löst in bisher unbekanntem Ausmaß Langzeitfolgen aus. Bis zu 15 Prozent der Menschen, die durch das Coronavirus mit Covid-19 erkranken, leiden noch Wochen danach unter Spätfolgen der neuen Viruserkrankung. Es sei früh aufgefallen, dass viele Patienten zum Arzt gekommen seien mit Symptomen noch lange nach dem Abklingen der akuten Krankheitsphase, berichtet Professor Michael Pfeifer, Pastpräsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP). Die Menschen klagten häufig über unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen, vor allem aber über eine extreme Abgeschlagenheit – im September 2020 prägte die Medizin dafür den Begriff „Long Covid“.

Die Forschung zu der Krankheit steht noch am Anfang, viele Daten dazu kommen aus Großbritannien, Frankreich und den USA, zunehmend aber auch aus Deutschland. Anfang August legte die DPG nun erstmals eine „Leitlinie“ zu Long Covid vor, die in Zusammenarbeit mit 14 medizinischen Gesellschaften binnen weniger Monate in diesem Frühjahr entwickelt wurde. Die rund 70 Seiten dicke Leitlinie wurde erstmals Mitte Juli veröffentlicht, die deutschen Mediziner orientierten sich dabei weitgehend an Vorlagen des Britischen National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE). In der deutschen Leitlinie unternehmen die Mediziner erstmals in Deutschland den Versuch, Long Covid zu definieren, seine Symptome zu katalogisieren und Behandlungsmethoden zu empfehlen.

Das Coronavirus löst buchstäblich Entzündungs-Alarm im gesamten Körper aus. - Grafik: Impf-Comic Mainzer Unimedizin, Screenshot: gik
Das Coronavirus löst buchstäblich Entzündungs-Alarm im gesamten Körper aus. – Grafik: Impf-Comic Mainzer Unimedizin, Screenshot: gik

Und danach wird „Long Covid“ nun als das Fortbestehen Covid-19-typischer Symptome über einen Zeitraum von vier Wochen nach der Infektion hinaus bezeichnet. Bestehen die Symptome über die Woche 12 hinaus, sprechen die Mediziner von einem „Post-Covid-Syndrom.“ Dabei werden nicht nur Symptome der akuten Erkrankung berücksichtigt, sondern auch die Folgen einer Covid-19-Behandlung auf der Intensivstation, etwa durch intensivmedizinische Beatmung. Auch die Verschlechterung einer vorbestehenden Grunderkrankung wird zu den „Post-Covid“-Symptomen gezählt. Die Ärzte berichten: Teilweise leiden Betroffene noch ein Jahr nach ihrer Corona-Infektion unter den Spätfolgen und sind arbeitsunfähig und weiter krank geschrieben.

Die Symptome von Long Covid sind ausgesprochen vielfältig, bis zu 200 trugen die Mediziner zusammen, die häufigsten sind anhaltende Luftnot, massive Leistungseinschränkungen und eben die chronische Fatigue, aber auch anhaltende neurologische Probleme wie Geschmacks- und Geruchsverlust und – ganz neu erforscht – Gedächtnis- und Konzentrationsbeschwerden. So weist eine britische Studie, die im Juli im renommierten Gesundheitsmagazin The Lancet veröffentlicht wurde, erstmals umfangreiche Gedächtniseinbußen und verringerte Gehirnleistungen bei Covid-19-Patienten nach. Patienten, die Covid-19 hatten, wiesen demnach im Nachhinein signifikant kognitive Defizite auf, vor allem bei Planungsaufgaben und Problemlösung.

„Corona schwächt das Gehirn“, fasste gerade das Deutsche Gesundheitsportal die Studienlage zu Long Covid und Gehirnproblemen zusammen, demnach hatten 15 bis 80 Prozent der Covid-19-Patienten im Nachhinein Beeinträchtigungen ihrer kognitiven Funktionen, darunter sehr oft Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, aber auch Störungen des Kurzzeitgedächtnisses.

Das Coronavirus kann auch ins Hirn vordringen und dort Entzündungen und Schäden auslösen. - Grafik: BR24
Das Coronavirus kann auch ins Hirn vordringen und dort Entzündungen und Schäden auslösen. – Grafik: BR24

„Diese Krankheit wird uns doch sehr lange begleiten“, betonte Pfeifer bei der Vorstellung der neuen Leitlinie – und Long Covid betreffe sehr viele Menschen: Untersuchungen in Großbritannien ergaben, dass 13,7 Prozent der Covid-Erkrankten noch 12 Wochen nach der akuten Krankheitsphase Long Covid-Symptome hatten. Bisher sind in Deutschland rund 3,8 Millionen Menschen an Covid-19 erkrankt – konservativ gerechnet müssten damit schon jetzt 180.000 bis 380.000 Menschen von Long Covid betroffen sein, viele womöglich unerkannt.

„Bereits die Diagnose ist oft eine Herausforderung“, betonte Pfeifer, und das liege nicht nur an der Vielfalt der möglichen Symptome: „Long-Covid ist nicht an einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19 gebunden“, sagte der Experte, auch sehr milde Verläufe könnten zu Spätsymptomen führen, die aber deshalb dann oft nicht zwangsläufig mit einer Covid-Erkrankung in Verbindung gebracht würden. Besagte Studien aus Großbritannien ergaben, dass von Covid-19-Patienten acht Wochen nach ihrer Entlassung noch 69 Prozent unter Fatigue und 53 Prozent unter Atemnot litten, wie das Ärzteblatt schon im Dezember 2020 berichtete. Noch ein gutes Drittel (34 %) habe über Husten geklagt, 14,6% hatten eine Depression. Betroffen sind bisher auch mehr Frauen als Männer – während Männer ein höheres Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken, entwickeln Frauen offenbar häufiger schwere  organische Spätschäden, gerade im neurologischen Bereich.

Das Coronavirus kann schwerste Erkrankungen in verschiedenen Organen des Körpers hervorrufen (hier ein OP-Saal in der Mainzer Unimedizin). - Foto: Unimedizin Mainz
Das Coronavirus kann schwerste Erkrankungen in verschiedenen Organen des Körpers hervorrufen (hier ein OP-Saal in der Mainzer Unimedizin). – Foto: Unimedizin Mainz

Die deutsche Leitlinie unternimmt nun den Versuch, die verschiedenen Long Covid-Symptome zu Phänotypen zusammenzufassen: So gibt es den Fatique-Phänotyp, der vor allem unter Abgeschlagenheit und Schwäche leidet, den pneumologischen Phänotyp mit Atemproblemen, Husten und Schlafproblemen, aber auch den neurologischen und den kadiologischen Phänotypen. In der Leitlinie gebe es deshalb auch Kapitel zu Lunge, Herz, Nerven und Gefäßen, sagte der Chefarzt für Pneumologie aus Berchtesgarden, Professor Rembert Koczulla, Koordinator der Leitlinie.

Die Medizin glaube inzwischen auch, dass neurologische Probleme zu Gefäßverschlüssen im Herz oder im Hirn führen könnten und so Thrombosen, aber auch Probleme in den Herzmuskelgefäßen auslösen könnten. „Wir stehen da noch am Anfang“, sagte Koczulla, „wir versuchen diese Symptome zu erheben und zu verstehen“ – eindeutige Diagnosekriterien lägen aber bisher nicht vor. Das liegt auch daran, dass in Deutschland die Forschung und die Behandlungsstrukturen zu Long Covid lange weit hinterher hinkten. Bis heute gibt es nur wenige Spezialambulanzen zu Long Covid wie etwa in München oder Jena – in Rheinland-Pfalz etwa wird an dieser Erkrankung bislang so gut wie gar nicht geforscht.

„Wir müssen sehr schnell Strukturen aufbauen, wie wir mit den Long Covid-Patienten umgehen“, forderte deshalb Pfeifer, es fehle an Strukturen, aber auch an der Finanzierung. „Unsere Forderung an die Politik ist, dass hier schneller reagiert wird“, betonte Pfeifer. Es brauche dringend flächendeckende Versorgungsstrukturen sowie Spezialambulanzen zu Long Covid mit deutlich schnelleren Genehmigungsverfahren, und eine Förderung der wissenschaftlichen Begleitung.

Schüler auf einer Fridays for Future-Demonstration in Mainz. - Foto: gik
Schüler auf einer Fridays for Future-Demonstration in Mainz. – Foto: gik

Denn noch ein anderes Problem steht unmittelbar vor der Tür: Auch Kinder seien von Long Covid betroffen und klagten etwa über Fatigue-Symptome, sagte Koczalla – in welchem Umfang allerdings, das sei noch unklar. Das Wissen über Long Covid-Folgen bei Kindern ist noch erheblich geringer ausgeprägt als bei Erwachsenen, meist auch deshalb, weil Kinder in den ersten Infektionswellen der Corona-Pandemie seltener und wenn, dann meistens deutlich schwächer am Coronavirus erkrankten. Doch das schützt nicht unbedingt vor Spätfolgen: Die meisten Kinder, die schwere Long Covid-Symptome entwickelten, hatten die Krankheit Covid-19 vorher symptomlos und ohne größere Probleme durchgemacht.

Dazu kommt, dass bei Kindern zu den Covid-19-Spätfolgen noch das PIMS-Syndrom gehört: Das „Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome“ ist eine schwere Entzündungerkrankung, die mit hohem Fieber, aber auch Bauchschmerzen, Durchfall und Schwellungen an Gelenken einhergeht. Der bekannteste Fall in Rheinland-Pfalz ist die Geschichte von Muhammed aus Speyer, der sechs Wochen nach seiner Covid-Erkrankung auf einmal mit genau solchen schweren Krankheitserscheinungen ins Krankenhaus musste. Muhammed war das erste Kind in Rheinland-Pfalz, bei dem PIMS in Folge von Covid-19 diagnostiziert wurde, im April 2021 zählte die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) deutschlandweit bereits 281 Fälle von PIMS bei Kindern, wie der SWR berichtete.

Zu viele Schüler - hier bei einer Demo von Fridays for Future in Mainz - sind noch ungeimpft, Experten fürchten mehr Long Covid unter ihnen. - Foto: gik
Zu viele Schüler – hier bei einer Demo von Fridays for Future in Mainz – sind noch ungeimpft, Experten fürchten mehr Long Covid unter ihnen. – Foto: gik

Experten befürchten nun, dass mit der vierten Delta-Welle des Coronavirus die Langzeitfolgen bei Kindern massiv steigen werden. Die Delta-Variante, stellen Wissenschaftler derzeit fest, hat eine 50-prozentig höhere Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken – in den USA füllen sich derzeit Krankjenhäuser und sogar Intensivstationen mit schwer kranken Kindern in Folge von Covid-19.

Aktuell steigen die Corona-Inzidenzen besonders bei Kinder stark an, denn diese sind zum allergrößten Teil nicht geimpft. In Rheinland-Pfalz seien 30 Prozent aller Kinder und Jugendlichen über 12 Jahren inzwischen erstgeimpft – Kinder unter 12 Jahren können derzeit gar nicht geimpft werden, für sie fehlt ein Impfstoff. Gerade unter den Jüngeren Kindern sind die Folgen einer Covid-19-ERrkrabnkung aber besonders ausgeprägt. Studien aus Großbritannien und Italien gehen derzeit davon aus, dass etwa zehn Prozent aller Kinder bis zu 16 Jahren Long Covid-Symptome entwickeln, andere Experten gehen von 6 Prozent aus.

Der Jenaer Long-Covid Experte Daniel Vilser warnte gerade gegenüber der Tagesschau und den Tagesthemen, die Gefahr von Long Covid bei Kindern werde derzeit sehr unterschätzt. In Grobbritannien gehe man von rund 30.000 betroffenen Kindern aus, in Deutschland würden es „nicht weniger sein“, schätzt der Experte. Das Problem dabei: Je mehr Kinder sich infizierten, „desto mehr Langzeitfolgen werden wir sehen“, warnte Filser Ende Juli – er ist nicht der einzige: Auch an der Uniklinik Freiburg warnen sie davor, mögliche Corona-Spätfolgen bei Kindern und Jugendlichen zu unterschätzen.

Warnt seit Wochen vor einer "Durchseuchung" von Kindern in den Schulen nach den Sommerferien: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. - Foto: gik
Warnt seit Wochen vor einer „Durchseuchung“ von Kindern in den Schulen nach den Sommerferien: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. – Foto: gik

Tatsächlich hatte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) noch am vergangenen Freitag auf einer Pressekonferenz in Mainz erklärt, es gebe „keine Evidenz für die Existenz oder Nicht-Existenz von Long Covid“, das gelte zumindest in Rheinland-Pfalz. „Das Problem wird derzeit eher größer als kleiner, wir sehen schon jetzt deutlich mehr Post-Covid-Fälle“, sagte hingegen der Freiburger Experte Markus Hufnagel jüngst dem Bayrischen Rundfunk: Betroffen seien eher Teenager als Kinder, je mehr Infektionen – desto mehr Long Covid.

Und auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt bereits seit Wochen, einen „Durchseuchung“ der Kinder würde diese einem hohen Risiko einer Long Covid-Erkrankung aussetzen – das zeige sich gerade in Nordrhein-Westfalen: „Es ist traurig aber wahr: bei den Kindern in NRW verlieren wir gerade komplett die Kontrolle“, schrieb Lauterbach am 27. August auf Facebook: „Und niemand will im Wahlkampf darüber sprechen. Es läuft eine stille Durchseuchung ab. Wir müssen die Kinder besser schützen.“ Die Inzidenz bei Kindern in NRW sei inzwischen „so hoch, dass auch seltene Komplikationen zu oft vorkommen“, warnte Lauterbach, und fügte hinzu: „Mich überrascht, dass bei der Dimension der Durchseuchung die Kinderärzte schweigen.“

Info& auf Mainz&: Die ganze Leitlinie zu Long Covid samt weiterer Informationen dazu findet Ihr hier bei der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie im Internet. Eine sehr gute Übersicht über die internationale Studienlage zu Long Covid gibt es hier beim Ärzteblatt, aber Achtung: Der Artikel stammt schon vom Dezember 2020! Seither ist der Wissensstand deutlich vorangeschritten, einen aktuellen Artikel zu Gehirnstörungen durch Covid-19 findet Ihr hier im Internet.

Kommentar& auf Mainz&: Wissen ist Macht und das Coronavirus ein Biest

Und warum berichten wir alles das hier? Nun, es gibt eine zunehmende Strömung, das Coronavirus und Covid-19 erneut als harmlose Erkrankung abzutun, die doch nicht oder nicht mehr gefährlich sei – ein gefährlicher Irrtum. Long Covid ist nachgewiesen, und es ist KEINE psychologische Folge einer Covid-19-Infektion oder gar von Lockdowns, sondern eine organische Erkrankung, ausgelöst durch das Virus.

Schulklasse in Mainz mit Abluftanlage des Max-Planck-Instituts MPIC. - Foto: MPIC
Schulklasse in Mainz mit Abluftanlage des Max-Planck-Instituts MPIC. – Foto: MPIC

In Deutschland weiß man bislang wenig über Long Covid, die meiste Forschung dazu fand bisher in anderen Ländern statt – doch das ändert sich derzeit. Die Folgen können erheblich sein und Betroffene jahrelang arbeitsunfähig machen, gerade wenn sie vom Chronischen Fatigue-Syndrom betroffen sind. Das muss man wissen, wenn man für sich einschätzen will, wie gefährlich das Coronavirus Sars-CoV-2 ist. Warum Masken, Tests und Abstand weiter unbedingt nötig sind. Warum es eben keine gute Idee ist, Kinder in Schulen und Kitas einfach „durchseuchen“ zu lassen. Long Covid ist Fakt, auch bei Kindern, und diese Krankheit wird uns als Gesellschaft noch sehr lange beschäftigen.

Und eines steht in der Wissenschaft fest: Wer sich nicht impfen lässt, wird sich in den kommenden Wochen unweigerlich mit dem Coronavirus infizieren – und geht damit ein erhebliches Krankheitsrisiko ein. Unsere Aufgabe als Journalisten ist, diese Risiken zu dokumentieren und über die Folgen aufzuklären. Das ist keine „Panikmache“ oder ähnliches dummes Zeug. Nur wer informiert ist, kann richtige und kluge Entscheidungen treffen. Wissen ist Macht, heißt es so schön – in diesem Fall bedeutet es schlicht: Wissen ist Überleben, Wissen bedeutet Gesundheit. Übrigens: Auf den Intensivstationen liegen derzeit zu 95 Prozent Nicht-Geimpfte. Und sehr viele davon haben am Ende ihres Lebens vor allem eines bereut: nicht geimpft zu sein, und das Coronavirus unterschätzt zu haben.

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